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Zuflucht in Rangun

Tobias Grote-Beverborg, zurzeit Birma19. Mai 2008

Die Versorgungslage im schwer verwüsteten Irrawaddy-Delta von Birma ist nach wie vor schlecht. Nach Angaben einer deutschen Hilfsorganisation setzen bereits erste Flüchtlingsbewegungen Richtung Norden ein.

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Überlebende warten am Stadtrand von Rangun auf Reis (Foto: AP)
Überlebende warten am Stadtrand von Rangun auf ReisBild: AP

Die Vereinten Nationen (UN) rechnen mit mehr als einer halben Million Flüchtlingen, die aus dem Irrawaddy-Delta in Myanmar, dem früheren Birma, zu fliehen versuchen. Die vor Ort mit lokalen Helfern tätige deutsche Hilfsorganisation Lands Aid beobachtete am Sonntag (18.5.2008) nach Aussage ihres Vorsitzenden Hans Musswessels in der Hauptstadt Yangon, dem früheren Rangun, dass die Menschen auf dem Weg aus dem Delta heraus sind: "Auf den Straßen, in kleinen Trucks oder auch zu Fuß, teilweise mit Kühen, die überlebt haben." Musswessels rechnet damit, dass sie erstmal in der größeren Umgebung von Rangun Zuflucht suchen würden.

Der verstärkt einsetzende Monsunregen sorgt für zusätzliche Wassermassen im nach dem Zyklon "Nargis" ohnehin schwer überfluteten Irrawaddy-Delta. Da den meisten Menschen durch den stundenlang tobenden Zyklon Anfang Mai ihr gesamtes Hab und Gut verloren ging - angefangen von Kleidung, über Kochutensilien bis hin zum sprichwörtlichen Dach über dem Kopf - sind sie schutzlos den sintflutartigen Regenfällen ausgeliefert.

Einziger Ausweg: Richtung Norden

Hilfslieferungen erreichen überwiegend nur die im Flutgebiet liegenden größeren Orte, deren Infrastruktur jedoch ebenfalls stark zerstört ist. Da die Bergung und Versorgung der Notleidenden schleppend vorangehen, sehen viele als einzigen Ausweg die weitere Flucht in Richtung Norden, also nach Yangon.

Doch die Verkehrswege im Delta werden streng von Militär und Polizei überwacht: Internationale Helfer und Beobachter sollen weitestgehend ferngehalten und der Zufluss der Hilfslieferungen kontrolliert werden. Andererseits sollen Flüchtlinge zurückgehalten werden.

Druck oder Diplomatie gegenüber der Junta?

Laut Musswessels von Lands Aid werde versucht, zwischendurch diese Ströme zu kanalisieren, indem man Übergangslager errichtet. Hier würde auch das nationale Rote Kreuz von Myanmar gute Arbeit leisten. "Aber das Ausmaß einer solchen Katastrophe kann ein Land kaum alleine schaffen", sagt der Lands-Aid-Vorsitzende.

Doch die Appelle an die Militärregierung in Myanmar, endlich internationale Hilfe direkt ins Delta zu lassen, verhallen ungehört. Musswessels befürchtet, dass der von Ländern wie Frankreich und den USA eingeschlagene Weg, die Junta zum Einlenken zu zwingen, nur das Gegenteil bewirkt: "Es wird sicherlich nicht helfen, vor der Küste ein Kriegsschiff zu stationieren oder mit lautem Getöse auf das Land einzuschlagen - dann wird es noch mehr blockieren." Stattdessen müsse hinter den Kulissen gesagt werden, dass man etwas geben könne und das gemeinsam machen könne.

Sanktionen seien keine Hilfe

Der gerade aus Myanmar zurückgekehrte EU-Entwicklungskommissar Louis Michel hat sich bereits für einen Dialog mit der Militärregierung ausgesprochen. Nur im Gespräch könne es gelingen, die Junta umzustimmen. So sei beispielsweise die am Samstag beschlossene Verlängerung der Sanktionen der USA gegen Myanmar nach seiner Auffassung keine Hilfe für die Opfer der Wirbelsturmkatastrophe.

Auch aus diplomatischen Kreisen in Yangon wird mehr Zurückhaltung gefordert. So sei die Versorgung der Not leidenden Bevölkerung in den Katastrophengebieten über politische Erwägungen zu stellen. Am Sonntag traf in Yangon der UN-Nothilfe-Koordinator John Holmes ein. Er will mit der Militärregierung über weitere Hilfsmaßnahmen diskutieren.

Auf der Suche nach Brauchbarem gräbt dieser Mann in den Resten seines vom Zyklon zerstörten Hauses in Kyauktan (Foto: dpa)
Auf der Suche nach Brauchbarem gräbt dieser Mann in den Resten seines vom Zyklon zerstörten Hauses in KyauktanBild: picture-alliance/ dpa
Ein Flüchtling betet in den Überresten einer buddhistischen Pagode am Stadtrand von Rangun (Foto: dpa)
Ein Flüchtling betet in den Überresten einer buddhistischen Pagode am Stadtrand von RangunBild: picture-alliance/ dpa