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Wie die Erde, nur ganz anders

21. Januar 2005

Vulkane, Flüsse, Seen - Titan sei der Erde erstaunlich ähnlich, erklärt die Europäische Raumfahrtagentur. Kaum hat ihre Sonde "Huygens" den Saturn-Mond erkundet, steht schon die nächste Mission an: Reiseziel Venus.

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Huygens auf dem Weg zum Saturn-Mond Titan - und zu vielen neuen DetailsBild: ESA

Mit der Sonde "Huygens" hat die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) einen spektakulären Erfolg gelandet. Erste Ergebnisse wurden am Freitag (21.1.2005) in Paris offiziell präsentiert. Demnach wissen die Forscher nun wesentlich mehr über den Saturn-Mond Titan – zum Beispiel, "dass sich die physikalischen Vorgänge auf der Oberfläche des Titan kaum von denen auf der Erde unterschieden", wie Martin Tomasko von der University of Arizona erklärt. Nach Angaben der ESA waren auf Titan Vulkane aktiv. Kleine Bäche würden in Flüsse und die wiederum in große Seen münden. In den Gewässern gebe es Untiefen und Inseln, auch bis zu hundert Meter hohe Hügel seien zu erkennen.

Eis statt Lava, Methan statt Wasser

Zweites Bild vom Titan
Statt Steinbrocken liegen auf Titan Eisklumpen herumBild: ESA

Danach hören die Ähnlichkeiten aber auf: Denn auf dem Titan regieren die "exotischen Materialien", sagt Michael Khan von der ESA. Zum Beispiel habe Huygens das Edelgas Argon-40 entdeckt – und die überraschten Wissenschaftler folgern: Die Vulkane haben keine Lava gespuckt, sondern Eis und Ammoniak.

Und in den Flüssen fließe kein Wasser, sondern Methan, das auf der Erde gasförmig vorkommt, in der Titan-Kälte aber auch flüssig ist. "Das ist also eine entflammbare Naturgas-Welt, eine außergewöhnliche Sache", erklärt der Atmosphären-Forscher Toby Owen.

Ausgetrocknete Flussbetten

Allerdings erschienen die Gewässer derzeit trocken, es könne aber vor kurzem Methan geregnet haben. Die Wissenschaftler gehen auch davon aus, dass aus dem Boden von Titan immer neues Methan austritt – sie wissen nur noch nicht, warum. Dunkle Partien auf der Oberfläche von Titan deuten die ESA-Experten jedenfalls als Teilchen von Kohlenwasserstoff-Verbindungen.

Und noch mehr hat "Huygens" herausgefunden: "Der Mantel des Titan besteht aus einer viele hundert Kilometer dicken Eisschicht", sagt Khan. Kein Wunder bei Temperaturen von unter minus 170 Grad Celsius. Darunter komme erst eine Substanz mit einer Konsistenz wie nasser Sand – und darunter wiederum "wahrscheinlich ein Gesteinskern, möglicherweise sogar Eisen".

Huygens verschafft der ESA neue Fans

Bilder, die Huygens vom Saturnmond Titan zur Erde gefunkt hat
Der Titan aus acht Kilometern HöheBild: AP

Seit die Sonde am 14. Januar 2005 planmäßig auf Titan gelandet ist und Daten zur Erde gefunkt hat, sitzen 1000 Wissenschaftler an deren Auswertung. "Wir sind außerordentlich erfreut über diese Ergebnisse", sagt der Chef der Huygens-Mission, Jean-Pierre Lebreton. Auch ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain ist glücklich: "Noch nie war das Interesse der Öffentlichkeit an einer europäischen Raumfahrtmission so stark."

Auf zur Venus – aber ohne Landung

Doch Lebreton fügt hinzu: "Dies ist nur der Anfang." Er hält es für denkbar, "Landeroboter wie beim Mars auf den Titan zu entsenden". Und im November 2005 soll die Sonde "Venus Express" vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur aus ins All gebracht werden, um im Frühjahr 2006 den Nachbarplaneten zu erreichen.

Sie soll seine chemische Zusammensetzung erkunden und die Windgeschwindigkeiten in der Atmosphäre messen. Der Flug könnte mit 220 Millionen Euro sogar etwas günstiger werden, weil die Entwickler auf das Design des "Mars Express" zurückgegriffen haben.

Im Gegensatz zu Huygens wird "Venus Express" aber nicht auf ihrem Zielplaneten landen können: Unter einer dichten Decke aus Schwefelsäure-Wolken herrschen Temperaturen von etwa 460 Grad Celsius und ein Druck wie ein 1000 Meter Wassertiefe. (reh)