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Zusammenrücken in der Krise

6. Mai 2009

Japans Premier Taro Aso hat gewaltige Sorgen: Die Wirtschaft seines Landes leidet massiv unter der Finanzkrise – ähnlich wie die deutsche. Am Dienstag war Aso in Berlin und beriet sich dort mit Kanzlerin Merkel.

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Japans Premier Taro Aso bei Angela Merkel in Berlin (Foto:ap)
Japans Premier Taro Aso bei Angela Merkel in BerlinBild: AP
Gestoppte Bauarbeiten in Tokio (Foto:ap)
Auch in Japan haben viele Wirtschaftszweige Umsatzeinbrüche hinnehmen müssenBild: AP

Deutschland und Japan werden beide hart von der Wirtschaftskrise getroffen – und so lag es auf der Hand, dass sich die Bundeskanzlerin und der japanische Premierminister vor allem über ihre Rezepte gegen die Krise austauschten. Bisher waren sich Angela Merkel und Taro Aso nicht ganz einig darüber gewesen, wie stark der Staat die Wirtschaft stützen sollte. So viel wie möglich, meint Aso, nicht mehr als nötig, findet die Bundeskanzlerin. Die japanische Regierung nimmt Schulden in Rekordhöhe auf, um die Wirtschaft mit gigantischen Finanzspritzen zu stabilisieren. Die Bundesregierung ist da zurückhaltender, was der japanische Premier bei internationalen Finanzgipfeln kritisiert hatte. In Berlin wiederholte er seine Kritik nicht, ganz im Gegenteil. Deutschland habe frühzeitig reagiert, lobte der Gast aus Japan, und viel getan, um die Wirtschaft anzukurbeln. „Da muss ich schon meine Achtung zollen“, sagte Aso.

Vorbild Deutschland

Autos im Hafen von Yokohama
Auch Japans Automobilindustrie wird ihre Produkte kaum noch losBild: AP

Japan hat inzwischen das dritte Konjunkturpaket aufgelegt, um die Folgen der Wirtschaftskrise abzumildern. Bei einigen Maßnahmen stand Deutschland Pate, etwa bei der Abwrackprämie. „Das haben wir als Beispiel genommen“, sagte Taro Aso über die staatlichen Förderung für Käufer von Neuwagen, die gleichzeitig ihr altes Auto verschrotten. Seit dem 1. April zahlt Japan ebenfalls eine Abwrackprämie an die Käufer umweltfreundlicher Autos. „Damit helfen wir der Automobilindustrie und leisten gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz“, erklärte der Gast aus Tokio.

Gemeinsam gegen die Krise

Solarzellen (Foto:agenda/Huppertz)
Bei der Entwicklung von Solarzellen sind Deutschland und Japan führendBild: Q-Cells

Eine engere Zusammenarbeit mit Europa ist für den japanischen Premier eines der Rezepte, mit denen sein Land die Wirtschaftskrise bewältigen will. Diesen Ball fing die Bundeskanzlerin auf: „Deutschland und Japan sind beide sehr gut im Bereich der Umwelttechnologie“, betone Merkel, „und da ergeben sich gute Kooperationsmöglichkeiten.“ Japan könne außerdem davon profitieren, dass sich Deutschlands Handelsbilanz aufgrund der stabilen Binnennachfrage zugunsten der Importe verändere. „Deutschland ist ein guter Markt für Produkte aus anderen Ländern, auch aus Japan“, sagte Merkel.

Konsens in der Außenpolitik

Japanische Kriegsschiffe laufen aus
Nach den jüngsten Provokationen aus Nordkorea hatte Japan seine Marine in Alarmbereitschaft versetztBild: AP

In außenpolitischen Fragen sind sich Deutschland und Japan weitgehend einig – vor allem beim gemeinsamen Streben nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat. Deutschland und Japan gehören zu den größten Geldgebern der Vereinten Nationen und fordern seit Jahren mehr Einfluss im wichtigsten Gremium der Organisation. Auch über die Stabilisierung Afghanistans und den komplizierten Umgang mit Nordkorea tauschten Angela Merkel und Taro Aso sich aus. Am Ende des Arbeitstreffens sah der japanische Premier eine seiner Annahmen über Deutschland bestätigt: „Wir haben viel gearbeitet“, scherzte er, “denn die Deutschen sind sehr fleißig – und den Japanern darin doch ziemlich ähnlich.“

Autorin: Nina Werkhäuser

Redaktion: Thomas Latschan