Zinn für die Welt, Umweltproblem vor Ort
Indonesien ist der weltgrößte Exporteur von Zinn. Der Rohstoff ist in vielen Branchen unersetzlich, aber der Abbau schadet der Umwelt und hat bereits viel Land zerstört. Jetzt expandiert die Industrie aufs Meer.
Mit dem Boot zur Arbeit
Der 51-jährige Hendra fährt seit einem Jahr mit dem Boot zur Arbeit, nach einem Jahrzehnt im Abbau auf dem Land haben er und seine Kollegen dort nicht mehr genug verdient. Denn auf der Insel Bangka gehen die Zinnreserven auf festem Boden zur Neige, daher verlagert sich der Abbau immer mehr vor die Küste. Am Horizont Hendras neuer Arbeitsplatz: hölzerne Pontons vor Bangka.
Schwankender Arbeitsplatz
Auf wackligem Grund installieren die Arbeiter Absaugrohre, um den Sand mit dem begehrten Zinnerz zu fördern. Schwarzer Rauch steigt auf aus Dieselgeneratoren - schlecht für die Umwelt, aber nicht das Hauptproblem, kritisieren Umweltorganisationen wie Friends of the Earth Indonesia (WALHI).
Kritik und Kampf für Mangroven
Insbesondere vor der Westküste gibt es wertvolle Mangrovenwälder. Jessix Amundian kämpft mit der Umweltgruppe WALHI gegen den Zinnabbau auf dem Wasser. Die Mangroven dünnen in Folge der Zinngewinnung immer weiter aus. Das ist nicht nur schlecht für den Küstenschutz - als CO2- Speicher spielen die Mangroven eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel.
Begehrter Sand
Im dunklen Sand versteckt findet sich das Zinnerz, aus dem das Zinn gewonnen wird, das schließlich seinen Weg in Smartphones, Displays und Konservendosen auf der ganzen Welt findet. Und der Bedarf ist gewaltig. Andere wichtige internationale Exporteure neben Indonesien sind China, Malaysia, Peru, Bolivien und Thailand.
Pause in der Hängematte
Die Arbeit auf wackligem Grund ist hart. Auch für Amirudin, den Verantwortlichen des staatlichen Bergbauunternehmens PT Timah. Das Unternehmen steigert den Zinnabbau vor der Küste stetig: 2020 betrugen seine Reserven an Land gerade einmal 16.399 Tonnen - aus dem Wasser geholt wurden dagegen 265.913 Tonnen des Schwermetalls.
Fischer in Not
Supriandi Jamil ist einer der Fischer, mit denen es auf Bangka zu Spannungen kommt. Denn die Fischer beklagen, dass ihre Erträge seit 2014 zusammengebrochen seien. Eine Folge des Zinnabbaus ist die Verschmutzung der Fischgründe. Nicht nur sind die für die Fische wichtigen Korallenriffe nun mit Schlamm bedeckt, auch die Netze der Fischer verfangen sich in den Gerätschaften der Zinnarbeiter.
Schön, aber giftig
Auch an Land sind die Auswirkungen des Abbaus verheerend. Der "blaue See" Kulong Biru mitten in einem Abbaugebiet ist ein beliebtes Fotomotiv, aber stark übersäuert. Laut BUND werden auf den beiden indonesischen Inseln Bangka und Belitung ca. 75 Prozent der Fläche für den Abbau des Rohstoffes genutzt, außerdem gebe es häufig Unfälle mit Todesfolge und Berichte über Kinderarbeit.
Steigende Preise und Umweltschutz
Das Unternehmen PT Timah gibt an, mit den Fischern im Gespräch zu sein, um ihre Fangquoten zu verbessern. Außerdem habe es künstliche Riffe gebaut, um das Meer nach den Vorgaben der Behörden zu schützen. Steigende Preise und weltweite Nachfrage nach Zinn dürften jedoch auch in Zukunft den Umweltschutz auf Bangka und andernorts erschweren.