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Wo der Postmann selten klingelt

30. September 2002

Vor zehn Jahren öffnete in einem Dorf in Schleswig-Holstein die erste Postagentur Deutschlands. Sie hat alles zu bieten, was ein "richtiges" Postamt auch kann. Doch ansonsten erinnert nichts an die gute, alte Post.

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Post ist auch da, wo gar nicht Post draufstehtBild: AP

Wer zu Reinhard Mählmann in den Gemischtwarenladen kommt, muss zuerst am Lotto- und am Posttresen vorbei - ob er will oder nicht. Beinahe aber wäre das anders geworden, damals vor zehn Jahren. Denn die Post wollte ihre Theke eigentlich in die hinterste Ladenecke verbannen. Aber: "Das geht nicht - wer soll die denn dann sehen?" protestierte Mählmann. Seither ist seine "Kommandozentrale" da, wo sie hingehört: vorne.

Brot, Butter und Briefmarken

Bei Mählmann am Dorfplatz der 930-Seelen-Gemeinde Bimöhlen in Schleswig-Holstein gibt es so ziemlich alles: Mortadella und Mohrrüben, Geschenkartikel und Gießkannen, Eisenwaren, Schneeschippen und Schlitten, Schuhe nach Katalog. Und eben auch Briefmarken, Faltpakete und Lottoscheine. Und natürlich moderne E-Post und Computerbanking. "Wir sind direkt online mit Frankfurt verbunden", berichtet Mählmann. Als er das Geschäft mit Briefen, Marken und Paketen mit in den Laden nahm, startete die Post in eine neue Ära. Während sie immer mehr ihrer kleinen Filialen dicht machte und ihre Mitarbeiter auf die Straße setzte, übernahmen private Händler die Aufgaben. Mittlerweile existieren etwa 7500 solcher Postagenturen bundesweit - vornehmlich in ländlichen Gebieten.

Tu' was fürs Dorf!

Bimöhlen war einer von sieben Orten, die die Kieler Christian-Albrecht-Universität im Rahmen eines Dorferneuerungsprogramms unter die Lupe genommen hatte. "Leben auf dem Lande sollte sich wieder lohnen, und dazu gehörten natürlich auch die ganz praktischen Dinge wie Lotto, Post und Bank", blickt Mählmann zurück. Bis dahin hatte der Landzusteller die Aufgaben der Post inne. "Wenn du aber mal ein paar Briefmarken haben wolltest oder ein Einschreiben hattest, musstest du dich an der Straße auf die Lauer legen, bis der Zusteller kam", berichtet Mählmann. Seit zehn Jahren ist das jetzt anders. Inzwischen gehen selbst Pakete in die USA oder aus China und Australien über den kleinen Ladentisch bei Mählmann. (ddp/arn)