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Bedrohung 2.0: Viren für Smartphones

15. Februar 2011

Das Smartphone könnte bald den PC ersetzen. Doch je mehr sensible Daten im Handy gespeichert werden, desto lohnender werden Angriffe von Hackern und Datendieben, sagen Experten auf dem Mobile World Congress in Barcelona.

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Handy mit Totenkopf (Bild: DW)
Firewall und Antivir auch bald fürs Handy?Bild: DW/arahan - Fotolia.com

Im Jahr 2015 werden die US-Bürger mehr Smartphones besitzen als Personalcomputer, sagen anerkannte Marktforschungsinstitute wie Frost&Sullivan oder Forrester voraus. Und was in den USA seinen Anfang nimmt, kommt immer schneller auch nach Europa - schließlich leben wir in einer digitalen, vernetzten Welt. Auf dem World Mobile Congress in Barcelona diskutieren Experten deshalb vor allem zwei Fragen: Droht uns ein Capacity Crunch, ein Engpass in der mobilen Datenkommunikation? Und wissen die Smartphone-Nutzer, dass sie schon bald zum Ziel von Hackern und Datendieben werden können?

Deckeninstallation, die ein Breitbandkabel symbolisiert (Foto: Geraldo Hoffmann)
Trotz Breitband - DSL wird bald nicht mehr ausreichenBild: Geraldo Hoffmann/DW

Der mobile Datenverkehr wird in den nächsten drei Jahren die Marke von einem Exabyte pro Monat knacken, sagt Ken Damman voraus, Chef der Firma Openwave Systems. Ein Exabyte - das sind eine Milliarde Gigabyte, und das ist mit herkömmlichen Übertragungstechniken nicht mehr zu schaffen. Allein im deutschen Mobilfunk hat sich die Datenmenge im vergangenen Jahr auf 70 Millionen Gigabyte mehr als verdoppelt, schätzt der deutsche IT-Branchenverband BITKOM. 70 Millionen Gigabyte - das entspricht dem Inhalt von rund 15 Millionen DVDs. Zwar gibt es schon den nächsten Übertragungsstandard namens LTE, dessen Bandbreite rund sechs mal so hoch ist wie beim herkömmlichen DSL, doch dazu müssen allein in Deutschland bis zum Jahr 2015 rund sieben bis acht Milliarden Euro investiert werden, schätzt der IT-Branchenverband BITKOM.

Erste Trojaner aufgetaucht

Antje Weber von der Symantec Deutschland GmbH (Foto: Rolf Wenkel)
Antje Weber von der Symantec Deutschland GmbHBild: DW

Was dem Privatanwender allerdings sehr viel mehr unter den Nägeln brennt: Können Smartphones von Hackern, Viren und Trojanern angegriffen werden? "Smartphones sind schon attackiert worden. Das ist Fakt. Aber es ist natürlich nicht vergleichbar mit PCs oder Computern", sagt Antje Weber vom Antiviren-Hersteller Symantec. Noch ist die Bedrohung nicht vergleichbar mit der für Personalcomputer oder Firmenrechner, aber es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der im Jahr 2010 entdeckte Smartphone-Trojaner namens Android FakePlayer Nachwuchs bekommt.

Die Bösewichter der neuen Generation legen keinesfalls das Smartphone lahm - im Gegenteil, sie tun alles, um beim Datenklau nicht entdeckt zu werden. "Diese Daten sind sehr wertvoll für Hacker: Sie bekommen dadurch zum Beispiel Passwörter für Web-Accounts, fürs Online-Banking und diverse andere Sachen, und die können sie entweder nutzbringend verkaufen oder selber missbrauchen", erklärt Antje Weber.

Gefährliche Apps

Als Silhouette ist ein Mann mit einem neuen iPhone des Herstellers Apple zu erkennen. Auf dem Display stellt das App-Programm "iPint" ein Glas mit Bier dar (Foto: dpa)
Apps - heute noch lustig, morgen schon gefährlich?Bild: DPA

Doch wie kommt so ein Virus oder Trojaner ins Telefon? "Per SMS wird zum Beispiel ein Link geschickt, der die Leute auf eine Webseite führt, die mit Schadcodes infiziert ist“, sagt Weber. Das ist eine Möglichkeit. "Aber wir sehen jetzt auch verstärkt, dass sich in Applikationen Sachen verbergen, die was anderes tun als eigentlich vorgegeben wird." Die deutschen Handy-Nutzer haben im letzten Jahr rund 900 Millionen mobile Anwendungen - kurz Apps - auf ihre Mobiltelefone geladen. Damit hat sich die Zahl der App-Downloads im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt, berichtet der IT-Branchenverband BITKOM. Täglich werden neue Apps entwickelt - hier auf dem Mobile World Congress in Barcelona ist die ganze Halle sieben nur den Applikationen gewidmet. Und je mehr es werden, desto größer wird die Gefahr, dass sich Bösewichter unter die Menge mischen.

"Natürlich werden diese Apps auch kontrolliert, aber es kommen halt täglich neue auf den Markt. Da ist eine gründliche Kontrolle sehr schwierig", sagt Antje Weber vom Antiviren-Hersteller Symantec - der natürlich eine Antwort auf die neue Bedrohung hat: "Wir bieten zum Beispiel 'Norton Mobile Security for Android' an, und da werden solche Applikationen auf Schadcodes oder schädliches Verhalten geprüft“, sagt Weber. Die Frage ist nur, ob die Anwender die Risiken erkennen. Dazu hat der russische Antiviren-Hersteller Kaspersky 500 Smartphone-Nutzer in Deutschland befragen lassen. Gut ein Drittel schätzt das mobile Internet gefährlicher ein als das Surfen am PC. Doch bislang will sich nur jeder Fünfte ein Antiviren-Programm für sein Smartphone zulegen.

Autor: Rolf Wenkel, Barcelona
Redaktion: Jutta Wasserrab