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Wie Kinder heute spielen

Andreas Ziemons5. Juni 2009

Ein überfülltes Kinderzimmer in Madrid, durchorganisierte Kinderfreizeit in Italien und ein Experte, der erklärt, wie Kinder richtig spielen - das sind die Themen der Sendung.

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Kinder auf Spielplatz
Viele Kinder spielen nur selten an der frischen LuftBild: DPA

Wenn Kinder spielen, dann tun sie nichts anderes als zu trainieren. Sie üben spielerisch Fertigkeiten und Verhaltensweisen, die sie später brauchen, wenn sie größer sind und mehr und mehr alleine zurecht kommen müssen. Aber womit und wie spielen Kinder heutzutage? Alleine, zu zweit? Mit Spielzeug oder ohne? Und: Geht das überhaupt noch ohne irgendein Hilfsmittel wie den Computer oder die Playstation? Wir haben bei Kindern nachgefragt, was sie am liebsten spielen.

Spielend lernen mit elektronischer Hilfe

Kind spielt Playstation
Elektronisches Spielzeug ist aus spanischen Kinderzimmern nicht wegzudenkenBild: DPA

In Spanien sind die Kinderzimmer technologisch in der Regel auf dem neuesten Stand. Ein Nintendo fehlt in kaum einem Haushalt und auf den Wunschzetteln zu Weihnachten stehen Digitalkameras und Spielekonsolen. Traditionelles Holzspielzeug, Brettspiele oder die gute alte Modelleisenbahn sind sehr viel weniger gefragt. Und auch viele Eltern setzen auf High-Tech-Spielzeug und zwar vor allem dann, wenn es den Lerneffekt gleich mitliefert. Cornelia Derichsweiler hat einmal ein spanisches Kinderzimmer besucht.

Spielzeugfreie Zeit

Kinderzimmer überladen mit Spielsachen, mittendrin Kinder, die kaum noch wissen, womit sie zuerst spielen sollen. Das führt oft dazu, dass sie mit allem ein bisschen aber mit nichts so richtig spielen. Um die Phantasie der Kinder anzuregen und das freie Spielen zu fördern, hat der Kölner Kindergarten "Rappelkiste" sich etwas Besonderes ausgedacht. Einmal im Jahr gibt es für die Kinder eine spielzeugfreie Zeit. Rita Viertel, die Leiterin des Kindergartens, stellt das Konzept vor.

Nur im geschützten Raum

Kinder beim Ballett
Ballett, Klavier, Turnen - der Stundenplan mancher Kinder ist randvollBild: DPA

Unstrittig ist wohl, dass sich das Spielen der heutigen Kinder von dem ihrer Eltern oder Großeltern stark unterscheidet. Früher hat man als Kind in seiner Freizeit die meiste Zeit draußen gespielt, egal ob allein oder mit Freunden. Heute kommt das viel seltener vor: Der Straßenverkehr hat zugenommen und vielen Eltern graut es davor, in Zeiten, in denen die Medien ständig über Kindesentführung und Missbrauch berichten, ihr Kind unbeaufsichtigt draußen herumlaufen zu lassen. Lieber organisieren die Eltern die Freizeit ihrer Kinder mit vermeintlich sinnvollen und ungefährlichen Aktivitäten. So auch in Italien, wie Kirstin Hausen festgestellt hat.

Die Straße als günstigste Freizeitgestaltung

Genau das andere Extrem ist in Ungarn zu beobachten: Hier sind viele Kinder und Jugendliche sozial benachteiligt. Für sie bleibt das Spielen mit Freunden auf der Straße die günstigste Freizeitbeschäftigung. Ohnehin sind viele von ihnen lieber draußen als zu Hause, bei den oft arbeitslosen oder manchmal sogar alkoholkranken Eltern. Stattdessen spielen die Kinder den ganzen Tag Fußball. Christian Erdei hat eines von ihnen auf einem Spielplatz in der ungarischen Stadt Pécs getroffen.

Wider der Natur des Kindes

Remo H. Largo
Remo H. LargoBild: Christian Scholz

Zuviel Kontrolle ist für die Entwicklung spielender Kinder nicht gut, zu wenig aber auch nicht. Wie aber sollen Eltern wissen, wann sie ihre Kinder mehr fördern müssen und wann sie ihre Kinder dagegen mit ihren Erwartungen überfordern. Wo liegt das richtige Maß? "Das Gras wächst nicht schneller, nur weil man daran zieht", sagt der Schweizer Kinderarzt und Fachbuchautor Remo Largo.

Buchcover "Schülerjahre"
Das Buch "Schülerjahre" von Remo H. Largo und Martin Beglinger ist im Verlag "Piper" erschienen

Er hat sich intensiv mit dem Thema "Kindliche Entwicklung und Förderung" beschäftigt und unter anderem in seinen Büchern "Babyjahre", "Kinderjahre" und "Schülerjahre" darüber geschrieben. Im Interview mit Treffpunkt Europa spricht er über fehlende Freiräume für kindliche Entwicklung und sagt, warum vieles heute leider gegen die Natur des Kindes läuft.