1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Stürmischer Boom

Priya Palsule-Desai30. November 2006

Indien gehört inzwischen zu den größten Erzeugern von Windenergie. Das Know-how für die Anlagen stammt vielfach aus Deutschland.

https://p.dw.com/p/9Siq
Ein Windkrafttechniker bei der Arbeit
Ein Windkrafttechniker bei der ArbeitBild: picture-alliance / dpa

Indiens Wirtschaft wächst schnell - so schnell, dass die Energieerzeugung des Landes kaum mithalten kann. Schon seit Jahren gibt es in Spitzenzeiten Strommangel, der zu regelmäßigen Stromsperren führt - ein Faktor, der das Wirtschaftswachstum des Lands bremsen könnte. Indien versucht daher, seinen Strombedarf auch mit alternativen Energiequellen, zum Beispiel mit Windenergie zu decken. Das Wissen und die Technik dafür holt man sich aus Deutschland.

Exportweltmeister dank Förderung

"In Deutschland ist aufgrund der sehr frühen Förderung das technologische Know-how da", sagt Ralf Bischof, Geschäftsführer des deutschen Bundesverbandes Windenergie. "Die deutsche Windindustrie ist technologisch führend - und auch, was die Vermarktung angeht. Wir sind inzwischen Exportweltmeister." Daher versuchten Firmen in aufstrebenden Ländern, in Deutschland Know-how zu erwerben.

Kontrollraum des Atomkraftwerks Kalpakkam im Süden von Madras
Kontrollraum des Atomkraftwerks Kalpakkam im Süden von MadrasBild: dpa

Eine dieser Firmen ist der führende indische Windturbinenhersteller Suzlon. Die Firma hat bereits 2001 eine eigene Firma im ostdeutschen Rostock gegründet. "Suzlon sucht sich die die Kompetenz dort, wo sie am besten vertreten ist", sagt Wolfgang Conrad, Geschäftsführer der deutschen Suzlon. "Von der langjährigen Erfahrung, die wir hier in Deutschland im Windkraftanlagebereich haben, waren sie natürlich begeistert." Schon Mitte der 1990erJahre habe der Besitzer von Suzlon Lizenzverinbarungen mit Conrads damaliger Windkraftfirma geschlossen.

Prototypen aus Deutschland

Suzlon in Rostock beschäftigt rund 60 Mitarbeiter, fast ausschließlich Deutsche. Denn das Unternehmen trennt zwischen Entwicklung in Deutschland und Umsetzung in Indien. "Das heißt, dass wir uns sehr intensiv mit indischen Ingenieuren darum kümmern, dass die Prototypen zusammengebaut werden", erläutert Conrad. "Die gesamte Serienproduktion läuft dann in Indien."

Doch Conrad und seine Ingenieure sind auch vor Ort in Indien tätig. "Man kann sehr viel vorzeichnen und vordenken, aber in der Praxis gibt es immer wieder kleine Probleme", sagt er. Deshalb seien die deutschen Elektrotechniker und Maschinenbauer etwa dabei, wenn die Anlagen in Indien zusammengebaut würden.

Das Deutschland bei der Technik für regenerative Energien führend ist, liegt vor allem an der deutschen Energiepolitik. Während der Regierungszeit von Bundeskanzler Gerhard Schröder und seinem grünen Koalitionspartner, wurde der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. Damit verbunden, hat die Schröder-Regierung die Förderung regenerativer Energien wie Windkraft beschlossen.

Installation im Rekord-Tempo

Die Gründe für das indische Engagement sind andere. "Windenergie ist keine teure Technologie, die man sich aus ökologischen Gründen als Luxus leistet", sagt Verbandssprecher Bischof. "Gerade in Ländern, wo ein rapider Nachfrageüberhang existiert, hat Windenergie neben der Kostengünstigkeit auch den Vorteil, dass sie sich sehr schnell installieren lässt." Selbst einen großen Windpark könne man in zwei Jahre planen und installieren. "Bei Großkraftwerken haben sie viel, viel längere Vorlaufzeiten, das dauert so ungefähr zehn Jahre."

Mit seiner 5600 Kilometer langen Küste hat Indien ideale Voraussetzungen für die Nutzung von Windenergie. Indien gewinnt gegenwärtig 5000 Megawatt Windenergie im Jahr. Das entspricht der Leistung von etwa fünf konventionellen Kraftwerken aus Kern- oder Kohlekraft. Damit steht der Subkontinent hinter Deutschland, Spanien und den USA auf Platz vier der Windenergieerzeuger. In den kommenden Jahren dürfte Indien die anderen Länder überholen, da es seine Kapazitäten wesentlich schneller ausbaue, meint Bischof.