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Yekta Kara: „In das Fundament des Dialogs ist eine Bombe gelegt worden“

28. September 2006

Türkische Regisseurin und Ex-Opernchefin im Interview von DW-RADIO

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Die türkische Regisseurin und ehemalige Intendantin der Staatsoper in Istanbul, Yekta Kara, hat die Absetzung der Mozart-Oper „Idomeneo“ in Berlin als „größte Beleidigung der Kunst und der Künstler“ bezeichnet. In einem Interview des Türkischen Programms von DW-RADIO sagte die in Istanbul lebende Kara: „Die Entfernung von ‚Idomeneo’ von der Bühne ist regelrecht eine Bombe, die in das Fundament der Dialogbemühungen gelegt worden ist.“ Die Absetzung vom Spielplan aus Furcht vor Anschlägen durch Islamisten sei „völlig falsch, egal, in welchem Land der Welt das auch vorkommt. Das sieht für mich nach Selbstzensur aus.“

Während ihrer Zeit als Intendantin an der Staatsoper in Istanbul von 1992 bis 2000 habe sie „mehrfach Bombendrohungen erhalten, zum Teil auch während einer Aufführung“. Dann sei der Saal in der Pause von Sicherheitsbeamten durchsucht worden, das Publikum habe davon kaum etwas bemerkt. Die Leitung der Berliner Oper „hätte einen kühlen Kopf bewahren, die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen ergreifen und die Oper aufführen müssen. Jetzt wurde dort Öl ins Feuer gegossen“, so Kara in der Deutschen Welle.

Damit Kunst sich entwickeln und entfalten könne, müsse sich „der Künstler frei fühlen. Dann darf nicht aus Furcht vor Verärgerung auf diese oder jene Kreise Rücksicht genommen werden. Sonst führt das zu einem Druck auf Kunst und Künstler. Unter diesem Druck ist künstlerisches Schaffen nicht mehr möglich“, sagte die Regisseurin weiter.
28. September 2006
251/06