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Zwei Medaillen im Stabhochsprung

Tobias Oelmaier/Stefan Nestler10. August 2012

Außer Björn Otto und Raphael Holzdeppe hatte auch noch Hammerwerferin Betty Heidler Grund zur Freude. Freiwasser-Schwimmer Thomas Lurz musste sich nur dem Tunesier Mellouli geschlagen geben.

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Stabhochspringer Björn Otto
Bild: picture-alliance/dpa

Die deutschen Stabhochspringer hatten den großen Favoriten am Rande einer Niederlage. Björn Otto und Raphael Holzdeppe übersprangen am späten Freitagabend 5,91 Meter, der Franzose Renaud Lavillenie war unter Zugzwang. Und tatsächlich, der Europameister patzte, riss die Latte im ersten Versuch. Ein Sieg war nur noch möglich, wenn er 5,97 Meter überspringen würde. Aber im letzten Versuch schaffte es der Franzose, Otto und Holzdeppe konnten nicht mehr kontern. Dennoch bedeuteten Silber und Bronze das Ende einer 16-jährigen deutschen Medaillenflaute bei Olympia.

Eklat beim Hammerwerfen

Was war das parallel zum Stabhochsprung für eine Zitterpartie für Hammerwerferin Betty Heidler! Ihr fünfter Versuch landete für alle im Stadion und an den Fernsehern gut ersichtlich bei rund 77 Metern. Doch aus unerfindlichen Gründen maßen die Kampfrichter einen falschen Einschlag, nur gut 72 Meter kamen bei der elektronischen Messung heraus. Nach Protesten von Betty Heidler und dem Verweis auf die Fernsehbilder wurde ihr zwar ein weiterer Versuch zugestanden, den sie aber, durch die minutenlangen Diskussionen aus dem Konzept gebracht, nicht voll erwischte und selbst ungültig machte. So landete die 28-Jährige am Ende auf Rang 8 - vermeintlich, denn nach dem Wettkampf wurde nochmal nachgemessen - mit dem guten alten Maßband, und heraus kamen tatsächlich 77,13 Meter, gleichbedeutend mit Bronze.

Betty Heidler spricht mit einem Kampfrichter (Bild: Getty Images)
Fruchtbare Diskussion mit dem Kampfrichter: Hammerwerferin Betty Heidler bekam nachträglich BronzeBild: Getty Images

Der Olympiasieg ging an die Russin Tatjana Lysenko mit 78,18 Meter, Silber gewann Anita Wlodarczyk aus Polen mit 77,16 Meter. In der Aufregung wäre der gute fünfte Platz von Kathrin Klaas fast untergegangen.

Weltrekord für die US-Sprinterinnen

So schnell wie sie war noch niemand: Die US-Sprintstaffel über 4 x 100 Meter hat einen neuen Weltrekord aufgestellt. Bei 40,82 Sekunden blieb die Uhr stehen: Tianna Madison, Allyson Felix, Bianca Knight und Carmelita Jeter verwiesen Jamaika (41,41) deutlich auf Platz zwei. Bronze ging in 42,04 Sekunden an die Ukraine. Die Europameisterinnen Leena Günther, Anne Cibis, Tatjana Pinto und Verena Sailer verfehlten in 42,67 Sekunden die angepeilte Medaille als Fünfter klar.

Carmelita Jeter, Bianca Knight, Allyson Felix und Tianna Madison hocken neben der Zeitanzeige (Bild: Getty Images)
Die Weltrekordlerinnen aus den USA lassen sich für ihre Leistung feiernBild: Getty Images

Bei den Männern mussten die USA über 4 x 400 Meter sensationell auf der Zielgeraden die Bahamas passieren lassen. Das Quartett aus der Karibik siegte in der olympischen Rekordzeit von 2:56,72 Minuten vor Weltmeister USA, der 2:57,05 Minuten lief. Die Amerikaner waren seit 1984 Goldmedaillengewinner und hatten nur durch nachträgliche Dopingbefunde das Edelmetall aberkannt bekommen. Dritter wurde Trinidad und Tobago in 2:59,40 Minuten. Das südafrikanische Quartett um den beinamputierten Oscar Pistorius belegte Rang acht.

Meserat Defar hat zum zweiten Mal nach 2004 in Athen Gold über 5000 Meter gewonnen. Die Äthiopierin setzte sich im Schlussspurt in 15:04,26 Minuten durch und verwies damit die Weltmeisterin und Jahres-Weltbeste Vivian Cheruiyot aus Kenia (15:04,73) auf Platz zwei. Bronze ging an die dreimalige Olympiasiegerin Tirunesh Dibaba aus Äthiopien, die in 15:05,15 Minuten gestoppt wurde.

Über die 1500 Meter feierten die türkischen Frauen einen überraschenden Doppelsieg. Europameisterin Asli Cakir-Alptekin setzte sich in 4:10,23 Minuten wie bei der EM vor ihrer Landsfrau Gamze Bulut durch, die 4:10,40 lief. Ex-Weltmeisterin Maryam Yusuf Jamal aus dem Bahrain wurde Dritte in 4:10,74.

Silber für Freiwasser-Schwimmer Lurz

Zu Beginn der letzten Runde im Serpentine Lake im Londoner Hyde Park, gut anderthalb Kilometer vor dem Ziel, lag der deutsche Freiwasser-Schwimmer Thomas Lurz noch auf Goldkurs. Der 32 Jahre alte Rekordweltmeister gehörte zu einer vierköpfigen Spitzengruppe, die sich vom Feld abgesetzt hatte. Doch dann schwamm der Tunesier Oussama Mellouli seinen drei Konkurrenten auf und davon. Lurz konnte im Schlussspurt den Vorsprung zwar noch verkürzen, schlug aber 3,4 Sekunden nach Mellouli an. Bronze holte der Kanadier Richard Weinberger. Andreas Waschberger, der andere deutsche Starter, wurde Achter.

Thomas Lurz im Wasser beim 10km-Schwimmen (Bild: Getty Images)
Zehnfacher Weltmeister, nun auch Olympia-Zweiter über 10 km Freiwasserschwimmen: Thomas LurzBild: Getty Images

Für Thomas Lurz war es die 26. internationale Medaille. Der Olympiasieg fehlt dem zehnmaligen Weltmeister jedoch weiterhin in seiner Titelsammlung. Goldmedaillengewinner Mellouli war zuvor schon bei den Schwimmwettbewerben in der Halle über 1500 Meter Freistil gestartet und hatte nach seinem Olympiasieg von Peking über diese Distanz in London Bronze geholt. 2007 war der Tunesier rückwirkend für 18 Monate wegen Dopings mit Amphetaminen gesperrt worden.

Bronze für Helena Fromm im Taekwondo

Helena Fromm hatte sich über die Hoffnungsrunde den Weg zum Kampf um Bronze in der Klasse bis 67 Kilo gebahnt. Im Viertelfinale war die 25-Jährige zuvor an der Peking-Olympiasiegerin Hwang Kyung-Seon aus Südkorea gescheitert, weil aber ihre Bezwingerin das Finale erreichte, durfte sie in die Hoffnungsrunde. Dort setzte sie sich zunächst mit 4:3 gegen Ruth Gbagbi von der Elfenbeinküste durch und dann im kleinen Finale gegen die Australierin Carmen Marton 8:2.

Helena Fromm kämpft gegen Carmen Martonaus Australien (Bild: dapd)
Über die Hoffnungsrunde kämpfte sich Helena Fromm (l.) zu BronzeBild: AP

Rauhe paddelt in zwei Finalrennen

Die deutschen Kanuten sind in den Sprint-Finalrennen über 200 Meter mit zwei Booten vertreten. In beiden Rennen wird Ronald Rauhe paddeln. Der 30 Jahre alte Routinier qualifizierte sich im Kajak-Einer und auch im Zweier mit seinem Partner Jonas Ems für die Endläufe. 1000-Meter-Olympiasieger Sebastian Brendel verpasste dagegen das Finale im Canadier-Einer ebenso wie Silke Hörmann im Kajak-Einer. Beide starten in den B-Finals.

Schon 38 Medaillen

Allen Unkenrufen zum Trotz ist das deutsche Olympiateam auf dem besten Weg, die Medaillenausbeute von 2008 zu übertreffen. Zehnmal Gold, 18 Mal Silber und 23 Mal Bronze stehen bisher zu Buche, insgesamt 41 Medaillen, das sind schon jetzt genau so viele wie vor vier Jahren. Die 16 Olympiasiege von 2008 dürften jedoch wohl kaum noch zu erreichen sein.