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Politik

Aleppo fällt - Russland am Pranger

7. Dezember 2016

Die Rebellen im syrischen Aleppo liegen nach verzweifelter Abwehrschlacht am Boden. Sie fordern eine Waffenruhe. Sechs westliche Staaten schlagen Alarm, sie fürchten eine Katastrophe. Wird Russland noch einlenken?

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Aleppo Syrien Rauchwolke
Bild: Reuters/O. Sanadiki

Busladungen von Zivilisten fliehen aus dem Osten Aleppos, wo die Soldaten und Legionäre Präsident Baschar al-Assads immer weiter vorrücken. Die Vereinten Nationen sind tief besorgt über das Schicksal tausender Bewohner zwischen den Fronten. Sechs westliche Staaten - darunter Deutschland - haben einen sofortigen Waffenstillstand für die umkämpfte syrische Metropole gefordert. "Eine humanitäre Katastrophe spielt sich vor unseren Augen ab", beklagten die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada und den USA in einer gemeinsamen Erklärung. Russland habe den UN-Sicherheitsrat lahmgelegt, der somit handlungsunfähig sei. 

Rebellen vor Niederlage?

Zuvor hatten die stark in die Defensive geratenen Rebellen in der ehemaligen Metropole die Ausrufung einer sofortigen, fünftägigen Feuerpause verlangt, um Verletzte aus der Stadt zu bringen. Syrien und Russland fordern als Bedingung für eine Waffenruhe den Abzug der verbliebenen Rebellen. Davon war bei den Aufständischen allerdings zunächst keine Rede. Der syrische Brigadegeneral Zeid al-Saleh drohte nach Einnahme der Altstadt erneut damit, die sich weigernden Rebellen würden "als Terroristen" sterben.    

Aleppo Syrien Ruinen Stadt
Die einstmals prächtige und lebensfrohe Altstadt Aleppos liegt in Trümmern Bild: Reuters/A. Ismail

Die Zeit wird knapp - Treffen in Hamburg  

Laut Moskauer Medienberichten soll sich Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier am Rande der OSZE-Sitzung in Hamburg mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow treffen. Auch eine Begegnung Lawrows mit US-Außenminister John Kerry sei geplant. Der hatte zuvor beklagt, alle Bemühungen, Assad an den Verhandlungstisch zu bekommen, seien leider gescheitert. 

Über 200.000 Zivilisten, darunter viele Kinder, seien im Osten Aleppos von der Versorgung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten abgeschnitten, beklagen die westlichen Staaten in ihrer Erklärung. "Die Bilder sterbender Kinder sind herzzerreißend." Die syrische Führung müsse den Vier-Punkte-Plan der Vereinten Nationen für Aleppo akzeptieren. "Wir sind bereit, zusätzliche restriktive Maßnahmen gegen Einzelpersonen oder Institutionen, die für das syrische Regime oder in dessen Namen handeln, in Betracht zu ziehen." Russland und China hatten am Montag im Sicherheitsrat eine UN-Resolution zu Aleppo blockiert. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef ruft zu Hilfen für Syrien auf.

Syrien Aleppo Bergung Verletzte Helfer
Helfer suchen in den Ruinen von Aleppo nach Verletzten Bild: picture alliance/AA/A. al Ahmed

Schon die Entscheidung?

Die Rebellen hatten erklärt, während einer Feuerpause sollten etwa 500 Schwerverletzte unter Aufsicht der UN aus dem umkämpften Osten der Stadt gebracht werden. Zudem boten sie als Teil einer "humanitären Initiative" Gespräche über die Zukunft der Stadt an. Laut der oppositionsnahen Syrischen Beobachterstelle für Menschenrechte nahm die Armee auch die Altstadt ein. Die Rebellen hätten damit innerhalb von weniger als zehn Tagen etwa drei Viertel ihres Gebietes verloren. Assad und der Kreml hatten den Fall der Stadt bis Ende des Jahres als Ziel ausgegeben. 

Der Sieg in Aleppo bedeute "noch nicht das Ende des Krieges", sagte Assad in einem Interview mit der syrischen Tageszeitung Al-Watan. Aber er sei nach den Niederlagen der Rebellen in Damaskus und Homs ein "großer Schritt" hin zur Beendigung des inzwischen fünfjährigen Bürgerkriegs.

SC/rb  (APE, rtre, afpe, KNA)