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Bildergeschichten (2)

Tillmann Bendikowski16. Mai 2012

Da strahlte die DDR. Rossendorf und der Stolz ostdeutscher Atomforschung (1971)

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Verladen von radioaktivem Material aus der Kernforschungsanlage Rossendorf bpk / Gerhard Kiesling
Bild: bpk / Gerhard Kiesling

Es gibt viele nützliche Tipps, wie man mit radioaktivem Material umgehen sollte. Zu den sinnvollsten gehört zweifelsohne die Empfehlung "Abstand halten" – wenn es sich denn einrichten lässt. Welche Wirkung das entsprechende Schild hatte, das einst am Heck eines DDR-Lieferwagen angebracht wurde, wissen wir nicht. Aufgenommen wurde das Bild im Jahr 1971 beim Beladen eines Fahrzeugs mit schwachradioaktivem Material im ehemaligen Kernforschungszentrum Rossendorf bei Dresden. Zu DDR-Zeiten war diese Anlage der ganze Stolz der ostdeutschen Atomforschung.

Als die Anlage in Rossendorf vor über 50 Jahren eröffnet wurde, hatte die DDR im prestigeträchtigen Wettrennen mit den westdeutschen Atomforschern nur den ungeliebten zweiten Platz belegt: Bereits am 31.10.1957 war in Garching bei München ein Forschungsreaktor als erstes deutsches Kernkraftwerk in Betrieb gegangen – erst am 16.12.1957 folgte Rossendorf. In jenen Jahren – geprägt vom Kalten Krieg und einer heute befremdlich anmutenden Begeisterung für eine atomare Zukunft – sorgte sich in Ost wie West selbstverständlich niemand um ein plausibles Entsorgungskonzept für den anfallenden Atommüll.

Als der Reaktor nach über 30 Jahren 1991 schließlich stillgelegt wurde, lagerten auf dem Gelände Brennelemente, Brennstäbe und andere strahlende Überreste. Das alles musste entsorgt werden, entstand doch hier ein neues Forschungszentrum, in dem heute angewandte Grundlagenforschung betrieben wird. Und so wurden im Jahr 2005 zunächst 951 abgebrannte Brennstäbe ins nordrhein-westfälische Zwischenlager Ahaus gebracht, wo heute noch zahlreiche von ihnen lagern. Später ging schwach angereichertes Uran per Schiff nach Kasachstan, und Ende 2006 hob von Dresden ein Flugzeug mit etwa 200 Kilogramm Uran russischer Herkunft ab. Ziel war die Atomforschungsanlage Podolsk südlich von Moskau, wo das Material wieder aufgearbeitet wird. An dem Flugzeug dürfte vermutlich kein Schild mit der Mahnung nach möglichst viel Abstand geprangt haben...