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Der stille Triumph des Julian Nagelsmann

12. April 2023

Nach dem K.o. im DFB-Pokal steht der FC Bayern auch in der Champions League vor dem Aus. Und die Diskussion darüber, ob der Trainerwechsel zu Thomas Tuchel wirklich sinnvoll war, nimmt Fahrt auf.

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Manchester-Torjäger Erling Haaland hat zum 3:0 getroffen, die Bayern-Spieler lassen die Köpfe hängen.
Manchester-Torjäger Erling Haaland (r.) hat zum 3:0 getroffen, die Bayern-Spieler lassen die Köpfe hängenBild: Tim Goode/AP Photo/picture alliance

Julian Nagelsmann braucht gar nichts zu sagen oder schreiben. Nach wie vor ist sein Post vom 9. März auf Twitter sein bis dato letzter. Kommentarlos hatte Nagelsmann drei Jubelbilder veröffentlicht: zwei von der Mannschaft des FC Bayern, die vor der Fantribüne der Münchener feierte, eines, das ihn selbst mit geballter Faust zeigte. Am Tag zuvor hatte sein Team im Rückspiel der Champions League Paris St. Germain mit 2:0 besiegt und damit das Starensemble um Lionel Messi und Kylian Mbappé aus der Königsklasse geworfen. Gut zwei Wochen später hatten die Bayern-Verantwortlichen den Trainer vom Hof gejagt und durch Thomas Tuchel ersetzt - mit der Begründung, die Saisonziele seien gefährdet. Seitdem schweigt Nagelsmann, nicht nur in den sozialen Medien. Und viele andere reden über ihn. Selbst die UEFA.

Hämischer Kommentar der UEFA

"Einen Penny für die Gedanken von Julian Nagelsmann", witzelte der europäische Fußballverband in seinem Liveticker zur Partie Manchester City gegen den FC Bayern. Zu diesem Zeitpunkt, in der 82. Minute, führte der englische Meister bereits mit 3:0. So stand es auch nach dem Abpfiff. Und damit ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Bayern unter Thomas Tuchel nach dem überraschenden Aus im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg auch das nächste Saisonziel abschreiben können: den so heiß ersehnten Triumph in der Champions League. Die Durchhalteparolen der Bayern-Verantwortlichen wirkten angesichts der Klasse von Man City fast schon wie das berühmte Rufen im Walde.

Tuchel: "Niemals aufgeben"

"Ich habe im Fußball schon Unglaubliches erlebt", sagte Vorstandschef Oliver Kahn beim nächtlichen Bankett nach der Pleite. "Wir haben die Pflicht, in diesem Rückspiel noch mal alles, was möglich ist, reinzuwerfen." Trainer Tuchel bezeichnete im UEFA-Interview die Aufgabe als "riesigen Berg" und schob nach: "Ich werde mir nicht von Ihnen einreden lassen, dass er zu hoch ist. Aber er ist hoch."

Immerhin räumte Tuchel auch ein, dass man die Art der Niederlage erstmal verdauen müsse. Aber das Resultat sei in dieser Höhe nicht verdient gewesen, behauptete der Bayern-Coach. Er sei stolz auf seine Mannschaft. Und deshalb sei ihm auch vor dem Rückspiel am Mittwoch kommender Woche nicht bange. "Es ist Fußball, es ist ein Heimspiel, es ist eine deutsche Mannschaft", sagte Tuchel und fügte grinsend hinzu: "Wir werden niemals aufgeben, bevor wir nach dem Spiel unter der warmen Dusche stehen."

Debatte mit Zündstoff

Jedoch hat Tuchel nun in vier Spielen mit den Bayern bereits zwei kalte Duschen abgekommen. Und die Frage muss erlaubt sein: Hätte es Nagelsmann wirklich schlechter hinbekommen? "Die Debatte birgt natürlich Zündstoff", räumte Bayern-Offensivspieler Thomas Müller ein, wollte sich aber nicht näher dazu äußern, sondern verwies auf die Verantwortlichen an der Spitze des Klubs.

Der Marktwert Nagelsmanns dürfte jedenfalls in der Zeit seit seiner Freistellung bei den Bayern kaum gesunken sein. Schweigen kann eben Gold sein. Oder Geld. Nagelsmann muss gar nichts sagen. Die Ergebnisse sprechen für sich. 

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter