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Gesellschaft

Angst-Studie: Deutsche haben Geldsorgen

13. Oktober 2022

Die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten ist mit Abstand Sorge Nummer eins in der jährlich erhobenen Umfrage "Die Ängste der Deutschen". Die Studie zeigt aber auch überraschende Ergebnisse.

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Hände halten geöffneten Geldbeutel
Lebenshaltungskosten steigen stark an - die Deutschen sorgen sichBild: K. Schmitt/Fotostand/picture alliance

Angesichts von Inflation, Ukraine-Krieg und Hitzesommer sorgen sich die Deutschen vor allem um negative finanzielle Folgen. Insgesamt belegen Geldsorgen die ersten fünf Plätze einer aktuellen Repräsentativbefragung der R+V-Versicherung. Zwei Drittel der Menschen (67 Prozent) hätten inzwischen Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten, sagte der Studienleiter der Analyse "Die Ängste der Deutschen", Grischa Brower-Rabinowitsch, bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin.

Die diesjährige Top-Angst der Deutschen vor steigenden Lebenshaltungskosten erreicht damit einen neuen Höchststand seit 2010. Lediglich 2005 sei diese Sorge wegen hoher Kraftstoffpreise und 2008 im Zuge der Finanzkrise noch größer gewesen, so Brower-Rabinowitsch. Diese Angst sei "regelrecht in die Höhe geschnellt", ergänzte Manfred Schmidt vom Institut für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg, einer der Autoren der Studie. Gegenüber dem Vorjahr ging der Wert um 17 Prozentpunkte nach oben.

Platz zwei: Angst vor unbezahlbarem Wohnraum

Auf Platz zwei folgt laut R+V die Angst vor unbezahlbarem Wohnraum. Diese Sorge hätten 58 Prozent der Befragten. Auf weiteren Plätzen folgen Ängste vor einer schlechteren Wirtschaftslage (57 Prozent Zustimmung), Steuererhöhungen oder Leistungskürzungen durch die Corona-Pandemie (52 Prozent) und die Kosten für Steuerzahler durch die EU-Schuldenkrise (51 Prozent).

Mindesttemperaturen für Wohnungen
Auch die Kosten für die Energie treiben den Deutschen die Sorgenfalten ins Gesicht Bild: Hendrik Schmidt/dpa/picture alliance

Die aufgrund des Ukraine-Kriegs erstmals abgefragte Angst vor weltweit immer mächtiger werdenden Herrschern stieg in der Rangliste direkt auf Platz sieben ein. Den mit Abstand höchsten Anstieg mit 26 Prozentpunkten gab es bei der Sorge vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung (Platz zwölf). Einen ähnlich großen Anstieg habe es zuletzt 1999 infolge des Kosovo-Krieges gegeben, berichteten die Autoren. 

"Grüne Themen spielen zweite Geige"

Einen Anstieg um acht Prozentpunkte gab es bei der Sorge vor Naturkatastrophen und Wetterextremen (49 Prozent, Platz sechs), die Angst vor dem Klimawandel rückte mit einem Plus von sechs Prozentpunkten (46 Prozent) drei Plätze auf Platz acht vor. "Insgesamt spielen die grünen Themen in der Gesamtheit der Befragten aber hinter den materiellen Sorgen die zweite Geige - trotz trockener Sommer, Bränden und aller Sorgen, die der Klimawandel mit sich bringt", sagte Politikwissenschaftler Schmidt, der seit 18 Jahren bei der Auswertung der Angst-Studie berät.

Das Besondere der repräsentativen Studie ist ihr Langzeit-Faktor: Sie gilt Wissenschaftlern daher als Seismograph der Befindlichkeiten rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie und Gesundheit. Viele Fragen werden wiederholt, andere je nach Entwicklung neu gestellt. Die Untersuchung "Die Ängste der Deutschen" fand zum 31. Mal statt. Dazu wurden von Juni bis August persönliche Interviews mit 2400 Menschen ab 14 Jahren geführt.

nob/AR (epd, dpa)