Anschlag in Kabul
30. September 2006Der Attentäter habe sich vor dem Innenministerium des Landes in die Luft gesprengt, erklärte ein Ministeriumssprecher am Samstag (30.9.2006). Die radikal-islamischen Taliban-Rebellen bekannten sich in einem Telefonanruf zu dem Anschlag. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
Mitarbeiter des Ministeriums seien gerade vor dem Gebäude aus einem Bus gestiegen, als der Sprengsatz vor dessen Eingang gezündet wurde, teilte die Polizei mit. Augenzeugenberichten zufolge versuchten Polizisten, den großen, untersetzten Attentäter noch aufzuhalten. Dieser sei jedoch in die Menschenmenge gerannt und habe dann die Bombe ausgelöst. Durch die Explosion wurden etliche kleine Läden in der Nähe erheblich beschädigt.
Zur Opferzahl gab es widersprüchliche Angaben, ein Mitarbeiter des Innenministeriums sprach von bis zu 13 Toten. Unter den Toten waren nach Angaben der afghanischen Nachrichtenagentur Pajhwok auch drei Mitarbeiter des Ministeriums. Insgesamt 54 Menschen seien mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, sagte ein Polizeisprecher.
Bedrohliche Lage
Die Sicherheitslage in Afghanistan ist zurzeit so schlecht wie seit dem Sturz des Taliban-Regimes vor fünf Jahren nicht mehr. Auch in Kabul haben Taliban-Kämpfer in den vergangenen Wochen vermehrt Anschläge verübt. Beim bislang schwersten Selbstmordattentat in Kabul seit fünf Jahren waren vor drei Wochen mindestens 15 Menschen getötet worden, als eine Autobombe nahe der US-Botschaft detonierte.
Die von der NATO geführte Afghanistan-Schutztruppe ISAF unterstützt die afghanische Regierung im Kampf gegen die Aufständischen. Der NATO-Rat beschloss erst am Donnerstag die Ausweitung ihres Einsatzes auf den Osten des Landes. Sie ist nun im ganzen Land aktiv. Laut dem amerikanischen NATO-Oberbefehlshaber General James Jones fehlen der ISAF im Kampf gegen die Taliban und andere Rebellen jedoch etwa 2500 Soldaten. Die Armee umfasst derzeit etwa 20.000 Soldaten sowie 13.000 Soldaten der USA. Auch Bundeswehrsoldaten sind im Einsatz; sie sind vor allem im relativ ruhigen Norden des Landes stationiert.
Mehr Geld für US-Militär
Der amerikanische Kongress bewilligte am Freitag für die Kriegseinsätze der US-Streitkräfte im Irak und in Afghanistan zusätzlich 70 Milliarden Dollar. Nach dem Repräsentantenhaus billigte in Washington auch der Senat die Vorschläge des Pentagons. Damit steigt der Wehretat 2007 auf 448 Milliarden Dollar. US-Präsident George W. Bush äußerte sich zufrieden und sprach von den notwendigen Mitteln, um das Land zu verteidigen und den Krieg gegen den Terrorismus zu gewinnen. (mas)