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Asmussen EZB-Chefvolkswirt

10. September 2011

Finanzminister Schäuble und Eurogruppen-Chef Juncker schicken den erfahrenen Krisenmanager ins Rennen um einen Schlüsselposten in der EZB. Für den gebürtigen Flensburger ist es sein bisher größter Karrieresprung.

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Jörg Asmussen (Foto: dpa)
Jörg Asmussen: Krisenmanager mit BilderbuchkarriereBild: DPA

Einen Tag nach dem überraschenden Rückzug des Deutschen Jürgen Stark vom Posten des Chefvolkswirts der Europäischen Zentralbank (EZB), steht nun fest, wer dem 63-Jährigen folgen soll. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und der Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, sprachen sich am Samstag (10.09.2011) für den Staatssekretär im Finanzministerium, Jörg Asmussen, aus. Dieser muss nun einstimmig von der Eurogruppe nominiert, dann von EU-Parlament und EZB-Direktorium angehört und schließlich von den Euro-Staats- und Regierungchefs bestätigt werden.

Asmussen ist gerade einmal Mitte 40 und doch hat er schon mit fast mit allen wichtigen Vertretern der internationalen Finanzwelt an einem Tisch gesessen. Als Staatssekretär unter Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) machte sich der studierte Volkswirt nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers einen Namen als einer der Feuerwehrmänner des Weltfinanzsystems. Verhandlungen zu führen mit den Notenbankern der G7-Staaten oder Notfall-Szenarien mit den Spitzenvertretern des Internationalen Währungsfonds durchzuspielen - das ist für Jörg Asmussen in den vergangenen Jahren schon fast zur Routine geworden.

Beamtenkarriere im Zeitraffer

Begonnen hat Asmussens steile Karriere 1996 im Bundesfinanzministerium unter Theo Waigel (CSU). Unter dessen Nachfolger Hans Eichel (SPD) stieg er 2003 mit 37 Jahren zum jüngsten Ministerialdirektor der Bundesregierung auf. Wenige Jahre später, im Sommer 2008, machte ihn Peer Steinbrück zum jüngsten Staatsekretär des Kabinetts.

Axel Weber (Foto: dapd)
Der frühere Bundesbankpräsident Axel Weber bildete Asmussen ausBild: dapd

Zusammen mit Jens Weidmann, dem amtierenden Bundesbankpräsidenten und früheren Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), studierte Asmussen Volkswirtschaft in Bonn. Einer seiner Hochschullehrer damals war Axel Weber, der bis Anfang 2011 Bundesbankpräsident war und als designierter Nachfolger von Jean-Claude Trichet an der Spitze der Europäischen Zentralbank galt. Webers Rücktritt wurde genau wie jetzt der von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark als Protest gegen die Politik der Notenbank gewertet, Staatsanleihen kriselnder Schuldenstaaten wie Griechenland, Italien oder Spanien aufzukaufen.

Wofür steht Jörg Asmussen?

Asmussen spricht fließend Englisch, ist redegewandt und gilt als äußerst geschickter Verhandler. Sein sicheres Auftreten und seine unaufgeregte Art sind genauso typisch für den Karrierebeamten wie sein leicht unterkühlter norddeutscher Humor. Auch nach der Wahlniederlage der Sozialdemokraten bei den letzten Bundestagswahlen hielt CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble an SPD-Mann Asmussen fest. Seit Jahren zieht Asmussen die Fäden beim deutschen Krisenmanagement der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise. Alle bisherigen Rettungspakete für die Pleitekandidaten der Eurozone hat Asmussen mitgeschnürt.

Jetzt steht der gebürtige Flensburger vor dem Sprung auf einen Chefposten der nach der US-Notenbank wichtigsten Zentralbank der Welt. Finanzexperten dürfen ab sofort darüber spekulieren, ob sich Asmussen in seiner neuen Funktion eher als Weber-Schüler und Vertreter der Währungsstabilität einen Namen machen wird oder die bisherige Politik der Bundesregierung unterstützt: Immer mehr Milliardenbürgschaften für Länder wie Griechenland, die sich immer schneller in einer rasanten Abwärtsspirale drehen - auf Kollisionskurs mit der finanzpolitischen Realität.

Autor: Thomas Kohlmann

Redaktion: Julia Elvers-Guyot