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Wärme bremst das Geschäft

Ina Rottscheidt7. Februar 2005

Wo sind die konsumfreudigen Käufer, das Schneewetter und die neuen Trendsportarten hin? Das fragt sich die Wintersportbranche seit vier mageren Jahren. Doch zur Fachmesse "ispo 2005" gibt es Anlass für Hoffnung.

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Snowboarding - schon wieder ein alter HutBild: AP

"Der Wettbewerb ist brutal", findet Gerald Palm vom österreichischen Skiproduzenten Fischer. Der Snowboard-Boom ist abgeflaut und nach der Carving-Welle haben die echten Freaks schon längst ein Paar der kurzen, taillierten Skier zu Hause stehen - und der Rest leiht sich das neuste Modell lieber vor Ort im Winterurlaub.

Alois Vogl gewinnt Weltcup im Slalom
Soll die Wintersportindustrie wieder ankurbeln: Alois Vogl.Bild: AP

Seit 2001 kränkelt die Wintersportbranche: Allein im vergangenen Jahr sank der Umsatz um zwei Prozent auf 6,97 Milliarden Euro. Doch zur weltgrößten Sportartikelmesse "ispo 2005" in München (6. bis 9. Februar) schöpft die Branche neue Hoffnung: Im November und Dezember kletterten die Umsätze wieder in den positiven Bereich und Werner Haizmann, Präsident vom Verband Deutscher Sportfachhandel ist sich sicher: "Auch die jüngsten Weltcup-Siege von Max Rauffer und Alois Vogl werden dem Skisport wieder zu einer Aufwärtsbewegung verhelfen."

Ohne Schnee kein Geschäft

Schnee Transport Export für Weltcup
Wo bleibt der Schnee?Bild: AP

Mit Konsumflaute haben die mageren Gewinne in der Wintersportbranche weniger zu tun: "Die Margen in der Skiproduktion sind relativ gering", erklärt Peter Thürl vom Verband Deutscher Sportfachhandel. "Die Preisobergrenze für ein Paar Ski ist schnell erreicht, weil ein Winterurlaub generell schon sehr teuer ist. Dann ist der Käufer nicht auch noch bereit, viel Geld für ein paar Ski hinzublättern." Und wie keine andere hängt die Branche vom Wetter ab: "Wenn es vor Weihnachten nicht ausreichend schneit, kauft überhaupt keiner die Brettel, dann ist für viele Mieten günstiger", sagt Thürl.

Kinder im Schnee mit Schlitten
Hightech-Rodel statt morscher HolzschlittenBild: AP

Darum setzt die Branche auf Neuheiten, technischen Schnickschnack und Accesoires für den Wintersport: Und die reichen vom futuristisch gestylten Aluschlitten mit Stoßdämpfer über beheizbare Unterwäsche und Skihelme mit Musik bis hin zu speziellen Frauen-Skiern. Mit denen präsentieren sich die ispo-Aussteller ab Sonntag (6.9.) in München. Und sie versuchen, Trends zu setzen: Schlagwörter wie "Backcountry", "Slopestyle Skiing" und "Trail Running" sollen den Wintersportfan auf die Piste, aber vor allem natürlich ins Fachgeschäft locken.

"Nordic Walking" boomt

Zu den neusten Trendsportarten zählt auch das "Nordic Walking": "Das wird gerade zur Volksbewegung", erklärt Peter Thürl. Vor allem die zahlungskräftige Generation jenseits der 50 hat das stramme Wandern mit zwei Stöcken für sich entdeckt. Werner Haizmann vom VDS erklärt: "Das spricht vor allem die Unsportlichen an, die bisher immer nur auf dem Sofa gesessen haben." Und das sind bislang schon rund zwei Millionen Deutsche.

Doch während sich in der Skiindustrie nur noch eine Handvoll internationaler Konzerne tummelt wächst der Druck auf die kleinen Hersteller. Der US-Konzern Quicksilver meldet derzeit hartnäckiges Interesse an der französische Edelmarke Rossignol an. Bei dem Franzosen Salomon halten sich Gerüchte um die Verlagerung der Skiproduktion nach Rumänien. Und ein ähnliches Schicksal droht möglicherweise auch dem bayerischen Skihersteller Völkl: Nach der Übernahme durch die kalifornische K2-Gruppe soll die Skiproduktion aus Kostengründen von Straubing nach China verlagert werden.

"Made in Germany" weiter Gütesiegel

Nordic Walking
"Nordic Walker" - hoffnungsträger einer ganzen BrancheBild: dpa

Der frühere Slalom-Weltmeister Frank Wörndl, der heute für Völkl tätig ist, hält diese Ängste jedoch für übertrieben: Völkl sei derzeit der innovativste Skihersteller und mache viel anspruchsvolle Handarbeit. Wenn dies so bleibe, werde sich auch die Produktion in Straubing behaupten. Außerdem ist sich Wörndl sicher: "Viele Käufer legen immer noch Wert auf 'Made in Germany'."