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Skandal um "Vagina-Skulptur"

10. September 2015

Der britische Star-Bildhauer Anish Kapoor ist für seine provokanten Skulpturen bekannt. Zum dritten Mal haben Unbekannte seine Riesenplastik "Dirty Corner" in Versailles mit Parolen und Beschimpfungen beschmiert.

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Frankreich Skulptur von Anish Kapoor in Versailles verschandelt
Bild: picture-alliance/dpa/Y. Valat

Die wegen ihrer sexuellen Anspielung heftig diskutierte Riesenplastik "Dirty
Corner" (schmutzige Ecke) wurde Donnerstag bereits zum dritten Mal verschandelt: Unbekannte haben den Satz "Respektiere die Kunst, so wie Du Gott respektierst" ("Respecte l'art comme tu crois en Dieu) auf die Innenseite der Skulptur mit rosa Farbe geschrieben, hieß es seitens der Schlossverwaltung.

Im Juni hatte es eine erste Farbattacke auf das Kunstwerk gegeben, in der Nacht vom 6. auf den 7. September dann die zweite. Die Skulptur besteht aus einer langen rostigen Stahlröhre, die in einer rund zehn Meter hohe Öffnung endet und an ein weibliches Geschlechtsteil erinnert. Anish Kapoor selbst soll es auch "Vagina der Königin" genannt haben - später bestritt der Brite aber diese Beschreibung. Doch auch er nannte das Werk "sehr sexuell".

Anfang der Woche verurteilte Präsident Francois Hollande die Tat und die französische Kulturministerin Fleur Pellerin kritisierte auf Twitter die "unsäglichen Beschädigungen und Hassbotschaften" und sprach von "Dummheit und Gewalt gegen die Kultur".

Polemik gehört zur Arbeit des Künstlers

Die "Vagina der Königin" ist eine von sechs monumentalen Werken des jüdischen Künstlers. "Jeder darf darin sehen, was er will", sagte Anish Kapoor im Juni zur Ausstellungseröffnung. In der Tat könnte man in der Skulptur auch die Schallöffnung einer Tuba sehen. Dann bliebe aber immer noch die Frage, warum das Werk ausgerechnet "Dirty Corner" heißt. Polemik auszulösen, gehöre zur Arbeit des Künstlers, rechtfertigte sich Kapoor schon im Vorfeld der Ausstellung.

Anish Kapoor Künstler. Foto: picture alliance/dpa/Maxppp/A. Viannet
Anish Kapoor: "Kunst muss polemisieren."Bild: picture alliance/dpa/Maxppp/A. Viannet

Rechtsgerichtete Organisationen und empörte Bürger hatten dazu aufgerufen, die Schau zu boykottieren. Sie entstelle "mit ihrem sexuellen Charakter" den Ort Versailles, hieß es in einer Online-Petition einer christlichen Bürgervereinigung.

Es ist nicht der erste Kunst-Skandal in Versailles. Seit 2008 finden in der ehemaligen Königresidenz bei Paris zeitgenössische Kunstausstellungen statt. Schon der US-Künstler Jeff Koons hatte mit aufgeblasenen Figuren heftige Proteste hervorgerufen. Sie wurden von einigen Bürgern als Beschmutzung des französischen Kulturerbes empfunden. Die Ausstellung von Anish Kapoor endet am 1. November.

GR/as (dpa)