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Berlusconi und die Liebe

Frank Hoffmann2. September 2008

In der Politik sorgt der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi für mehr oder weniger derbe Verbal-Attacken, in der Musik widmet sich der Regierungschef den leisen Tönen: Er komponiert CDs mit Liebesliedern.

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Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi gestikuliert, während der Sänger Mariano Apicella ein Lied zur Gitarre singt (23.5.2003)
In der Freizeit küsst den italienischen Ministerpräsidenten die MuseBild: picture alliance/dpa

Im Nachhinein scheint es purer Zufall, dass Silvio Berlusconi Ministerpräsident geworden ist. Eigentlich war er zu Höherem berufen, denn er schreibt italienische Liebes-Songs. Eine seiner Textzeilen lautet zum Beispiel: "Jetzt sing ich euch ein Lied, damit habe ich mich über Wasser gehalten, als ich an der Sorbonne in Paris studiert habe. Denn tagsüber studierte ich und nachts sang ich."

Nach der Arbeit das Vergnügen

Sänger Mariano Apicella (29.10.2003/AP)
Mariano Apicella singt Berlusconis LiebesliederBild: AP

Der italienische Regierungschef singt zwar nicht selbst, aber in seiner Freizeit betätigt er sich gern mal als Komponist. Und bald kommt seine mittlerweile dritte CD auf den Markt. Beim Texten muss wohl die Sangeslust überhand genommen haben, denn von den angeblichen Studien an der Sorbonne haben auch die penibelsten Biografen von Berlusconi bisher keine Spur gefunden. Gesichert dagegen ist, dass Berlusconi, bevor er die Laufbahn als Medienunternehmer und Politiker einschlug, an eine Karriere als Chansonnier dachte. Er träumte von großen Tourneen, während er mit einer Band auf Kreuzfahrtschiffen auftrat. Den Gerüchten nach warfen die Musiker Berlusconi heraus, weil er wegen seiner vielen Verehrerinnen zu viele Auftritte verpasste.

Künstlerisch geriet er daraus zunächst ins Abseits, während er als Unternehmer eine steile Karriere hinlegte. Als älterer Herr kehrt er nun wieder zu seinen musikalischen Wurzeln und seiner ursprünglichen Frohnatur zurück. Anstelle von ein paar ausgelassenen Kreuzfahrttouristen, jubeln ihm heute Tausende von Anhängern zu, die er auf seinen Wahlveranstaltungen in rasende Begeisterung versetzt.

Lieder, Liebe und Leidenschaft

Ein Herz am Himmel (07.08.2004/AP)
Italienische Amore: Silvio Berlusconi komponiert LiebesliederBild: AP

Doch wie schafft er es, sich neben all seinen Verpflichtungen im Regierungsamt, auch noch intensiv der leichten Muse zu widmen ? Am liebsten komponiert er in einer seiner Luxusvillen auf der Insel Sardinien, und mit weiblicher Begleitung. Schließlich sind Liebeslieder seine große Leidenschaft.

"Ich denk an dich auch wenn ich gar nicht will", säuselt er in seinen Texten. Das muss man ihm glauben, denn Berlusconi singt diese sogar selbst – zumindest bei privaten Anlässen und nicht auf seinen Platten. 2003 hat er zum ersten Mal mit dem Neapolitanischen Sänger Mariano Apicella eine CD herausgebracht, auf der er seine Texte zu der im Duo komponierten Musik beisteuerte. Die Platte verkaufte sich immerhin 45.000 Mal und brachte dem Multimilliardär auch noch tüchtig Tantiemen ein.

Ein musikalischer Butler

Silvio Berlusconi (11.04.2006/dpa)
Ein Leben zwischen Politik und MusikBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Drei Jahre später kam ein neues Album mit 14 Liedern: "L’ultimo amore" (Letzte Liebe) war sein musikalisches Bekenntnis. Es mag wohl seine ihm eigene Bescheidenheit gewesen sein, auch diesmal wieder den Gesangspart Mariano Apicella zu überlassen, der wie einst Berlusconi selbst ein tingelnder Sänger war. Bis zu jenem Abend im Jahr 2001, als ihn Berlusconi in einem Luxushotel in Neapel entdeckte und zu einer Art musizierendem Butler machte. Seither sind die beiden ein kreatives Paar. Berlusconi schreibt die Lieder und Apicella singt sie, auf der CD zumindest, solo.

Aber bei seinen Hauskonzerten übernimmt Berlusconi die Hauptrolle und Apicella besorgt brav die Begleitung. Da zerschmilzt italienische Romantik auf dem Trommelfell und Berlusconi bestätigt alle Klischees von italienischer Amore. Und so wird es auch bei der neuen und allen folgenden Berlusconi CDs sein. Er bleibt politisch wie musikalisch seiner Linie treu - wohl bis in alle Ewigkeit.