WM 2014: Spiel um Platz drei
Im kleinen Finale geht es um die Ehre: Gastgeber Brasilien veliert aber auch im Spiel um Platz drei - die Niederlande holen sich mit einem klaren 3:0 die Bronzemedaille.
Brasilien - Niederlande: Keine Versöhnung
Im Estadio Nacional von Brasilia geben sich die Enttäuschten die Ehre: Brasilien will nach der 1:7-Schmach gegen Deutschland das Publikum versöhnen. Die Niederlande dagegen, die Argentinien im Elfmeterschießen unterlegen waren, wollen die Bronzemedaille nicht freiwillig hergeben.
"Tot ziens", Louis van Gaal
Für Louis van Gaal, den Trainer der Niederlande, ist es das letzte Spiel als Nationaltrainer - er wechselt zu Manchester United. Vor dem Anpfiff nimmt er kein Blatt vor den Mund: "Das Spiel um Platz drei sollte nicht ausgetragen werden". Auch sein Superstar Robben tönt, dass ihm der dritte Platz "gestohlen bleiben" könne. Geht die Mannschaft dennoch motiviert in die Partie?
Einstellung bestimmt Aufstellung
Neymar (Mitte) fordert vor dem Spiel maximalen Einsatz von seinen brasilianischen Mannschaftskollegen. Hulk (l.) sieht das aber etwas anders und nennt das Match "ein Spiel, das wir nicht spielen wollen." Dani Alves (r.) lässt ähnlich Kritisches verlauten. Die Folge: Brasiliens Trainer Scolari greift hart durch und verändert die Startelf auf sechs Positionen.
Deja-vu nach drei Minuten
Dennoch muss Brasiliens Keeper Julio Cesar bereits nach drei Minuten dort weitermachen, wo er im Halbfinale gegen Deutschland aufgehört hat: Er muss den Ball aus dem Netz holen. Der nach seiner Gelbsperre zurückgekehrte Abwehrchef Thiago Silva bringt Robben zwar vor dem Strafraum zu Fall – es gibt jedoch Elfmeter und Gelb. Van Persie verwandelt sicher.
Oranje erhöht
Und es geht nach altbekanntem Muster weiter: Die Elftal greift an, Brasilien wackelt. Bereits in der 16. Minute kann der Niederländer Blind eine schlecht geklärte Flanke in aller Ruhe im Strafraum annehmen und den Ball zum 2:0 versenken.
Frühe Fassungslosigkeit
Der teuerste Verteidiger der Welt kann es nicht fassen: David Luiz' Abwehrfehler ermöglicht den zweiten Gegentreffer. Die Selecao liegt nach einer Viertelstunde bereits wieder mit 2:0 zurück und knüpft nahtlos an die blamable Leistung gegen das deutsche Team an.
Sinnbild brasilianischer Harmlosigkeit
Bei Brasilien ist kein System erkennbar: In der Defensive spielen sie trotz Silvas Rückkehr größtenteils orientierungslos, in der Offensive sind sie ohne Neymar ideenlos. Zwar kommen sie ab und zu mit Standards gefährlich vor das gegnerische Tor - insgesamt kann sich der niederländische Torwart Cillessen aber sichtlich entspannen.
Des einen Freud...
Immerhin: Die niederländischen Fans können ihre Mannschaft feiern und so den verpassten Finaleinzug kurzzeitig vergessen. "Oranje" kontrolliert die Partie zu jedem Zeitpunkt, der Sieg ist nie gefährdet. Im Gegenteil: Man bekommt den Eindruck, dass die Niederländer mit angezogener Handbremse spielen, um die Gastgeber nicht noch weiter zu demütigen.
...ist des anderen Leid
Brasiliens Trainer Scolari hat sich noch nicht zu seiner Zukunft geäußert - nach diesem erneut schwachen Auftritt seines Teams kann man aber mit einem Rücktritt rechnen. Hier kann er gar nicht mehr hinschauen und verpasst dabei...
Deutliche Demütigung
... wie Wijnaldum in der Nachspielzeit per Direktabnahme das 3:0 für die "Elftal" erzielt. Torschütze und Trainer freuen sich gemeinsam: Das Spiel ist vorbei, die Niederländer haben sich die Bronzemedaille verdient.
Nicht mal der Trostpreis
Die Selecao geht mit leeren Händen aus: Sie waren mit großen Zielen ins Turnier gestartet. In den letzten beiden Spiele aber sind sie, völlig verunsichert, untergegangen. Die enttäuschten Zuschauer quittieren auch die heutige Leistung mit einem gellenden Pfeifkonzert.