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Ökotourismus in der Kaschubei

Katarzyna Tuszynska11. August 2008

Knapp zwei Autostunden hinter Stettin zieht sich eine gewellte Hügellandschaft unterbrochen von ungefähr 1500 Seen: die Kaschubische Schweiz. Inmitten dieses Paradieses liegt das ökologisch geführte Landhaus Goręczyno.

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Außenansicht des Ökohofs von Robert Kolczyński (Katarzyna Tuszynska)
Urlaub in der Idylle des Ökohofs von Robert KolczyńskiBild: Katarzyna Tuszynsk

Allein in der Woiewodschaft Pommern befinden sich etwa 80 ökologisch geführte Hotels. Die ersten entstanden bereits vor über 15 Jahren. Außer den Polen selbst sind es viele Deutsche, Franzosen und Holländer, die polnische Ökohotels besuchen. Am Wochenende kommen meistens Paare, ansonsten sind es ganze Familien, Rentner und eher ältere Kunden.

Traumhaus am See

Schäfer mit Schafherde (10. März 1999/AP)
Wer auf dem Ökohof wohnt, hat tierische GesellschaftBild: AP

Ein großes stattliches Holzhaus steht inmitten einer leicht gewellten Hügellandschaft mit tiefblauen Seen, davor auf einer Bank sitzt Robert Kolczyński, ein großer, stämmiger Mann mit kurzem grauen Zopf und sortiert schwarz – weiß Fotos. Die Fotos auf dem Tisch zeigen die Geschichte seines Hauses, aus dem heute ein sogenanntes Ökohotel geworden ist.

Robert Kolczyński erinnert sich daran, dass das Gebäude vor 20 Jahren sah wie ein Hühnerstall aussah und nur zwei Meter hoch war. Das Landhaus auf dem Foto war damals tatsächlich noch ein Schafsstall. Roberts Schafstall, denn noch vor 20 Jahren züchtete er mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern Schafe. Weil das Geld aber nicht reichte, jobbte Robert damals auf einem Öko-Bauernhof bei Hamburg.

Übernachtung mit Seeblick

Die Zeit in Hamburg hat Robert Kolczyński so beeindruckt, dass er einige Elemente von dem deutschen Bauerhof auch in seinen Hof integriert hat. Denn der deutsche Ökohof brachte Robert auf die Idee: Er wollte so etwas auch bei sich in der Kaschubei probieren.1993 startete Robert dann mit drei Gästezimmern, baute ökologisches Gemüse und Obst an, züchtete Schafe, Gänse und Fisch in seinem Zuchtsee und begann mit seiner Frau für die Gäste zu kochen.

Der Plan ging auf. Heute gibt es hier 15 moderne Schlafzimmern mit Bad und Toilette. Aus der alten Ruine entstand ein gemütliches Landhaus aus Holz und Steinen, mit einem stilvollen Reetdach. Was eine Übernachtung mit Seeblick kostet, fragen seine Gäste am Telefon immer und sind über die Preise erstaunt: Zehn bis 20 Euro. Da ist es kein Wunder, dass bei Robert ständig alles ausgebucht ist.

Vom Teich auf den Teller

Außenansicht des Ökohofs(Katarzyna Tuszynska)
Zur Anlage in Goreczyno gehören Wäldern, Wiesen, und ein SeeBild: Katarzyna Tuszynsk

Die Anlage in Goreczyno befindet sich auf einer Fläche von 14 Hektar mit Wäldern, Wiesen, und einem See. Hier können die Gäste Karpfen, Aale und Brassen angeln. Der selbst gefangene Fisch kommt dann sofort auf den Teller.

Seit der Laden läuft, müssen Roberts Familie und Freunde mithelfen. Ewa Hinze, die Köchin schält gerade saftige, reife Tomaten und erklärt, dass sie eine Tomatensuppe mit hausgemachten Nudeln koche. Die Zutaten dazu sind wie alles andere auch aus ökologischem Anbau. "Wir haben hier eigene Radieschen, frischen Quark und Joghurt, machen eigene Sauergurken, Sauerkraut und Schmalz. Natürlich backen wir auch selbst Kuchen. Das alles sind unsere Spezialitäten", erzählt die Köchin.

Anreise aus Frankreich

Die Gäste lieben die einheimische Küche. Die meisten von ihnen kommen aus Polen. Es sind Pärchen, die über das Wochenende auf dem Hof ausspannen wollen. Doch vor allem in den Sommermonaten buchen sich Familien auf dem Hof ein, die aus Deutschland, Frankreich und Holland kommen. Dazu gehört auch Urszula Michalska, eine vierzigjährige blonde Frau mit weißer Bluse und Jeansrock, die neben Robert am Grill stehet.

Sie kam für einen Kurzurlaub hierher aus Danzig und berichtet von ersten Urlaubskontakten zu Holländern. Sie komme vor allem, um von ihrem stressigen Alltag abzuschalten. Das erste Mal war Urszula Michalska schon vor einigen Jahren auf dem Ökohof.

Gemeinsam für den Umweltschutz

Mann mit dickem Karpfen (Katarzyna Tuszynska)
Der eigene Fang kommt Abends auf den TischBild: Katarzyna Tuszynsk

Die Ökohotels in der Kaschubei arbeiten zusammen. Robert hat mit vier Freunden aus dem Dorf Goręczyno eine Art mündliches Joint-Venture geschlossen. Deswegen kann man bei Robert auch Kanufahren, Mountain-Biken oder reiten. Eine besondere Attraktion sind Miniaturkaninchen, die für die kleinen Gäste ein perfektes Spielzeug sind. Die Kinder können sie sogar mit auf ihre Zimmer und sogar mit nach Hause nehmen. Außerdem gibt es auf dem Hof auch vier kleine Kätzchen und fünf kleine Hunde.

Robert Kolczyński gilt als Pionier in seiner Region. Seitdem er seine Idee mit Erfolg umsetzte, eröffneten rund hundert Ökohotels in der Kaschubei. Allen im Dorf Goręczyno hängt an jedem dritten Haus ein Schild mit der Aufschrift: “Familienferien”. Ökotourismus in der Kaschubei hat offenbar Zukunft und daran zweifelt hier keiner.