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Allie Hess: Neuanfang in der Bundesliga

Kalika Mehta
8. November 2022

Noch vor nicht allzu langer Zeit verliert Allie Hess ihre Leidenschaft für den Fußball. Doch jetzt baut sie ihre Karriere in der deutschen Frauen-Bundesliga beim MSV Duisburg wieder auf.

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 Allie Hess (MSV Duisburg) schirmt auf dem Spielfeld einen Ball gegen Gegenspielerin ab
Allie Hess (r.) ist Leistungsträgerin beim MSV DuisburgBild: Weis/TEAM2sportphoto/IMAGO

Eine 0:4-Klatsche gegen die Topmannschaft und Bundesliga-Tabellenführer VfL Wolfsburg ist natürlich nie eine lustig Angelegenheit: Für Allie Hess vom MSV Duisburg aber war es bereits eine beachtliche Leistung, dass sie überhaupt auf dem Platz stehen konnte.

Nach einer Reihe von Knöchelverletzungen hätte die US-amerikanische Stürmerin nicht mehr daran geglaubt, dass sie jemals wieder Profifußball spielen würde - geschweige denn, dass sie sich noch einmal auf Augenhöhe in der Bundesliga messen könnte.

Einige Monate war Hess verletzt ausgefallen. Damals war sie Spielerin an der Universität in Kansas City, Missouri. Sie hatte zwischenzeitlich sogar ihre Leidenschaft für das Spiel verloren, in dem Glauben, dass ihre Knöchelprobleme das Ende ihrer Karriere bedeuten könnten. Hess widmete sich stattdessen dem Training junger Spielerinnen. Doch sie fand zurück auf den Platz. Als sie sah, wie viel Freude der Sport diesen jungen Mädchen bereitete, wurde Hess' Wunsch, selbst zu spielen, wieder geweckt. Genau in dem Moment, als die neu gegründete Mannschaft von Kansas City Current im Jahr 2021 ihre erste Saison in der National Women's Soccer League (NWSL) spielen sollte. 

Wichtige Spielerin des MSV

Das war ihre Chance. Obwohl Hess beim Probetraining beeindruckte, konnte sie ihre zweijährige Abstinenz allerdings nicht verbergen. Sie wurde zwar verpflichtet, musste aber um Spielzeit kämpfen. Dann ergab sich die Gelegenheit, sich Duisburg anzuschließen, das zu dieser Zeit in der 2. Bundesliga kickte. 

Nun konnte die 26-Jährige wieder regelmäßig auf dem Platz stehen. Hess' Spielstil, den Ball am Fuß zu haben und auf die Abwehr zuzulaufen, erwies sich als besser geeignet für das europäische Spiel als der amerikanische Stil, der sich mehr auf Tempo und Kraft stützt. Als Stürmerin verhalf sie den Zebras zum Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse.

Hess ist Stammkraft beim MSV, hat in dieser Saison sechs Einsätze für den Aufsteiger absolviert. "Ich konnte meine Fähigkeiten in dieser Liga sehr verbessern, indem ich gegen einige der besten Spielerinnen der Welt angetreten bin", sagte sie der DW. "Die deutsche Nationalmannschaft ist unübertroffen diszipliniert und wie gut sie den Ball bewegt, das spiegelt sich in der gesamten Liga wider."

Eine große Hilfe

Hess schreibt es vor allem einem Menschen zu, dass sich ihr Glück so wenden konnte: Vlatko Andonovski. Der aktuelle Cheftrainer der US-Frauen-Nationalmannschaft, der Hess in den prägenden sieben Jahren ihrer Kindheit trainierte, war ihr behilflich. "Er hat einen so hohen Fußball-Intelligenzquotienten und hat mir in so jungen Jahren immer wieder die Augen für neue Dinge geöffnet", sagte Hess. "Er hat mir als Mensch und als Spieler so viel beigebracht. Er hat mir geholfen, die 'work smarter, not harder'-Mentalität zu entwickeln. Er hat mir geholfen, das Spiel anders zu sehen und meine Augen für das große Ganze zu öffnen, anstatt nur auf eine einzelne Position zu schauen", erklärte Hess. 

 Vlatko Andonovski steht mit verschränkten Armen am Spielfeldrand
US-Nationaltrainer Vlatko Andonovski nimmt großen Einfluss auf Allie Hess' KarriereBild: Jose Breton/Pics Action/NurPhoto/picture alliance

Die 26-Jährige versucht nun, diese Lektionen in Duisburg anzuwenden, wo die Zebras als Aufsteiger um den Verbleib in der Bundesliga kämpfen und sich gleichzeitig mit den typischen Problemen des Frauenfußballs auseinandersetzen. "Es ist ein klassisches Problem des Fußballgeschäfts: In der Bundesliga wird immer viel Geld in die Männerteams investiert", sagte Hess. "Wir kämpfen hier in Duisburg einen ziemlich harten Kampf, weil sie viel in die Männer investieren wollen und nicht so viel in die Frauen, aber das ist überall so. Die Mannschaft versucht einfach, sich über Wasser zu halten und auf dem aufzubauen, was wir haben."

Aus diesen Gründen ist das Saisonziel der Duisburger sehr einfach. "Unser Ziel ist es, nicht abzusteigen", betonte Hess. "Wir haben einen kleinen, jungen Kader. Und ich denke, wir beweisen den Leuten, das wir den Klassenerhalt schaffen werden."

Aus dem Englischen übersetzt von Jörg Strohschein

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