16. Februar 2010
Mullah Abdul Ghani Baradar befinde sich seit mehreren Tagen in Gefangenschaft, bestätigte am Dienstag (16.02.2010) ein ranghoher Vertreter der USA die Festnahme. Ein Offizier des pakistanischen Geheimdienstes erklärte, Baradar sei "vor rund zehn Tagen" in der südpakistanischen Stadt Karatschi festgenommen worden. Er werde weiterhin verhört. Baradar sei bei einer gemeinsamen Operation pakistanischer und amerikanischer Geheimdienste festgenommen worden. Er sei "in der Hierarchie der Führung der afghanischen Taliban die Nummer zwei".
Damit wurde ein Bericht der "New York Times" bestätigt, deren Online-Ausgabe als erste die Festnahme gemeldet hatte. Demnach haben der amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA und der pakistanische ISI bei der Festnahme zusammengearbeitet. Das Weiße Haus hatte die Zeitung gebeten, mit der Veröffentlichung zunächst zu warten, um weitere Aktionen der Geheimdienste nicht zu gefährden. Die US-Regierung habe die Befürchtung geäußert, dass die Nachricht von der Festnahme Baradars dessen Mitstreiter zu größerer Vorsicht bewegen und damit das Aufspüren weiterer Taliban-Führer erschweren könnte. Inzwischen habe sich die Gefangennahme Baradars in der Region aber bereits herumgesprochen, schrieb die Zeitung. Ein Taliban-Sprecher dementierte die Festnahme. Das Gerücht sei bewusst in die Welt gesetzt worden, um die Öffentlichkeit in die Irre zu führen.
Vertrauter von Bin Laden
Baradar wird von den Amerikanern als der wichtigste Taliban beschrieben, der seit dem Einmarsch in Afghanistan vor acht Jahren gefasst worden ist. Er unterstehe direkt dem afghanischen Taliban-Anführer Mullah Omar, der laut "New York Times" vor den Terroranschlägen am 11. September 2001 ein enger Vertrauter von El-Kaida-Chef Osama bin Laden gewesen sei.
Als das Taliban-Regime nach der amerikanischen Invasion zusammenbrach, wurden Baradar und andere Taliban-Führer von afghanischen Milizen, die mit den USA verbündet waren, gefasst. Auf Intervention pakistanischer Geheimdienstagenten kamen die Männer damals wieder frei, schreibt die "New York Times" weiter.
Offensive in Afghanistan
Die Festnahme des Taliban-Führers kommt zu einem Zeitpunkt, da internationale und afghanische Verbände die radikalislamischen Rebellen mit einer Großoffensive im Süden Afghanistans unter Druck setzen. Rund 15.000 Soldaten sind an dem in der Nacht zum Samstag begonnenen Einsatz "Muschtarak" (Gemeinsam) in der Unruheprovinz Helmand beteiligt. Ziel der größten Offensive seit dem Sturz der Taliban Ende 2001 ist es, die Rebellen aus dem Distrikt Mardscha, einem der größten Opium-Anbaugebiete der Welt, zu vertreiben.
Autor: Ulrike Quast (dpa,apn,rtrd+e)
Redaktion: Oliver Samson