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Afrika-Cup macht Flüchtlingsträume wahr

Ololade Adewuyi
19. Januar 2022

24 Mädchen aus dem Flüchtlingslager Minawao im Norden Kameruns erleben beim Afrika-Cup das Team ihrer Heimat Nigeria live im Stadion. Eine "traumhafte Reise", die den harten Flüchtlingsalltag unterbricht.

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Mitglieder eines nigerianisches Flüchtlings-Mädchen-Fußball-Teams jubelt beim Africa-Cup-Spiel Nigeria gegen Sudan auf der Tribüne
Ein Traum wird wahr: Die Mädchen aus dem Flüchtlingslager Minawao bejubeln Nigerias Sieg beim Afrika-CupBild: Xavier Bourgois/UNHCR

Für viele Kinder und Jugendliche ist es ganz normal, dass am Wochenende ein Besuch im Fußballstadion oder bei einer anderen Sportveranstaltung ansteht. Für Saratu Yakubu, Lucy Bitrus und die anderen Mitglieder einer Mädchen-Fußballmannschaft aus dem Flüchtlingslager Minawao im Norden Kameruns jedoch ist die fünfstündige Reise in die Stadt Garoua alles andere als normal. Sie sind unterwegs, um beim Afrika-Cup-Spiel der "Super Eagles", der Nationalmannschaft ihrer Heimat Nigeria dabei zu sein.

Als die Spieler den Platz betreten, schreien die Mädchen. Sie können kaum ihren Augen trauen. Sie sind tatsächlich beim Spiel dabei, bejubeln jeden Ballgewinn und jedes Tor beim 3:1-Sieg ihrer Mannschaft gegen den Sudan.

Eigene Mädchen-Fußballmannschaft

Die 19-jährige Saratu war zehn Jahre alt, als ihr Heimatdorf Barawa von Kämpfern der Islamistengruppe Boko Haram angegriffen wurde. Die radikal-islamische Terrorgruppe führt seit 2009 einen Krieg im Norden Nigerias. Saratu und ihre Familie mussten sich tagelang in Höhlen verstecken, bevor sie über die Grenze nach Kamerun fliehen konnten und später in Minawao Zuflucht fanden. Hier, im nördlichen Zipfel Kameruns, richtete das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) 2013 ein Lager für vertriebene Nigerianerinnen und Nigerianer ein. Hier wuchs Saratu vom Mädchen zum Teenager heran. In all den Jahren war für sie der Fußball ein Ventil für überschäumende Energie. Dabei war viel Eigeninitiative gefragt.

Kinder spielen im Flüchtlingslager Minawao in Kamerun Fußball
Weil die Jungen sie nicht mitspielen lassen wollten, gründeten die Mädchen in Minawao ein eigenes TeamBild: Reinnier Kaze/AFP/Getty Images

"Die Jungen im Lager erlauben uns nicht, mit ihnen zu spielen", sagt Saratu der DW. "Deshalb haben wir eine Mädchenmannschaft gegründet, in der wir Mädchen untereinander spielen. Wir tragen Trikots von Jungen und alte zerrissene Schuhe. Wir spielen gegeneinander, und die Gewinner bekommen Pokale."

Fußball nur für Männer

Saratus Teamkollegin, die 18-jährige Lucy, wurde in Kunde geboren, einem anderen Dorf in der nordost-nigerianischen Region Gwoza. Bei einem Boko-Haram-Angriff im Jahr 2013 verlor sie ihren Vater. Ihre Familie floh ins benachbarte Kamerun, bevor sie den Weg ins Lager Minawao fand. Dort kam auch Lucy zum Fußball, auch wenn die Möglichkeiten für Mädchen und Frauen begrenzt sind.

"Im Lager können nur die Männer im Fernsehzentrum Fußball sehen", erklärt Lucy gegenüber der DW. "Aber jetzt, wo wir die Möglichkeit haben, das Spiel zu besuchen, werden wir zurückgehen und ihnen erzählen, dass wir im Stadion waren."

Dass sie dorthin konnten, hat das UNHCR organisiert. Als feststand, dass Nigeria seine Gruppenspiele in Garoua, nur fünf Autostunden südlich von Minawao, austragen würde, setzte man sich mit Afrikas Fußballverband CAF in Verbindung und bekam Eintrittskarten für die Mädchen zur Verfügung gestellt. "Die Mädchen waren ganz aufgeregt und wurden geimpft und getestet" sagt UNHCR-Kommunikationsmanagerin Helen Ngoh. "Die Reise war sehr interessant für sie."

Träume größer als Schrecken der Vergangenheit

Nach dem Spiel sorgte CAF-Präsident Patrice Motsepe sogar dafür, dass die Mädchen ein Gruppenfoto auf dem Spielfeld machen konnten. "Es war ein surrealer Moment für uns alle, das war weder geplant noch erwartet", sagt Ngoh. "Es war etwas Besonderes, auf dem Rasen zu stehen, während die Mädchen von vielen Menschen im Stadion bejubelt wurden."

Für Saratu und Lucy und die anderen Mitglieder des Mädchenfußballteams des Lagers Minawao war der Besuch des Afrika-Cups ein Lichtblick für eine bessere Zukunft. "Die Reise war wichtig, weil sie ihnen das Gefühl gegeben hat, dass ihre Träume gültig sind und dass sie größer sind als die Schrecken ihrer Vergangenheit", sagt Helen Ngoh. "Diese Reise hat sie darin bestärkt, dass sie ihre Träume verwirklichen können und alles möglich ist."

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert