William Turner: Zwischen Romantik und Moderne
In die Landschaftsmalerei William Turners zog die Moderne mit Dampfloks ein. Die Tate Britain in London zeigt ihn jetzt als großen Chronisten seiner Zeit.
"High Green, Queen Square, Wolverhampton" (1795)
William Turner, geboren 1775 in London, gilt als einer der größten Maler der Romantik. Idyllische Szenerien, wie diese von einem Markt in Wolverhampton, hat er in großer Zahl gemalt, doch in seinem Leben wurde Turner im Zuge der industriellen Revolution und mehrerer Kriege Zeuge großer gesellschaftlicher Umwälzungen, die er spektakulär auf die Leinwand bannte.
"Rain, Steam and Speed - The Great Western Railway" (1844)
Als er geboren wurde, war das Pferd noch das schnellste Fortbewegungsmittel. Das änderte sich mit dem Siegeszug der Dampflok dramatisch. Es war die Zeit der britischen "Railway Mania", und William Turner war der erste prominente Künstler, der sie in seinen Gemälden festhielt. Diese Dampflok trotzt auf der Strecke zwischen London und Bristol Wind und Wetter.
"Snow Storm - Steam-Boat off a Harbour's Mouth" (1842)
Noch bewegter, noch dramatischer stellte er den Kampf der modernen Transportmittel gegen die Elemente in "Snow Storm" dar. Turner selbst behauptete, sich für dieses Bild zuvor an einen Schiffsmast gekettet zu haben. Beweise dafür haben Experten bislang nicht gefunden, doch als Betrachter dieses schwindelerregenden Szenarios glaubt man es ihm sofort.
"The Fighting Temeraire" (1839)
Die "HMS Temeraire" gehörte 1805 zur Flotte von Admiral Nelson in der Schlacht von Trafalgar. Sie kam im Kampf dem bedrängten Flaggschiff "HMS Victory" zu Hilfe und trug so wesentlich zum Sieg der Royal Navy über die französisch-spanische Armada bei. Ihr trauriges Ende hielt Turner hier in einem seiner berühmtesten Gemälde fest: 1838 wurde sie zur Abwrackung geschleppt - von einem Dampfschiff.
"The Battle of Trafalgar, as seen from the Mizen Starboard Shrouds of the Victory" (1806-1808)
Einen Großteil von Turners Leben befand Großbritannien sich im Krieg, was ihn zu einer Reihe spektakulärer Werke inspirierte. Die legendäre Schlacht von Trafalgar malte er gleich mehrmals. Hier sorgen Segel und Kanonenrauch für eine klaustrophobische Atmosphäre; das Chaos der Schlacht wird für Betrachter auf dramatische Weise greifbar.
"The Field of Waterloo" (ca. 1817)
Die Schlacht bei Waterloo, in der die alliierten Truppen unter dem englischen General Wellington und dem preußischen Feldmarschall Blücher Napoleon seine finale Niederlage beibrachten, ist von vielen Künstlern verewigt worden. Auch William Turner besuchte das Schlachtfeld und fertigte eine Reihe von Skizzen an, die er unter anderem für dieses Aquarell nutzte. Chaos und Tod in hellem Licht.
"The Burning of the Houses of Parliament" (ca. 1834/35)
Auch beim Brand des Parlaments 1834 war Turner vor Ort und hielt das Ereignis aus mehreren Perspektiven fest. Dieses Aquarell ist eines von 160 zentralen Turner-Werken, die die Ausstellung "Turner's Modern World" in der Tate Britain zeigt. Sie ist bis zum 7. März 2021 in London zu sehen.