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Am Mann: Frank Pagelsdorf

30. August 2007

Schlechter kann ein Aufsteiger nicht starten. 3 Spiele – 3 Niederlagen. Hansa Rostock ist Tabellenletzter ohne einen Punkt. Da wird’s für jeden Trainer schon mal eng. Auch für Frank Pagelsdorf...

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Bild: DW-TV

Sie haben ja jetzt gerade, letzte Woche Victor Agali verpflichtet und das kommentiert mit `Da kommt ein Dobermann und kein Pudel`. Ist das das was Hansa Rostock jetzt braucht? Einen Dobermann?

Frank Pagelsdorf:

Ja, das auf jeden Fall. Wir brauchen schon eine gewisse Präsenz auf dem Platz und einen gewissen Biss und Durchsetzungsvermögen. Und das bringt er natürlich mit.

Was ist der Unterschied in der Arbeit von einem Trainer, wenn Sie jetzt hier arbeiten oder damals beim HSV?

Frank Pagelsdorf:

Man kann die Möglichkeiten nicht miteinander vergleichen. Es ist ja ein Unterschied ob einer sagt du hast jetzt hier 10 Millionen zur Verfügung eine neue Mannschaft aufzubauen, so weiß ich hier, dass es eigentlich über unseren Nachwuchsbereich geht.

Macht es denn für einen Trainer vielleicht mehr Spaß, so wie beim HSV viel Geld ausgeben zu können für gute Spieler?

Frank Pagelsdorf:

Ja, hängt natürlich damit zusammen, natürlich auch wie man selber veranlagt ist. Also ich hab schon das Ziel auch mal mit einer Mannschaft, mit einem Verein Deutscher Meister zu werden. Aber wenn man jetzt hier Trainer ist muss man wissen, das an allererster Stelle die Ausbildung steht und dass mit geringen Möglichkeiten möglichst das Maximale erzielt werden soll.

Wird man dann schon ein bisschen neidisch?

Frank Pagelsdorf:

Nee, man muss es wissen. Man muss sich darauf einstellen. Also ich bin jetzt nicht derjenige, der rumjammert und die Situation bemängelt, sondern ich weiß sie ja und ich wusste sie auch vorher und mir macht das Arbeiten mit jungen Spielern ja auch Spaß. Und letztendlich muss es ja auch das Ziel eines Trainers sein den einzelnen Spieler in der Mannschaft weiterzubringen.

Hansa Rostock ist ja für Sie auch mehr als die anderen Vereine, bei denen Sie Trainer waren. Oder nicht?

Frank Pagelsdorf:

Es ist für mich ein besonderer Verein, weil es für mich auch letztendlich damals mein Einstieg in den bezahlten Fußball war. Mit Hansa Rostock aufzusteigen war ne ganz besondere Situation und das natürlich auch ein zweites Mal zu schaffen mit dem gleichen Verein ist auch recht ungewöhnlich. Insofern kann man schon sagen dass ich hier eine besondere Beziehung habe.

Also es ist schon eine Herzensangelegenheit…

Frank Pagelsdorf:

Ja

O-Ton Omi:

“Der passt hierher. Am Besten, wollen wir mal sagen, denn alles was Funkel und Lienen und Berger und so…

das war alles nichts…

Die waren doch alle nur kurze Zeit…

Genau wie Armin Veh, da in Stuttgart ,da ist der sonstwas,

Hier klappte das aber nicht.”

Sie sitzen immer auf der Bank und man sieht eigentlich keine Regung.

Aber manchmal sieht man doch Gefühlsausbrüche von Ihnen. Wie würden Sie sich selber so sehen? Schon eher als Gefühlsmensch, oder…

Frank Pagelsdorf:

Absolut. Das mit der… dass ich mich nicht so bewege im Spiel hängt damit zusammen, dass ich mich auf das Spiel konzentriere und das kann ich am Besten wenn ich zuschaue, wenn ich da dreimal so einen Handstandüberschlag mache, dann krieg ich vom Spiel nicht soviel mit…

Aber man sieht auch gar keine Regung in Ihrem Gesicht, Sie gucken immer so superkonzentriert…

Frank Pagelsdorf:

Das ist konzentriert sein, mehr ist das nicht, so krieg ich am meisten mit. Und, ja, es gibt natürlich immer besondere Situationen wo dann eben auch das Gefühl dann ausbricht.

Ich find das nicht so schön, wenn das gezeigt wird, aber da kommt man nicht drumrum.

Das ist eben halt so.

Als sie 1992 Union Berlin übernommen haben als Trainer sind sie nach Marzahn gezogen in eine Plattenbausiedlung, um näher an den Spieler zu sein. Wie wichtig ist denn sowas, dass man den Spieler versteht so als Mensch und sein Leben kennt?

Frank Pagelsdorf:

Es war einfach so, dass ich ne Wohnung gesucht habe und hab einen Beauftragten vom Verein gesagt, so kümmer dich mal um ne Wohnung. Dann kam der an und sagte, ich hab ne Wohnung gefunden, in West-Berlin. Da hab ich gesagt, das mach ich, dass ist gut, irgendwas mit 90 Quadratmeter, da hab ich gesagt das nehme ich. Und als er den Preis gesagt, da habe ich gesagt das nehm ich nicht. Das war absolut horrormäßig vom Preis her.

Und dann hab ich gefragt, wo wohnen die Spieler. Da hat er gesagt, ja, die wohnen in Marzahn. Da möchte ich eine Wohnung haben. Und da haben wir dann auch schnell eine gefunden.

Sie haben ja vor Beginn der Saison gesagt, sie freuen sich auf das Abenteuer Bundesliga und wollen jedes Spiel genießen. Jetzt nach 3 Spieltagen haben Sie 0 Punkte und sind Tabellenletzter. Kann man da eigentlich noch jedes Spiel genießen?

Frank Pagelsdorf:

Sollte man in jedem Fall. Wir können stolz darauf sein, dass wir aufgestiegen sind.

Ich bin davon überzeugt und glaube auch, dass wir auf jeden Fall die Klasse halten werden.

O-Ton Fan:

Ich hab damit ja gerechnet, dass wir die ersten Dinger verlieren.

Aber gegen Dortmund will ich einen Sieg sehen. Und wenn‘s ein 1:0 ist.

O-Ton Fan:

Gewinnen se, Bohne?

O-Ton Fan:

Ja, ich hoffe es.

O-Ton Fan:

Ich auch.

O-Ton Fan:

Am Sonnabend kommt die Wende.

Glauben Sie eigentlich, dass zurzeit in der Bundesliga zu hart Fußball gespielt wird?

Frank Pagelsdorf:

Nee, absolut nicht. Das war früher viel, viel schlimmer.

Mittlerweile haben wir ein paar neue Regeln. Die Schiedsrichter sind sehr gut ausgebildet.

Also ich glaube nicht, dass härter gespielt wird.

Was immer ein Thema ist, ist natürlich, wenn Spieler von hinten einen anderen Spieler attackieren. Das wird immer Aufreger geben, dass es da immer Situationen gibt, wo man sagt, da muss man überlegen, ob man da härter durchgreift, das ist eigentlich immer schon der Fall gewesen. Das wird man auch in 10 Jahren noch diskutieren.