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Westerwelles Blutkrebs schockt Politik

21. Juni 2014

Die Bestürzung ist groß - über alle Parteigrenzen hinweg: Der frühere Bundesaußenminister und langjährige FDP-Chef Guido Westerwelle ist an akuter Leukämie erkrankt. Doch es gibt Anlass zur Hoffnung.

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Guido Westerwelle (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Westerwelles Leukämie-Erkrankung sei vor einer geplanten Knie-Operation entdeckt worden, berichtete Werner Hümmrich, Chef der Bonner FDP, der Zeitung "Kölner Express". Der 52-Jährige habe Beschwerden gehabt, nachdem er sich auf Mallorca beim Joggen vertreten habe. Bei der Voruntersuchung zu dem Eingriff sei aufgefallen, dass sein Blutbild nicht in Ordnung gewesen sei. Gewissheit habe es dann am Donnerstag gegeben. Westerwelle sei natürlich erschrocken. "Aber auch bereit, den Kampf aufzunehmen und zuversichtlich, den Krebs zu besiegen. Er ist in guter körperlicher Verfassung und hat viele Freunde - mich eingeschlossen -, die ihm durch diese schwierige Zeit helfen und ihm die nötige Kraft geben", sagte Hümmrich.

Bereits in Behandlung

Nach Informationen des "Express" wird Westerwelle inzwischen stationär in der Kölner Universitätsklinik behandelt. Seine Stiftung, die "Westerwelle Foundation", erklärte: "Wir bitten, auch im Namen von Guido Westerwelle und seiner Familie, von Nachfragen abzusehen."

Der Berliner Politikbetrieb zeigte sich betroffen von der unerwarteten Nachricht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wünschte Westerwelle, der von 2009 bis 2011 ihr Stellvertreter war, gute Genesung: "Ich kenne Guido Westerwelle seit langen Jahren als einen großen Kämpfer. Jetzt in dieser für ihn so schwierigen Zeit wünsche ich ihm alle Kraft und Zuversicht, um wieder gesund zu werden." Auch der derzeitige FDP-Chef Christian Lindner übermittelte Genesungswünsche: "Von Herzen wünschen wir ihm, dass er seine Erkrankung bald und vollständig überwindet."

Westerwelles Nachfolger als Außenminister, Frank-Walter Steinmeier (SPD), sagte am Rande eines Besuchs in Istanbul, er habe "mit großer Bestürzung" von der schweren Krankheit Westerwelles erfahren. CSU-Chef Horst Seehofer wünschte Westerwelle "die Kraft und die Portion Glück, die man in einer so schweren Situation braucht". Linksfraktionschef Gregor Gysi erklärte: "Meine Gedanken sind bei ihm."

Hoffnung ruht auf Chemotherapie

Der Begriff "Leukämie" bedeutet weißes Blut und beschreibt eine Vermehrung weißer Blutkörperchen. Bei der auch als Blutkrebs oder Leukose bezeichneten Erkrankung kommt es zu einer Vermehrung unreifer Zellen des blutbildenden Systems, wodurch die normale Blutbildung von roten Blutkörperchen verdrängt wird.

Unbehandelt führt die Erkrankung in der Regel in wenigen Wochen zum Tod, mit einer Chemotherapie bestehen inzwischen aber durchaus Chancen auf Heilung. Über fünf Jahre betrachtet, erreichen nach Expertenangaben heute rund 50 Prozent der Patienten unter dem 60. Lebensjahr und rund 20 Prozent der Patienten über dem 60. Lebensjahr die sogenannte komplette Remission. Das heißt, die Erkrankung ist im Blut und im Knochenmark nicht mehr nachweisbar.

Der 1961 in Bad Honnef bei Bonn geborene Westerwelle stand von 2009 bis zur Wahlniederlage der FDP 2013 und der Bildung der großen Koalition im vergangenen Dezember an der Spitze des Auswärtigen Amts, zunächst auch als Vizekanzler. Von 2001 bis 2011 war er Bundesvorsitzender der FDP, von 2006 bis 2009 außerdem Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. Die vor wenigen Monaten gegründete "Westerwelle Foundation", deren Vorstand der frühere Außenminister ist, hat sich als Stiftung für internationale Verständigung zum Ziel gesetzt, Demokratie durch die Förderung wirtschaftlicher Entwicklung zu stärken.

wa/gmf (dpa, afp)