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Politik

Berg-Karabach: Armenien muss Kubadli räumen

27. Oktober 2020

Offiziell war am Montag eine Feuerpause in Kraft getreten. Doch im Konfliktgebiet ist davon kaum etwas zu spüren. Behörden der Bergregion melden neue Kämpfe entlang der Frontlinie.

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Aserbaidschan | Berg-Karabach | Zerstörtes Haus in Tartar
Bild: Aziz Karimov/AP Photo/picture-alliance

Im Krieg um die Provinz Berg-Karabach hat Armenien den Verlust einer strategisch wichtigen Stadt eingeräumt. Kubadli an der iranischen Grenze sei aufgegeben worden, um unnötige Verluste zu vermeiden, teilte das Verteidigungsministerium in Eriwan mit. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium in Baku erklärte, der Gegner sei weiter zurückgedrängt worden. Armenien unterstützt die selbsternannte Republik Berg-Karabach, die von überwiegend christlichen Armeniern bewohnt wird, völkerrechtlich aber zum islamisch dominierten Aserbaidschan gehört.

"Größere Erfolge" mit neuer Militärspitze

Am Montagmorgen war eine neue Waffenruhe unter Vermittlung der US-Regierung in Kraft getreten, die allerdings nicht lange hielt. Armenien sprach von Verletzten bei Angriffen auf südliche Gebiete an der Grenze zum Iran. Baku dementierte zunächst den Beschuss des armenischen Territoriums. Gleichzeitig räumten Armee und Grenzschutz ein, dass sie auch militärische Objekte außerhalb des eigenen Territoriums als Ziel betrachten.

Armenien und Aserbaidschan machten sich wechselseitig für das Scheitern der Waffenruhe verantwortlich. Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan schrieb auf Twitter, die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft seien gescheitert. Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev erklärte, in den von seinen Streitkräften "befreiten Gebieten" würden alle Zerstörungen dokumentiert. Armenien solle für "Kriegsverbrechen" zur Rechenschaft gezogen werden.

Karte Armenien Aserbaidschan Berg-Karabach mit Barda DE

Unterdessen wechselte der Regionalchef von Berg-Karabach, Araik Arutjunjan, den Oberkommandierenden aus. Der Generalmajor habe sich verletzt, hieß es als Begründung. Arutjunjan sagte, er sei sich sicher, dass seine Truppen mit der neuen Führung "größere Erfolge" erzielen könnten.

Iran plant Friedensinitiative

Nach den jüngsten Verstößen gegen die Feuerpause plant der Iran nun eine neue Friedensinitiative. Das gab Außenamtssprecher Said Chatibsadeh im Staatsfernsehen bekannt. Vizeaußenminister Abbbas Araghchi werde demnächst mit Offiziellen in Armenien und Aserbaidschan sowie Russland und der Türkei über die iranische Friedensinitiative reden, sagte der Sprecher. Was die neue Initiative beinhaltet und wann genau Araghchis Reise geplant ist, teilte Chatibsadeh nicht mit. Der Iran steckt im Berg-Karabach-Konflikt in einer politischen Zwickmühle. Teheran pflegt zu beiden Ländern gute Beziehungen und zieht es daher vor, weiterhin neutral zu bleiben.

Die Gefechte um Berg-Karabach dauern bereits seit Ende September an. Aserbaidschan hatte in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren die Kontrolle über das bergige Gebiet mit etwa 145.000 Bewohnern verloren. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. Aserbaidschan genießt in dem Konflikt die Unterstützung der Türkei. Russland ist Schutzmacht Armeniens.

jj/mir/rb (dpa, rtr, afp)

Kämpfe um Berg-Karabach halten an - Julia Hahn und Aaron Tilton berichten