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Fechten

Tina Gerhäusser

Der filigrane Zweikampfsport gehört zu den ältesten Disziplinen bei den modernen Olympischen Spielen: seit 1896 gibt es Wettbewerbe im Florett- und Säbelfechten, vier Jahre später folgten Degenfecht-Wettkämpfe.

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Piktogramm für Fechten bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking, China. Foto: +++(c) Picture-Alliance / ASA+++
Bild: picture-alliance/ dpa

„Meine Sportart ist eine sehr schöne Kombination aus Technik, Taktik und Schnellkraft“, sagt Britta Heidemann über das Fechten. Die 25jährige ist nach Gold bei der Weltmeisterschaft 2007 die derzeit erfolgreichste deutsche Fechterin. Ihre Disziplin: das Fechten mit dem Degen. Diese elastische, dreikantige Klinge – Degen bedeutet „langer Dolch“ – ist eine von drei Fechtwaffen. Man ficht noch mit dem rechteckigen Florett – das Wort kommt von französisch „Fleur“, Blume – und mit dem Säbel, mit dem man nicht nur stoßen sondern auch Hiebe austeilen darf.


Zweikampfregeln

Drei Waffen für drei verschiedene Wettbewerbskategorien bei den Olympischen Spielen. Das Besondere am Degenfechten sei, dass die Trefferfläche von Kopf bis Fuß reiche, erklärt Britta Heidemann. „Die einzige Regel, die es gibt ist, wer trifft, der trifft“. Im Säbel- und Florettfechten hingegen gebe es spezielle Angriffs- und Verteidigungsregeln und bestimmte Trefferflächen. So zählen beim Florettfechten keine Treffer auf Kopf, Arme und Beine und beim Säbelfechten ist der Unterkörper von der Trefferfläche ausgenommen.

Britta Heideman während der WM 2005 in Leipzig (AP Photo/Eckehard Schulz)
Zur Zeit Deutschlands erfolgreichste Fechterin: Britta HeidemannBild: AP

Ein Gefecht in der Wettkampfvorrunde ist entweder nach fünf Treffern für einen Fechter siegreich zu Ende oder nach drei Minuten effektiver Kampfzeit. In der Endrunde, im sogenannten „Direktausscheid“, gewinnt, wer zuerst 15 Treffer erzielt oder nach dreimal drei Minuten Kampfzeit die meisten Punkte geholt hat.


Zweikampfstärke

„Es gewinnt derjenige, der die besseren Nerven bewahrt“, sagt die Weltmeisterin im Degenfechten. Perfekte Koordination des Körpers und ein gutes Gefühl für Taktik und Abstand seien wichtig, sagt Heinemann, vor allem aber komme es auf die mentale Stärke an. „Es geht darum, sich selber zu behaupten, dem anderen überlegen zu sein und eben bis zum Ende durchzuhalten.“ Das sei das schwierigste. Denn auch schlechtere Fechter, selbst blutige Anfänger könnten die besten Fechter schlagen, etwa weil der Bessere gerade nicht in der mentalen Verfassung sei oder der etwas Schlechtere sich gut zusammenreißen könne. „Deswegen ist unsere Sportart sehr, sehr spannend“, sagt Britta Heinemann und lächelt als könne sie den nächsten Wettkampf kaum erwarten.


Finten und Tücken

Es kommt darauf an, den anderen zu täuschen – „Finte“ heißt das beim Fechten. Um Angriffen auszuweichen, muss man extrem geschickt sein auf der Fechtbahn. Die sogenannte „Planche“ ist wie ein schmaler Steg: mit ihren anderthalb bis zwei Metern Breite und sieben Metern bis zur Mittellinie lässt sie den Fechtern nur wenig Spielraum. Ein Nahkampf, der schön und gefährlich aussieht.

Aber Angst brauche man nicht zu haben, sagt Britta Heidemann. Selten gebe es mal eine Situation, wenn der Degen tatsächlich mal auf der Maske, lande, da würde sie sich erschrecken. Doch die Schutznormen für Kleidung, Waffen und die Umstände des Gefechts seien wirklich sehr hoch. „Ich habe noch nie in meinem Leben Angst gehabt, dass mich ein abgebrochener Degen zum Beispiel durch die Maske in den Kopf treffen könnte.“

Entfesselt oder angeseilt

Fechtkampf bei der WM 2008 in Peking / Foto: EPA/OLIVER WEIKEN +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bild: picture-alliance/ dpa

Eine Katastrophe passierte aber doch in den frühen Jahren des olympischen Fechtsports, 1924 in Paris. Da gingen italienische Fechter mit dem Florett auf den ungarischen Schiedsrichter los. Der Streit musste schließlich sogar in einem echten Duell geklärt werden. Das alles nur, weil man sich über ein paar Treffer im Wettbewerb uneinig war. Objektive, elektronische Treffermessungen gab es damals noch nicht. Sie wurden zuerst im Degenfechten 1936 eingeführt.

Inzwischen sind alle Fechter an einer langen Schnur mit elektronischem Kabel angeseilt. Den Sport störe das nicht, meint Britta Heidemann. Im Gegenteil, sie habe vor einem halben Jahr das erste Mal ohne Schnur, also kabellos, gefochten, weil das eine neue entwickelte Technik so vorsehe. „Da hat mir echt was gefehlt“, sagt sie lachend.


Helden heute und gestern

In Peking bleibt aber erstmal jeder Fechter an seiner Schnur. Insgesamt 10 Goldmedaillen sind zu vergeben: im Degenfechten, Florettfechten und Säbelfechten jeweils eine für die Einzelkämpfe der Männer und Frauen und eine für die Männer-Mannschaft - das sind insgesamt neun Goldmedaillen. Die zehnte geht an die siegreiche Frauen-Mannschaft im Säbelfechten, der einzigen Teamdisziplin für die Frauen in diesem Jahr. Vor vier Jahren in Athen hatte Britta Heidemann mit dem Degenfecht-Team Silber holte. Für 2008 räumt sie einigen Nationen gute Medaillenchancen ein.

Neu im Kreis der Favoriten seien die Chinesen. Dann gebe es „klassische, starke Nationen“, wie Russland, Ungarn, Italien, Frankreich und auch Deutschland. Die erfolgreichsten Fechter aller Zeiten kommen aus Ungarn und Italien: Bei den Frauen holten die Ungarin Ildiko Rejto-Ujlaki in den 60er Jahren und die Italienerin Giovanna Trillini zwischen 1992 und 2004 jeweils sieben olympische Medaillen. Bei den Männern ist der Eduardo Mangiarotti, der italienische Fechtstar von 1936 bis in die 60er Jahre, nur schwer einzuholen: Er gewann 13 olympische Medaillen.