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Pressefreiheit in Afrika

Klaudia Pape3. Juni 2008

Repressive Regierungen, rücksichtslose Rebellen: Journalisten in Afrika stehen unter Druck. Wie die Wahrheit trotzdem überleben kann, diskutierten Medienschaffende auf dem Global Media Forum der Deutschen Welle.

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Itai Mushekwe (Quelle: DW)
Itai Mushekwe ist ein kritischer Journalist aus Simbabwe - in seiner Heimat droht ihm die TodesstrafeBild: GMF

Als Itai Mushekwe vor neun Monaten für ein Journalisten-Seminar nach Deutschland kam, hätte er sich nicht träumen lassen, dass er heute noch hier ist. Der junge, kritische Journalist aus Simbabwe hatte im Internet zufällig eine Liste des simbabwischen Geheimdienstes entdeckt. "Leider war ich einer der Journalisten auf dieser sogenannten schwarzen Liste", sagt er. "Also konnte ich auf keinen Fall zurück. Schlimmstenfalls bringen sie dich da um."

Simbabwische Journalisten, die kritisch über das Regime von Robert Mugabe berichten, müssen - ähnlich wie Oppositionelle - damit rechnen, verhaftet, misshandelt oder gar getötet zu werden. Itai Mushekwe musste deshalb bis heute in Deutschland bleiben. Er macht die staatlichen Medien für die Diktatur in Simbabwe mitverantwortlich: "Ich klage hier die staatlichen Medien in Simbabwe an, weil sie die Wahrheit kennen, aber schreiben, was die Regierung ihnen sagt." Die Medien verkaufen lediglich die Propaganda der Regierung, sagt Mushekwe. "Diese Medien sind keine Institutionen, die die Bevölkerung informieren. Sie sind Teil der der Diktatur in Simbabwe."

Kritischer Journalismus ist lebensgefährlich

Auch die Journalistin Claudia Anthony aus Sierra Leone musste ihre Heimat verlassen, weil sie Angst um ihr Leben hatte. Sie hatte einen Artikel darüber veröffentlicht, dass Rebellen – wahrscheinlich binnen 48 Stunden – die Hauptstadt Freetown angreifen würden. Sie lebte damals in einem Vorort von Freetown und hatte entsprechende Menschen-Bewegungen beobachtet. "Ich wusste, dass sich die Situation massiv verschlechtern würde. Aber als mein Artikel herauskam, sagte der amtierende Justizminister: Das ist Hochverrat. Und das wird in Sierra Leone mit dem Tod durch den Strang bestraft."

Claudia Anthony hatte damals Recht behalten. Die Rebellen kamen, plünderten und verwüsteten weite Teile der Hauptstadt. Die Journalistin floh aus Freetown und landete im Jahr 2000 in Deutschland. Heute arbeitet Anthony für das UN-Radio in Sierra Leone und muss miterleben, dass die Pressefreiheit in ihrem Land – die es zwischenzeitlich durchaus gegeben hatte – zurzeit erneut beschnitten wird.

"Pressefreiheit existiert nur vom Namen her"

Auch im Tschad kann von Pressefreiheit keine Rede sein, obwohl man – durch die Existenz vieler verschiedener Medien – einen anderen Eindruck haben könnte. "Pressefreiheit existiert bei uns nur vom Namen her", sagt Delphine Djiraibé, eine der bekanntesten Menschenrechtlerinnen im Tschad. "Es genügt die kleinste kritische Äußerung gegen die Regierung – und schon werden Radios geschlossen und Journalisten bedroht. Man droht, sie zu verhaften oder umzubringen".

Im Tschad regiert Präsident Déby – vor allem seit einem gewaltsamen Putschversuch im Februar – mit eiserner Hand. Auch Delphine Djiraibé wurde massiv bedroht und musste fliehen. Trotzdem will sie demnächst in ihr Land zurückgehen, um dort weiter für die Menschenrechte zu kämpfen. Und das rät sie auch den Journalisten. "Ich denke, die Journalisten müssen weiter ihre Arbeit tun, das heißt: sie müssen die Menschen wahrheitsgetreu informieren und damit ihren Beitrag zum Frieden leisten". Nur dann könnten die Menschen im Tschad eines Tages ein ganz normales Leben führen. "Wenn Journalisten und Menschenrechtler diese Arbeit nicht tun, dann wird niemand sie an ihrer Stelle tun. Sie haben eine Aufgabe und müssen den Mut haben, diese auch zu erfüllen."

Unter Mugabe keine Besserung in Sicht

Delphine Djiraibé aus dem Tschad, Claudia Anthony aus Sierra Leone, Itai Mushekwe aus Simbabwe und viele andere Teilnehmer des Global Media Forums hoffen, dass eines Tages eine mutige, engagierte und gut ausgebildete Generation von Journalisten die Medienlandschaften in ihren Ländern verändern wird. Itai Mushekwe versucht zurzeit, von Deutschland aus über Simbabwe zu schreiben und so zum politischen Wandel beizutragen. Er glaubt aber nicht, dass Mugabes Diktatur allein durch kritische Berichterstattung beendet werden kann. "Wir brauchen einen neuen Präsidenten und eine neue Politik – beim derzeitigen Stand der Dinge, haben die Medien nicht die Kraft, die Situation zu verändern."