In der deutschen Sprache sind zusammengesetzte Adjektive alltäglich. Manche können für sich stehen, wenn sie getrennt werden, andere nicht. Sie sind untrennbar miteinander verbunden, weil sie sonst ihren Sinn verlieren.
Wer zwischen manchen Silben trennt, kann sicher sein, keinen Fehler zu machen. Bei Trennungen bestimmter Wörter ist das nicht immer so. Trennungen haben es in sich, nicht nur im menschlichen Leben.
Weder heim noch tückisch, weder bös noch artig
Denn wenn aus einem Wort zwei werden, kann oft das eine ohne das andere nichts anfangen, weil die gemeinsame Bedeutung verloren geht. Widmen wir uns den Adjektiven und betrachten zunächst das Wort heimtückisch: Überfälle werden manchmal als heimtückisch bezeichnet. Sie können – ohne Bedeutungsverlust – auch tückisch sein, aber nie heim.
Heim ohne tückisch geht in diesem Fall nicht. Übrigens zählen einige Synonyme für heimtückisch ebenfalls zu den – fast – Unzertrennlichen. Zu erwähnen wären da hinterhältig, niederträchtig oder auch bösartig. Bös auf der einen, artig auf der anderen Seite: Das sind, was die Bedeutung betrifft, getrennte Welten. Wenn bös' und artig als Adjektiv verwendet werden, können diese beiden – jedes für sich allein – existieren. Nur bedeuten sie etwas anderes, in diesem Fall sogar etwas Gegensätzliches.
Weder wider noch spenstig
Unter den fast unzertrennlichen Adjektiven gibt es einige, die im heutigen Sprachgebrauch seltener werden. Zu ihnen gehört widerborstig, das beinahe gleichbedeutend ist mit widerspenstig. Sich heftig gegen etwas sträuben, etwas unwillig und sehr deutlich abwehren, das ist widerborstig oder widerspenstig. Es kann aber niemand nur wider oder nur borstig beziehungsweise spenstig sein.
Nahezu unmöglich ist es, ein Schwein oder gar einen Igel gegen die Borsten zu streicheln. Wer es einmal versucht, weiß sofort, was widerborstig bedeutet. Manches Kind, das widerborstig oder widerspenstig ist, ist oft auch ungestüm. Und ungestüm mag man ja kaum noch als unzertrennliche Worteinheit anführen! Möglicherweise gibt es ja irgendwo ein gestüm, von dem die deutsche Sprachwelt bisher einfach noch nichts weiß!
Hell und hörig ist etwas anderes als hellhörig
Schauen wir uns noch ein Beispiel an, das Wort hellhörig. Da hätten wir als Synonym „schalldurchlässig“ beziehungsweise „schlecht isoliert“. Erzählt jemand: „Meine Wohnung ist sehr hellhörig“ bedeutet das, dass man hört, wenn sich ein Paar in der Wohnung nebenan lautstark streitet, oder wenn der Nachbar in der Etage darüber den Fernsehapparat auf Zimmerlautstärke hat, man aber trotzdem jedes Wort mitbekommt.
Nun, so eine Wohnung kann zwar hell sein, das hat aber eine ganz andere Bedeutung, nämlich dass viel Licht reinkommt. Und eine hörige Wohnung gibt es nicht. Denn hörig kann nur ein Mensch sein, der sich einem anderen Menschen emotional ausliefert, sich von ihm oder ihr abhängig macht. Mancher Freund wird in einem solchen Fall vielleicht hellhörig, wenn ihm das erzählt wird. Er wird dann möglicherweise versuchen, ein freundschaftliches Wort mit der hörigen Person zu sprechen.
Untrennbar verbunden
Diese Person mag das aber als ungehörig empfinden, als Einmischung in private, intime Angelegenheiten. Auch dieses Adjektiv gehört zur großen Gemeinde der untrennbar verbundenen Wörter. Dort tummeln sich dann Wörter wie kleinkariert, strohdumm, blaublütig, eilfertig, zaghaft. Und sollte jemand die Frage stellen, wie viele Mitglieder die Gemeinde denn zählt, einfach folgenden Rat geben: „Schlag den Duden auf und zähle durch. Dann muss du nicht schlaflos ins Bett gehen!“
Fragen zum Text
Jemand, der widerborstig ist, …
1. hat sich nicht rasiert.
2. ist nett und umgänglich.
3. wehrt sich heftig gegen etwas.
Welches Adjektiv gehört nicht zu den Unzertrennlichen? …
1. behaart.
2. blutjung.
3. schaudererregend.
Ein Synonym für eine „adelige Person“ ist …
1. menschenscheu.
2. helläugig.
3. blaublütig.
Arbeitsauftrag
Spielt in eurer Lerngruppe ein Spiel: Stellt pantomimisch ein Adjektiv dar, das zur Gruppe der „Untrennbaren“ gehört. Lasst die anderen raten, um welches Adjektiv es sich handelt.