Wieder Proteste in Hongkong
29. November 2014Bei den seit Wochen anhaltenden Demonstrationen der Demokratie-Bewegung in Hongkong ist es erneut zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Polizisten drangen in den dicht besiedelten Stadtteil Mong Kok ein, wo sich tausende Protestierende versammelt hatten. Es kam zu Handgemengen, Chaos brach aus. Die Demonstranten bewarfen die Beamten unter anderem mit Wasserflaschen und Eiern, die Sicherheitsbeamten setzten Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Mindestens 28 Menschen wurden festgenommen.
Ein Einkaufsbummel als Tarnung
Die Demonstranten hatten die vierte Nacht in Folge versucht, das Geschäftsviertel Mong Kok "zurückzuerobern". Die Polizei hatte dort vor wenigen Tagen eines der wichtigsten Lager sowie Straßenbarrikaden weitgehend geräumt. Auch zwei Anführer der Demonstranten wurden verhaftet. Die Aktivisten gaben nun vor, auf einem Einkaufsbummel zu sein. Regierungschef Leung Chun-ying hatte die Bürger Hongkongs zuvor dazu animiert, zum Shopping in das Viertel zurückzukehren.
Auslöser für die seit mehr als zwei Monate andauernden Demonstrationen sind die Pläne der kommunistischen Führung in Peking, zwar 2017 erstmals direkte Wahlen in der früheren britischen Kronkolonie zuzulassen, aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern. Die von Studenten angeführte Bewegung verlangt jedoch die freie Auswahl von Kandidaten für die Wahl des Hongkonger Verwaltungschefs. Sie fordert die demokratischen Rechte und Freiheiten ein, die den Hongkonger Bürgern von der kommunistischen Regierung in Peking zugesagt worden waren.
Proteste haben wirtschaftliche Auswirkungen
Auf dem Höhepunkt der Proteste hatten bis zu 100.000 Menschen für mehr Demokratie demonstriert. Inzwischen verliert die Bewegung allerdings zunehmend an Mitgliedern, und die Unterstützung durch die Hongkonger Bevölkerung schwindet. Die Proteste haben inzwischen auch wirtschaftliche Auswirkungen in dem Finanz- und Handelszentrum. Großbritannien hatte Hongkong 1997 an die Volksrepublik China zurückgegeben. Seitdem ist sie unter dem Motto "ein Land - zwei Systeme" eine Sonderwirtschaftszone.
sti/wl (rtr, dpa)