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Zbigniew Brzezinski: US-Einsatz im Irak "schwächt uns und heizt die Gewalt an"

19. Mai 2006

Ex-Sicherheitsberater der US-Regierung im Interview von DW-WORLD.DE

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"Ein US-Angriff auf iranische Nuklearanlagen hätte eine große Krise am Persischen Golf und einen dramatischen Anstieg des Ölpreises, vielleicht auf das Doppelte, zur Folge": Zbigniew BrzezinskiBild: AP
"Der Einsatz schwächt uns. Er ist kostspielig und heizt die Gewalt an. Wir bezahlen mit Blut, Geld und weltweiter Feindschaft." Das sagte der frühere Sicherheitsberater der US-Regierung unter Präsident Jimmy Carter, Zbigniew Brzezinski, in einem Interview von DW-WORLD.DE. Die USA sollten sich mit der irakischen Regierung auf einen Plan einigen, der einen Abzug der US-Armee "in etwa einem Jahr" vorsieht. Die muslimischen Nachbarstaaten, "die ein Interesse an einem stabilen Irak haben, könnten dann mit Friedenstruppen zur Stabilisierung des Landes beitragen", so Brzezinski in der Deutschen Welle.

Zum Atomstreit mit dem Iran sagte der heutige Unternehmensberater: "Falls die US-Regierung einen Moment der Zurechnungsfähigkeit hat und die Aktionen und Reaktionen durchrechnet, die eine solche Entscheidung nach sich ziehen würde, wäre die rationale Schlussfolgerung, dass dies kein sehr gewinnbringender Weg ist." Er glaube nicht, "dass es ausgemacht ist, dass die Iraner Pläne haben, sich Atomwaffen zu beschaffen". Darüber hinaus wisse man nicht, "wie weit die Iraner zu gehen bereit wären, da wir noch keine ernsthaften Verhandlungen mit ihnen aufgenommen haben". Um zu einem "ernstzunehmenden Prozess zu kommen, müssten die USA eine direktere und aktivere Rolle spielen", so Brzezinski. Ein US-Angriff auf iranische Nuklearanlagen hätte "eine große Krise am Persischen Golf und einen dramatischen Anstieg des Ölpreises, vielleicht auf das Doppelte, zur Folge". Neben einer internationalen Wirtschaftskrise rechne er in einem solchen Fall mit einer "noch größeren Instabilität im Irak und in Afghanistan".
19. Mai 2006
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