Zukunft mit Windkraft
Der Wind wird immer wichtiger für die Energiegewinnung und die Anlagen werden immer größer, höher und effizienter. Sieben Prozent des Stroms weltweit stammen schon aus Windkraft. Was sind die Trends?
Damals und heute
Seit Jahrhunderten wird Windkraft genutzt. Sie pumpt Wasser, mahlt Getreide, sägt Holz und bringt Segelschiffe ans Ziel. In Europa gab es im 19. Jahrhundert mehrere 100.000 Windräder. Die Niederländer (Foto) nutzten sie vor allem zur Trockenlegung von Sumpfgebieten. Heute erzeugt Windkraft vor allem klimafreundlichen Strom und ist damit zentral für die Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels.
Wind schlägt Kohle
Windkraftanlagen erzeugen oft die günstigste Energie. Strom aus einem neuen Kohle- oder Atomkraftwerk kostet heute zwei bis dreimal mehr. Besonders günstig ist Windstrom vom Land. Auf dem Meer bläst der Wind dafür konstanter und es gibt viel Platz. Laut Prognosen sollen die Kosten für Windstrom noch weiter sinken, an guten Windstandorten auf 3 Eurocent pro Kilowattstunde bis 2030.
20 Mal mehr Strom
Ein großes Windrad wird bei Wilhelmshaven in Norddeutschland montiert. Es hat 6000 Kilowatt Leistung und deckt dort den Haushaltsstrom von 10.000 Personen. Vor 25 Jahren hatten Windräder nur etwa 500 Kilowatt - genug für etwa 500 Menschen. Die Türme sind bis zu 180 Meter hoch. So hoch oben gibt es viel mehr Wind, darum lohnt der Bau auch in windärmeren Regionen.
Giganten im Meer
Auf dem Meer weht der Wind konstant und kräftig. Schon fünf Prozent des weltweiten Windstroms kommt aus Offshore-Parks wie diesem vor der niederländischen Küste. Solche Anlagen haben eine Leistung von bis zu 10.000 Kilowatt, ab 2025 sogar bis 15.000 Kilowatt: Strom für über 40.000 Menschen. Installation und Wartung im Meer sind jedoch aufwendiger als an Land.
China führt
Die Hälfte aller weltweit neu aufgestellten Windräder werden derzeit in China installiert. Allein 2020 baute das Land neue Turbinen mit einer Leistung von 52 Gigawatt Windkraft auf. Das entspricht der Leistung von 50 Atomkraftwerken. Vorreiter beim Windausbau sind Dänemark und Deutschland. Dänemark deckt schon rund 50 Prozent seines Strombedarfs mit Windenergie, in Deutschland sind es 25 Prozent.
Mehr Jobs durch Windkraft
Hier überprüfen Techniker in Marokko eine Windturbine. 1,3 Millionen Menschen arbeiten inzwischen weltweit in der Windindustrie. Rund 550.000 davon in China, 110.000 in den USA, 90.000 in Deutschland, 45.000 in Indien und 40.000 in Brasilien. Installation und Betrieb der Windanlagen sind aufwendiger als bei der Kohlekraft und so entstehen durch den Ausbau der Windkraft immer mehr Jobs.
Bürger wollen profitieren
In dicht besiedelten Regionen ist die Windkraft auch umstritten. Hier in Starkenburg bei Frankfurt wollen viele Anwohner den Ausbau der Windkraft. Sie investieren in neue Anlagen und profitieren vom Stromverkauf. Windparks mit Beteiligung der Bürger haben eine hohe Akzeptanz. Ohne Bürgerbeteiligung gibt es in dicht besiedelten Regionen vor Ort oft Widerstand.
Segel spart Diesel
Früher brachten Segelschiffe Frachtgüter in alle Welt, dann übernahmen Dieselmotoren den Antrieb. Inzwischen gibt es in der Schiffahrt viele Innovationen und moderne Segel kommen wieder ins Spiel. Mit zusätzlichem Windantrieb lässt sich der Energieverbrauch von Frachtern um bis 30 % reduzieren, eine Umrüstung ist möglich. Zudem sollen Schiffe künftig grünen Wasserstoff als Treibstoff nutzen.
Schwimmende Windparks
Im Meer gibt es genug Platz für Windkraft. Doch an vielen Stellen ist das Wasser zu tief für ein Fundament im Meeresboden. Schwimmende Anlagen auf Bojen sind eine Alternative. Mit langen Ketten werden sie am Meeresboden fixiert. Schwimmende Windparks gibt es bereits in Europa und Japan. Auch bei Sturm bleiben sie stabil. Hier wird in Portugal eine Anlage (8400 KW) in den Atlantik gezogen.
Windstrom fürs Haus
Der 147 Meter hohe Wolkenkratzer Strata SE1 in London ist mit seinen futuristischen Windturbinen ein Blickfang. Doch wirtschaftlich sind solche Anlagen auf Dächern in der Regel nicht, denn der Wind in Städten weht meist zu schwach. Photovoltaikanlagen sind auf Dächern darum fast immer die effizientere Alternative.
Umweltfreundlichste Energie
In drei bis elf Monaten haben Windkraftanlagen die Energie erzeugt, die für den Bau benötigt wurde, und bei der Stromerzeugung entsteht kein CO2. Die Anlagen sind ebenfalls ein Eingriff in die Natur. Im Vergleich zu anderen Energien schneiden sie in der Umweltbilanz jedoch am besten ab. Laut Umweltbundesamt verursachen sie rund 70-mal weniger Umweltkosten als die Kohlekraft.
Wo lohnt sich Windkraft?
Wind- und Solaranlagen können zusammen weltweit den Energiebedarf decken. Ab einer Windgeschwindigkeit von 10 km/h erzeugen Windturbinen Strom. In Regionen mit viele Sonne ist Photovoltaik die günstigste Energie, etwas weiter nördlich und südlich des Äquators meist ein Mix aus Wind- und Sonnenkraft. Wo viel Wind weht, kann die Windkraft der wichtigste Energieträger werden.
Mit Windmühlen und Segelschiffen fing es an, inzwischen werden immer mehr moderne Windparks gebaut. Für den klimaneutralen Umbau wird künftig noch zehnmal mehr Windkraft gebraucht als bisher. Die neuesten Trends.