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Bekannter ukrainischer Bergsteiger getötet

25. Januar 2023

Zu den ukrainischen Soldaten, die bei den Kämpfen um die Stadt Soledar ihr Leben ließen, gehört auch Oleksandr Zakolodniy. Vor zehn Jahren war der Bergsteiger knapp einem Taliban-Anschlag in Pakistan entgangen.

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Ein zerstörtes Militärfahrzeug bei Soledar in der Region Donezk steht auf einem Feld
Die Region um die Stadt Soledar im Donbass ist hart umkämpftBild: DPR People s Militia/TASS/IMAGO/ITAR-TASS

"2013 überlebte Sanya den Angriff pakistanischer Terroristen auf das Basislager am Nanga Parbat. 2023 wurde Sanya beim Angriff russischer Terroristen auf die Ukraine getötet." So kommentierte der ukrainische Bergsteiger Andrii Vergeles auf Facebook den Tod von Oleksandr, genannt "Sanya", Zakolodniy. Er starb am vergangenen Samstag bei Kämpfen um die ostukrainische Stadt Soledar, ebenso wie sein Freund Hryhoriy Hryhoriev, auch er ein ambitionierter Bergsteiger und Kletterer. Beide wurden 35 Jahre alt.

Nach der russischen Invasion in der Ukraine hatten sie - wie viele andere ukrainische Bergsteigerinnen und Bergsteiger - Eispickel und Seil beiseitegelegt und zu den Waffen gegriffen, um ihr Heimatland zu verteidigen.

"Sanya", Zakolodniy: großes Verantwortungsbewusstsein

Zakolodniy gehörte zu den bekanntesten Alpinisten des Landes. Er war Vizepräsident des ukrainischen Bergsteigerverbands - einer, der sich engagierte. Seit zehn Jahren trainierte Zakolodniy Kinder und Jugendliche in dem von ihm geleiteten Kletterzentrum "Vertikal" in der Millionenstadt Charkiw.

Er sei als Sportkletterer und auch als Höhenbergsteiger "körperlich unglaublich stark gewesen", schreibt Irina Poltavets, eine Freundin der Familie Zakolodniy, auf Facebook und charakterisiert ihn so: "Immer lächelnd, aktiv, unglaublich verantwortungsbewusst nicht nur für sich und seine große Familie (vier Töchter), sondern auch für die Kinder anderer Leute und die Zukunft des Sports und des Landes." Zakolodniy hinterlässt seine Frau Olga sowie zwei gemeinsame Töchter und zwei Töchter aus einer früheren Ehe seiner Frau.

Zakolodniy überlebte Anschlag am Nanga Parbat

Als Schüler trat Zakolodniy einem Wanderklub in Charkiw bei. Dort sammelte er auch erste Erfahrungen im Klettern. Diese vertiefte er später während seines Sportstudiums. Zakolodniy gehörte dem ukrainischen Nationalkader im Bergsteigen an und nahm an einigen Expeditionen teil. So erwarb er sich den prestigeträchtigen Bergsteiger-Titel "Schneeleopard", indem er alle fünf auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion gelegenen Siebentausender bestieg.

Der 8485 Meter hohe Makalu in Nepal, der fünfthöchste Berg der Erde, fotografiert vom Everest-Gipfel aus
Der 8485 Meter hohe Makalu in Nepal, der fünfthöchste Berg der ErdeBild: picture-alliance/dpa

2010 war Zakolodniy auch Mitglied einer ukrainischen Expedition zum Achttausender Makalu in Nepal, bei der das 13-köpfige Bergsteiger-Team eine neue Routenvariante durch die anspruchsvolle Südwestwand eröffnete. Zakolodniy verzichtete auf den Gipfel und kehrte auf 7700 Metern um: Er half einem höhenkranken Teamkollegen hinunter ins Basislager.

2013 gehörte Zakolodniy zu einem internationalen Team, das sich am 8125 Meter hohen Nanga Parbat in Pakistan versuchte. Während der Expedition drangen Taliban-Terroristen ins Basislager ein und erschossen elf Bergsteiger, darunter drei Ukrainer. Zakolodniy entging dem Anschlag nur, weil er zu dem Zeitpunkt am Berg unterwegs war.

Ukrainische Armee lehnte Zakolodniy zunächst ab

Der Fotograf Denis Kolisnychenko, mit Zakolodniy seit Kindestagen befreundet, berichtet auf Facebook, dass der Bergsteiger kurz nach Beginn des russischen Einmarschs ihm und vielen Bekannten bei der Flucht aus der belagerten Kleinstadt Tschuhujiw nahe Charkiw geholfen habe. Dabei habe ihm Zakolodniy auch erzählt, dass die ukrainische Armee den Bergsteiger eigentlich zunächst als ungeeignet zurückgewiesen habe.

Schließlich aber seien Zakolodniy und sein Freund Hryhoriev doch in eine Sondereinheit aufgenommen worden, für die sie bis zuletzt gekämpft hätten. "Der Krieg nimmt die Besten", schloss Kolisnychenko.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter