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2002: Barometer steht auf Streik

Insa Wrede16. Mai 2002

In Deutschland wird in diesen Tagen wieder über die Höhe der Löhne verhandelt. Die Gewerkschaften geben sich kämpferisch.

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Die Metallarbeiter wollen mehr LohnBild: AP

Die Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) war mit 2,8 Millionen Mitgliedern lange Zeit die größte Gewerkschaft Deutschlands. Inzwischen nimmt die im vergangenen Jahr gegründete Dienstleistungsgewerkschaft ver.di diesen Platz ein. Doch die alte Dame ist nach wie vor sehr mächtig: Was die IG Metall in Tarifverträge aushandelt, gilt für 3,6 Millionen Beschäftigte.

Das große Feilschen

Die Tarifverträge in der Metall- und Elektroindustrie liefen Ende Februar 2002 aus. Seither verhandelt die IG Metall mit den Arbeitgebern über eine Erhöhung der Löhne. Bereits Mitte März hatten die Arbeitgeber in Baden-Württemberg ein erstes Angebot gemacht: zwei Prozent. Den Metallern war das viel zu wenig. Sie gingen mit einer Forderung von 6,5 Prozent in die Tarifrunde.

Die IG Metall hat Deutschland bereits im März mit einer Welle von Warnstreiks überzogen. Parallel dazu verhandelt sie in den regionalen Tarifgebieten weiter. In Baden-Württemberg haben sich Gewerkschafter und Arbeitgeber schon einmal auf Eckpunkte für die Einführung eines gemeinsamen Entgelt-Tarifvertrags für Arbeiter und Angestellte (ERA) geeinigt.

Gleiches Geld für gleiche Arbeit

Warnsteik in Ludwigsfelde
Warnstreiks der IG MetallBild: ap

Bislang wurden Facharbeiter und Angestellte für dieselbe Arbeit zum Teil unterschiedlich bezahlt. Mit dem Entgelttarifvertrag soll sich das nun ändern. Seit zwölf Jahren diskutiert man in Baden-Württemberg über einen solchen Vertrag. Im Vordergrund der Verhandlungen steht aber die Höhe der Löhne.

Von vielen Seiten werden die Gewerkschaften für ihre hohen Lohnforderungen kritisiert. Es heißt, dass die Löhne flexibel gemacht werden müssten, um die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland abzubauen. Nur so könnten Unternehmen schneller auf Schwankungen der Nachfrage reagieren. 6,5 Prozent mehr Lohn ist während der Rezession viel zu viel, sagen die Arbeitgeber.

Gift für die Konjunktur?

Sie vertreten damit die Angebotstheorie: Wenn die Löhne zu hoch sind, ist die Produktion zu teuer. Die schwache Konjunktur muss aber durch günstige Angebote belebt werden. Ihr Vorwurf: Die Gewerkschaften würden durch zu hohe Löhne die gerade wieder aufblühende Konjunktur im Keim ersticken.

IG-Metall Warnstreik in Vetschau
Die IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr LohnBild: AP

Die Gewerkschaften sind dagegen von der Nachfragetheorie überzeugt: Hohe Reallöhne führen zu einer höheren Nachfrage; das heizt wiederum die Produktion und damit die Konjunktur an. Außerdem argumentiert die IG Metall damit, dass sie sich schon im Jahr 2000 mit Lohnforderungen zurückgehalten habe. Während die Arbeitnehmer 2000 real kaum mehr und 2001 sogar weniger Geld im Portemonnaie gehabt haben, seien die Gewinne der Metallunternehmen 2000 um 11,6 Prozent gestiegen und auch danach kräftig angewachsen.