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Bayreuth ohne roten Teppich

24. Juli 2016

Das hat es so wohl noch nicht gegeben: Bei den Bayreuther Festspielen wird in diesem Jahr kein roter Teppich ausgerollt, und auch der Staatsempfang fällt aus. Damit wird den Opfern des Münchner Amoklaufs Respekt gezollt.

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Menschenleerer roter Teppich vor dem Festspielhaus picture alliance/dpa/M. Müller
In diesem Jahr fällt das Promi-Laufen ausBild: picture alliance/dpa/M. Müller

"Alles andere würden wir als geschmacklos und völlig unpassend empfinden", hatte Festspiele-Sprecher Peter Emmerich an die Stadt Bayreuth plädiert, die diese Einschätzung teilte. "Unsere Anteilnahme und unser Mitgefühl gehören in dieser schweren Stunde den Angehörigen der Opfer des gestrigen Amoklaufs", sagte Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Kurz zuvor hatte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer bereits den traditionellen Empfang im Anschluss an die Premierenvorstellung am Montag abgesagt. Er werde am Eröffnungstag auch nicht die Opernaufführung besuchen, ließ er mitteilen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel die mit ihrem Mann Joachim Sauer eigentlich zu den Stammgästen auf dem Grünen Hügel gehört, hatte schon vor Wochen aus terminlichen Gründen abgesagt. Sie will die Festspiele später zu einem späteren Zeitpunkt als Privatperson besuchen.

Angela Merkel und ihr Mann Joachim Sauer auf dem roten Teppich in Bayreuth Foto: Tobias Hase/dpa
Merkel ist Stammgast in Bayreuth - aber in diesem Jahr kann sie nicht zur Eröffnung kommenBild: picture-alliance/dpa

Sprecher Peter Emmerich kann sich nicht erinnern, dass der Promi-Lauf auf dem roten Teppich oder der Staatsempfang je zuvor abgesagt wurden. Die Aufführung der Neuinszenierung von Richard Wagners letzter Oper "Parsifal" soll trotzdem stattfinden. "Der Parsifal ist ein Werk, das eine Friedens- und Versöhnungsbotschaft enthält", betonte er. Am Sonntag (24.7.2016) verkündete die Festivalleitung, sie wolle die Premierenvorstellung den Opfern widmen: "Die Mitwirkenden der Bayreuther Festspiele trauern um alle Menschen, die am 22. Juli in München auf so tragische Weise ums Leben kamen", heißt es auf der Internetseite.

Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen

Schon lange vor den schrecklichen Ereignissen von München war das Gelände um das Festspielhaus aus Angst vor einem terroristischen Anschlag mit Zäunen gesichert worden. Damit werde auf die derzeit abstrakte Gefährdungslage in Deutschland reagiert, die nach Einschätzung von Experten bundesweiter Sicherheitsbehörden eine Folge der momentanen weltpolitischen Lage sei, teilte die Stadt mit. Für Oberfranken bestünden gegenwärtig allerdings keinerlei Anhaltspunkte für eine konkrete Gefährdungssituation.

Einen Zusammenhang zwischen der Angst vor Anschlägen und einer vermeintlich islamkritischen "Parsifal-Inszenierung hatte Regisseur Uwe Eric Laufenberg vehement bestritten. Im "Parsifal" gehe es um das Christentum, nicht um den Islam, hatte er der DW gegenüber klargestellt.

Betreten werden kann das Festspielgelände nur mit einem Sonderausweis, Autos dürfen in diesem Jahr nicht auf den Grünen Hügel. Berichten des Bayerischen Rundfunks zufolge wurden 35 Mitarbeiter von der Polizei wegen Vorstrafen als Sicherheitsrisiko eingestuft; man empfahl ihre Entlassung. Eine konkrete Gefahr sieht die Polizei aber nicht.

Die Bayreuther Festspiele sorgten in diesem Jahr schon mehrfach für Schlagzeilen. Dirigent Andris Nelsons warf nur wenige Wochen vor der Premiere das Handtuch. Nachrücker Hartmut Haenchen hatte nur wenige Tage Zeit, sich in die Materie einzuarbeiten. Und Regisseur Jonathan Meese wurde gefeuert - angeblich, weil sein Konzept zu teuer war. Für ihn übernahm Laufenberg.

suc/wl (dpa,epd)