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Antisemitische Vorfälle trüben Union-Sieg

Felix Tamsut Adaption: Thomas Klein
1. Oktober 2021

Union Berlin holt sich gegen den israelischen Meister Maccabi Haifa den ersten Sieg in der Conference League. Doch die gute Stimmung im Berliner Olympiastadion wird durch offenbar antisemitische Beschimpfungen getrübt.

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Deutschland | UEFA Europa Conference League | 1. FC Union Berlin - Maccabi Haifa
Bild: Matthias Koch/imago images

Union Berlin freut sich über den ersten Sieg in der Conference League. Gegen den israelischen Meister Maccabi Haifa siegt das Team von Trainer Urs Fischer klar mit 3:0. Doch die Geschehnisse auf dem Platz rücken in den Hintergrund, weil es auf der Tribüne zu antiseminitischen Beschimpfungen kommt.

Wie das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin-Potsdam (JuFo DIG) bei Twitter berichtet, soll eine Gruppe von Personen, die in unmittelbarer Nähe des Auswärtsblocks israelische Flaggen hochgehalten hatte, von einigen Union-Fans antisemitisch beschimpft worden seien.

"Im gemischten Block wurden wir von Union-Fans bedroht, mit Bier beworfen" und unter anderem "als 'scheiß Juden' beleidigt", heißt es in dem Tweet der JuFo DIG: "Ein Union-Fan hat versucht, die Israel-Fahne einer unserer Zuschauerinnen anzuzünden, was glücklicherweise schnell durch Zivilpolizisten verhindert werden konnte."

Im Gespräch mit der DW berichtet ein Augenzeuge über die Vorfälle. "Es waren wirklich viele Fans mit Maccabi Merch oder Israel-Fahnen im Stadion, die aber durchweg passiv waren und eigentlich nur das Spiel geschaut haben", so der Fan. "Scheiß Juden, wir machen euch wieder platt oder f*** euer Israel waren Aussprüche, die wir gehört haben. Nach dem 3:0 flogen dann auch Bierbecher und andere Gegenstände in Richtung des Gästeblocks. Dann sind wir und viele andere auch raus."

Union Berlin bittet um Mithilfe

Das Netzwerk FARE, das gegen Rassismus und Diskriminierung im europäischen Fußball kämpft, meldete außerdem mindestens einen Vorfall, bei dem ein Fan von Union Berlin den Nazi-Gruß in Richtung des Auswärtsblocks gezeigt hat. Es habe auch Union-Fans gegeben, "die sich gegen dieses Verhalten ausgesprochen haben", hieß es in einem Tweet der JuFo DIG weiter, daher sei die Gruppe "sicherheitshalber in den Maccabi-Block gewechselt."

Union Berlin hat bereits reagiert und bittet seine Anhänger, über ihren Twitter-Account Angaben zu den Block- und Sitznummern der dafür verantwortlichen Personen zu machen.

Die DIG ist eine deutschlandweit agierende Organisation, die den Staat Israel unterstützt und gegen Antisemitismus kämpft. Deren Mitglieder kommen aus der gesamten deutschen Gesellschaft und aus allen Teilen des politischen Spektrums. Die meisten DIG-Mitglieder sind weder jüdisch noch israelisch.

Erste israelische Mannschaft im Olympiastadion seit 1936

In deutschen Medien wurde über die Vorfälle ausführlich berichtet. Mehrere Medien berichteten über den einzigartigen historischen Kontext des Spiels. Es war das erste Mal, dass eine israelische Mannschaft im Berliner Olympiastadion, das von den Nazis für die berüchtigten Olympischen Spiele von 1936 gebaut worden war, aufgelaufen war.

Union trägt seine Heimspiele im europäischen Wettbewerb im Olympiastadion aus, wo normalerweise Lokalrivale Hertha BSC beheimatet ist. Das Stadion an der Alten Försterei erfüllt die Anforderungen der UEFA ncht. Zuvor hatten Offizielle von Maccabi Haifa einen Kranz am Holocaust-Mahnmal in der Berliner Innenstadt niedergelegt. Der Verein aus Israel bedankte sich später in einem Tweet bei Union für die Gastfreundschaft und schrieb: "Es war ein spannendes Spiel vor euren und unseren Fans, in einem Stadion, das seine Bedeutung hat."

Israelische Fankultur in Deutschland

Die Stimmung unter den mitgereisten Fans von Maccabi Haifa hätte nicht besser sein können und wurde von den Ereignissen nicht beeinflusst, da sie im benachbarten Block passiert sind. Von Beginn an unterstützten die angereisten Fans ihr Team. Kurz nach Anpfiff zeigten israelische Ultras eine Choreographie, bei der sich die Gästetribüne mit weißem Rauch füllte, sie sangen lautstark "90 Minuten grün-weiße Hölle" und vertraten die israelische Fankultur beim Duell mit Union Berlin.

Adaption aus dem Englischen von Thomas Klein.