10 Mal Beethoven kurzgefasst
1. September 20151. Beethovens Biografie im Zeitraffer
Beethovens Geburtsdatum ist das erste Mysterium. Überliefert ist nur sein Taufdatum am 17. Dezember 1770 in Bonn. Schon als Kind lernte er Klavier, Orgel und Violine. Mit sieben Jahren gab er sein erstes Konzert. Mit 12 komponierte er bereits Stücke mit lustigen Namen wie etwa das "Lied an einen Säugling" oder später die "Elegie auf den Tod eines Pudels". 1792 zog Beethoven nach Wien und blieb dort bis zu seinem Lebensende. Er starb am 26. März 1827 mit 56 Jahren, wahrscheinlich an Leberzirrhose.
2. "Für Elise": Beethoven und die Frauen
Auch dieses Thema bleibt in der Beethoven-Forschung ein Rätsel. Geheiratet hat Beethoven nämlich nie. Sein wohl bekanntestes Klavierstück "Für Elise" soll er für die deutsche Opernsängerin Elisabeth Röckel geschrieben haben. Angeblich hat er ihr sogar einen Heiratsantrag gemacht. Sein Freund Franz Gerhard Wegeler schreibt: "In Wien war Beethoven immer in Liebesverhältnissen." In Beethovens Nachlass fand man Liebesbriefe an eine unbekannte Dame, die als "unsterbliche Geliebte" in die Geschichte eingegangen ist. Wer das war, weiß man nicht genau, aber das Geheimnis scheint sich zu lüften. In neueren Biografien taucht der Name Antonie Brentano auf, eine Angeheiratete in der berühmten Brentano-Familie.
3. Beethoven als Mensch
Der ungeleerte Nachttopf stand nachmittags noch unter seinem Flügel, Essensreste lagen zwischen den Manuskripten. Sein Äußeres wird als untersetzt, sein Gesicht als pockennarbig beschrieben. Auch das war Beethoven. Fest steht, so sehr sich Beethoven in jungen Jahren als rheinische Frohnatur gab, so griesgrämig und cholerisch muss er wohl im Alter gewesen sein. Er selbst führte das in seinem sogenannten "Heiligenstädter Testament" auf seine zunehmende Taubheit zurück. Seinen Neffen Karl, den er nach dem Tod seines Bruders zu sich holte, erzog er so streng, dass dieser einen Selbstmordversuch unternahm, um dem Onkel zu entkommen.
4. Beethoven und die Klassik
Mit Beethoven ging das Zeitalter der Wiener Klassik zu Ende. Der Komponist mit dem wilden Haarschopf galt als musikalischer Revolutionär und als Wegbereiter der Romantik. So setzte er in einem instrumentalen Werk, seiner 9. Sinfonie, einen Chor ein. Das hatte es in einer klassischen Sinfonie bis dato nicht gegeben. Er komponierte dramaturgisch und wählte gerne statt langer Themen kurze Motive mit hohem Wiedererkennungswert: so etwa am Anfang seiner 5. Sinfonie. Beethoven hat rund 240 Werke hinterlassen, darunter Sinfonien, Klavierkonzerte, Streichquartette und eine Oper.
5. Genie und Perfektionist
Beethoven war ein Perfektionist. Er komponierte nicht für seine Zeitgenossen, sondern für die Nachwelt. Immer wieder feilte er an seinen Werken, überarbeitete und korrigierte die Partituren bis spät in die Nacht. Für die Nachwelt zu schreiben, das ist ihm gelungen: Beethoven gehört heute weltweit zu den meist gespielten Komponisten. Schon zu Lebzeiten konnte er von seinen Kompositionen leben. Nicht zuletzt verdiente er sein Geld mit Auftragswerken für politische Größen seiner Zeit.
6. Die einzige Oper
Der Auftrag für Beethovens "Fidelio" wurde von Peter Freiherr von Braun gegeben. Bei der Erstaufführung 1805 wurde die Oper verrissen. Beethoven korrigierte und veränderte die Partitur bis zur dritten und letzten Fassung - diesmal erfolgreich. Die Handlung beruht auf einer tatsächlichen Begebenheit aus der Zeit der Französischen Revolution. Eine heldenhafte Dame - als Mann verkleidet - befreite ihren Gatten aus dem Gefängnis der Jakobiner. Aus "Fidelio" stammt übrigens auch das musikalische Pausenzeichen ("Es sucht der Bruder seine Brüder"), das jahrzehntelang im Hörfunkprogramm der Deutschen Welle zu hören war.
7. Beethoven und die Revolution
Beethoven interessierte sich nicht nur für Musik, sondern auch für Philosophie, Literatur und Politik. In seiner musikalischen Frühphase beschwor er gern das Heldenhafte im Menschen. Er begeisterte sich für die Französische Revolution und widmete dem Titel nach Napoleon seine 3. Sinfonie, die "Eroica". Nachdem sich Napoleon 1804 allerdings zum Kaiser gekrönt hatte soll Beethoven diese Widmung wutentbrannt aus dem Titelblatt der Partitur gelöscht haben.
8. Ta-ta-ta-Taaaa: Beethovens Sinfonien
Der Anfang von Beethovens Fünfter Sinfonie von 1808 ist weltbekannt. Das Motiv im ersten Satz kommt mit gerade einmal vier Tönen aus. Insgesamt schrieb Beethoven neun Sinfonien - nur wenige im Vergleich zu Mozart, der über 41 komponierte. Jedes große Orchester, das etwas auf sich hält, hat alle neun Sinfonien im Standardrepertoire. Beethovens Sinfonien waren so umfassend und klanggewaltig, dass nachfolgende Komponisten vor der Herausforderung zurückschreckten. Auch die Zahl Neun in Bezug auf Sinfonien schien die Nachwelt zu prägen: Gustav Mahler oder Anton Bruckner etwa kamen über eine neunte Symphonie nicht hinaus.
9. Das Maß aller Dinge: Beethovens Neunte
Berühmt an Beethovens 9. Sinfonie ist vor allen Dingen der letzte Satz mit dem Chor "Ode an die Freude" nach Schillers gleichnamigem Gedicht. Als er sie komponierte, war er nahezu taub. Die Uraufführung am 7. Mai 1824 und den frenetischen Applaus konnte Beethoven wahrscheinlich kaum hören. Bis in die heutige Zeit wirkt die Neunte Sinfonie fort. Sie diente 1970 als Vorlage für den Pop-Hit "A Song of Joy", der um die ganze Welt ging. Die Instrumentalfassung der "Ode an die Freude" ist seit 1985 die Hymne der Europäischen Union. Die ca. 70 Minuten lange Sinfonie hat 1982 auch die Speicherkapazität der CD von 80 Minuten beeinflusst. Der berühmte Dirigent Herbert von Karajan, der von Produktentwicklern dazu befragt wurde, sagte, dass es möglich sein müsse, Beethovens Neunte an einem Stück auf CD zu hören.
10. Der taube Komponist
Bereits im Alter von 27 Jahren wurde Beethoven schwerhörig. Mit 48 war seine Taubheit bereits weit fortgeschritten. Darüber hinaus litt er unter Tinnitus und sogenanntem "Recruitment". Das heißt, das er trotz seiner Schwerhörigkeit laute Töne als schmerzhaft empfand. Es gibt Untersuchungen die eine Folge von "Fleckentyphus" vermuten, übertragen durch einen Rattenfloh. Trotzdem komponierte er weiter. Beethoven hatte ein absolutes Gehör, konnte sich also die Töne und ihren Zusammenklang im Kopf vorstellen. Heute weiß man, dass allein die Heilungsversuche der damaligen Zeit sehr schmerzhaft waren und zusätzliche Entzündungen im Ohr verursachten, unter denen Beethoven litt. Nach neusten DNA Analysen seiner Haare, litt Beethoven auch an einer Hepatitis B-Infektion. Ob die letztendlich zu seinem Tod geführt hat, ist ungewiss. Der berühmte Komponist, der für die Aufführung seiner Werke einen großen Mitarbeiterstab hatte, zog sich privat aufgrund seiner Taubheit zurück. An Gesprächen konnte er nicht mehr richtig teilnehmen. Es heißt, er vereinsamte und sei zu dem Sonderling geworden, als der er - wie aktuelle Biografen sagen - menschlich zu Unrecht in Erinnerung geblieben ist.
Dieser Artikel wurde am 24.4.2024 aktualisiert