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Bildergeschichten (7)

Tillmann Bendikowski27. Juni 2012

1965: Die Ruhr-Universität nimmt den Lehrbetrieb auf: Bochum, Bildung und Beton.

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Im Vordergrund ein Landwirt samt Pferd, im Hintergrund Bau der Uni Bochum Copyright: Stadt Bochum, Presseamt"
Bild: Stadt Bochum, Presseamt

Dieses Foto ist nicht gestellt. Es trug sich wirklich so zu: Während im Vordergrund der wackere Landmann mit Hilfe seines Pferdes das Heu wendet, wachsen auf der anderen Seite des kleinen Tals die riesigen Beton-Bauten in die Höhe, die von einer neuen Zeit künden sollen. Die Bildungseuphorie der 60er Jahre findet ihr Symbol im Bau der Ruhr-Universität in Bochum. Es ist die erste Universitätsgründung in der Geschichte der Bundesrepublik. Das Gelände gilt zeitweise als größte Baustelle Europas – was alle Beteiligten mit Stolz erfüllt.

Bis zu diesem Zeitpunkt ist Bochum nicht mehr und nicht weniger als die Hauptstadt des deutschen Bergbaus – der allerdings schon längst erkennbar in die Krise geraten ist. Da trifft es sich gut für die Stadt, dass sie im heftigen Wettstreit um die Universität alle Konkurrenten aus dem Feld schlagen kann, zum Schluss noch die Nachbarstadt Dortmund. Es war auch ein parteipolitischer Sieg: Die SPD wollte die neue Universität nach Dortmund holen, die CDU-geführte Landesregierung machte sich hingegen für den Standort Bochum stark. Mit Erfolg.

Es ist die Architektur der Ruhr-Universität, die in den Folgejahren immer wieder in die Kritik gerät. Sichtbarer Beton ist hier das Gesicht einer neuen Zeit, oft genug geht in der Wahrnehmung des neuen Hochschul-Standorts verloren, welche hervorragenden Studienbedingungen hier entstehen. Für das Ruhrgebiet ist die Universität fraglos das Tor zu einer neuen Welt: Vielen Kindern aus Arbeiterfamilien macht die räumliche Nähe zur Uni erst ein Studium möglich, vor allem junge Frauen nutzen ihre Chance auf höhere Bildung und Eigenständigkeit.
Übrigens hat auch Dortmund kurze Zeit später seine Universität bekommen – doch nach den Jahren der Konkurrenz scheint inzwischen eine andere Zeit im Ruhrgebiet angebrochen zu sein: Die Universitäten Bochum, Dortmund und Essen-Duisburg mit zusammen fast 100.000 Studierenden kooperieren seit fünf Jahren in der "Universitätsallianz Metropole Ruhr". Vielleicht wächst hier ein neuer, noch eindrucksvollerer Standort einer Universität des Ruhrgebiets heran …