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Kriminalität

Behörde gibt nach Amoklauf Fehler zu

27. Mai 2022

Die texanische Sicherheitsbehörde hat eingeräumt, dass die Polizei bei dem Schulmassaker von Uvalde mit 21 getöten Kindern und Lehrerinnen zu spät eingegriffen hat. Ihr Chef wählt dafür drastische Worte.

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USA, Uvalde | Pressekonferenz zum Amoklauf
Sichtlich ergriffen spricht der Chef der Sicherheitsbehörde, Steven McCraw, von Fehlern bei dem Einsatz in UvaldeBild: Michael M. Santiago/Getty Images

"Es war die falsche Entscheidung. Punkt. Dafür gibt es keine Entschuldigung." Mit diesen Worten fasste der Direktor der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas, Steven McCraw, die Erkenntnisse der ersten Untersuchungen nach dem Amoklauf an einer Grundschule von Uvalde zusammen.

Demnach waren bereits Minuten nach den ersten Schüssen 19 Polizisten vor dem Klassenraum, in dem sich der 18-jährige Täter verschanzt hatte. Doch die Beamten griffen nicht ein, sondern warteten auf die alarmierten Spezialkräfte - mehr als 45 Minuten lang.

Krasse Fehleinschätzung

Die Einsatzkräfte vor Ort seien davon ausgegangen, dass der Schütze nicht mehr schieße, sondern sich lediglich verbarrikadiert habe. Dies habe sich im Nachhinein als Fehleinschätzung erwiesen, sagte McCraw. Erst der Sondereinheit der Polizei gelang es, in den Klassenraum einzudringen. Dabei wurde der Täter erschossen.

Uvalde I Nach Massaker an Grundschule in Texas
Kreuze vor der Grundschule in Uvalde, Texas, erinnern an die 19 getöteten Kinder und die beiden getöteten LehrerinnenBild: Michael M. Santiago/AFP

Auf die Frage, wie viele Kinder während der Wartezeit erschossen worden seien und andernfalls womöglich hätten gerettet werden können, sagte er, dies werde noch untersucht. "Wir sind nicht hier, um zu verteidigen, was passiert ist", so McCraw. "Wir sind hier, um die Fakten darzulegen." Insgesamt waren bei dem Amoklauf 19 Kinder und zwei Lehrerinnen ermordet worden.

Tat nicht auf Facebook angekündigt

Behördenchef McCraw schilderte sichtlich bewegt weitere Details zu dem Massaker vom Dienstag. So gab er etwa an, dass mehrere Polizeinotrufe aus jenem Klassenraum abgesetzt worden seien, in dem sich der Amokläufer mit Kindern und Lehrern verschanzt hatte. McCraw geriet deutlich unter Druck - er hatte zeitweise Tränen in den Augen.

USA, Uvalde | Pressekonferenz zum Amoklauf
Behördenchef Steven McCraw präsentiert erste Erkenntnisse nach dem Amoklauf von UvaldeBild: Chandan Khanna/Getty Images

Die Polizei war wegen ihres Vorgehens während des Massakers zunehmend in die Kritik geraten. McCraw korrigierte auch eine Aussage des Gouverneurs von Texas, Greg Abbott, der gesagt hatte, der Schütze habe die Tat auf Facebook angekündigt habe. Diese Aussage stimme so nicht, betonte Behördenchef McCraw: Der Amokläufer habe vielmehr private Nachrichten über einen Messenger-Dienst abgesetzt. Bereits zuvor hatten die Behörden mehrfach Angaben zum Tatablauf korrigiert.

Der zunehmend unter Druck geratene Abbott äußerte sich ebenfalls in einer Pressekonferenz am Freitag (Ortszeit) in Uvalde. Der Gouverneur sagte, er sei "in die Irre geführt" worden und habe der Öffentlichkeit die Informationen weitergegeben, die ihm nach dem Blutbad in der Grundschule geschildert worden seien. Diese Informationen hätten sich "zum Teil als ungenau" erwiesen und er sei "absolut wütend darüber", so Abbott.

Hintergründe der Tat weiter unklar

Das Schulmassaker fachte die Debatte über schärfere Waffengesetze in den USA erneut an. Vor der Jahrestagung der mächtigen Waffenlobby NRA, die am Freitag im texanischen Houston begann, kam es zu Protesten. Auf Fernsehbildern waren Plakate mit Aufschriften wie "Schützt unsere Babys vor Waffengewalt" und "Wie viele mehr?" zu sehen.

Texas-Amoklauf: Wieder Streit um Waffengesetze

Die Mutter des 18 Jahre alten Amokläufers bat unterdessen um Vergebung. "Ich habe keine Worte, ich weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat", sagte Adriana Martinéz am Freitag auf Spanisch dem Sender Televisa nach einer Übersetzung des Partnersenders CNN. "Vergeben Sie mir, vergeben Sie meinem Sohn."

Der Amokläufer lebte nach Angaben der Behörden bei seinen Großeltern. Über sein Motiv ist weiterhin nichts bekannt.

mak/cw (dpa, afp)