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Baden-Württemberg

Anke Hagedorn

Freizeit? Urlaub? Davon hat der Baden-Württemberger immerhin schon mal gehört. Das Land im Südwesten Deutschlands ist ein wirtschaftlicher Senkrechtstarter - dank seiner fleißigen Bewohner.

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Am zufriedensten ist er, wenn er in seiner Werkstatt messen, sägen, schrauben und feilen kann. Er hat immer alle Hände voll zu tun. Schreinermeister Gerhard Deggelmann wirkt auf den ersten Blick ein wenig brummig. Die braunen Augen hinter der runden Metallbrille sehen den Besucher zunächst etwas misstrauisch an, doch schnell blitzt der Schalk hervor. Und sobald es um Fensterrahmengrößen, Kipp- oder Drehöffnungsmechanismen geht, wird er zunehmend gesprächiger.

Gerhard Deggelmann führt in der vierten Generation den Betrieb seines Urgroßvaters weiter. Aus dessen Einmannschreinerwerkstatt ist mittlerweile ein florierendes Unternehmen mit 35 Mitarbeitern geworden.

Ein Handwerker, der nebenbei Forschung betreibt

Das Ehepaar Deggelmann
Das Ehepaar DeggelmannBild: DW

Neben der Schreinerei hat sich Deggelmann auf den Fensterbau spezialisiert. Der Schlüssel für den Erfolg seines Unternehmens ist seine Innovationskraft: "Wir haben immer wieder neue Verfahren entwickelt, die wir dann ein paar Jahre lang exklusiv vertrieben, bevor wir sie einer Firma überlassen haben", sagt er nicht ohne Stolz. Ein Handwerker, der nebenbei Forschung betreibt.

Sind soviel Zielstrebigkeit und Fleiß typisch für die Bewohner des "Ländle", wie die Baden-Württemberger ihre Heimat nennen? Deggelmann schüttelt energisch den Kopf: "Das kann jeder machen, wenn er nur will."

Sein liebstes Werkzeug kostet eine Million Euro

Auch für Ulrich Rüdiger ist der Beruf viel mehr als nur Broterwerb. Das liebste Arbeitsinstrument des Physik-Professors hat es in sich: eine komplexe mannshohe Hightechanlage aus blitzendem Edelstahl, an die eine Vielzahl von Drähten, Schläuchen und Messapparaten angeschlossen ist. Der ganze Stolz des Forschers: ein Rastertunnelmikroskop, eine Neuanschaffung der Universität Konstanz. Kostenpunkt: eine Million Euro. Das spezielle Mikroskop ist ein wichtiges Instrument für den Forschungsschwerpunkt des 42-Jährigen: die Nanotechnologie.

Vorstoß in die Welt der kleinsten Dimensionen

Ulrich Rüdiger
Professor Ulrich RüdigerBild: DW

Ein Nanometer, das ist ein Millionstel Millimeter. Ein Molekül dieser Größe verhält sich zur Größe einer Orange so wie die Orange zur Erde. Das Rastertunnelmikroskop kann kleinste Bestandteile der Materie an der Oberfläche einer Probe erkennen und abbilden. Damit lassen sich unter anderem die physikalischen Eigenschaften verschiedenster Materialien untersuchen. Die Nanotechnologie ist eine relativ neue Forschungsrichtung und lockt immer mehr Wissenschaftler an die Universität am Bodensee. Sie wurde - ebenso wie drei weitere baden-württembergische Universitäten - als so genannte Exzellenz-Universität ausgezeichnet.

Eintritt nur mit Duschhaube und Schutzkittel

Wer hier hinein will, muß sich zunächst einen weißen Schutzkittel, eine Art Duschhaube und blaue Überzieher über die Schuhe streifen, damit möglichst wenige Schmutzpartikel ins Labor hineingetragen werden. Riesige Klimaanlagen sorgen für eine praktisch keimfreie Luft. Hier arbeiten die Forscher mit zum Teil sehr gefährlichen, ätzenden Substanzen, um verschiedene Materialoberflächen voneinander zu trennen.

Fachübergreifende Zusammenarbeit, kurze Dienstwege

Ulrich Rüdiger schätzt die Arbeit mit den Kollegen verschiedener Fachrichtungen. Normalerweise würde jeder Forscher sich nur für seinen eigenen Vorgarten zuständig fühlen. "Hier an der Universität Konstanz ist das ganz anders", sagt Rüdiger. "Mit rund 10.000 Studenten ist die Universität sehr klein. Die Dienstwege sind sehr kurz. Wenn man etwas zu besprechen hat, kann man das auch in der Mensa tun, wo man den Universitätsrektor regelmäßig antrifft."

Lieber Konstanz als New York

Der Wissenschaftler hat zwar auch in New York geforscht, doch die Kleinstadt Konstanz ist das ideale Arbeitsumfeld, sagt er: "Das man hier direkt am Bodensee wohnt, arbeitet und auch schnell in den Alpen ist, das ist schon echt toll!" An die sprachlichen Besonderheiten hat er sich mittlerweile auch gewöhnt. Seine Kinder würden auch schon fast jeden Satz mit dem Wörtchen "Gell" beenden, schmunzelt Ulrich Rüdiger, er für seinen Teil bleibe aber beim Hochdeutschen. Und in seinem Bereich an der Universität sei Englisch ohnehin zunehmend die Arbeitssprache.