Wer kann Kanzler?
Der Merkel-Vertraute Volker Kauder hat die Wahl zum Union-Fraktionsvorsitzenden gegen den Außenseiter Ralph Brinkhaus verloren - nach dem Misstrauensvotum gegen die Kanzlerin wird bereits über ihre Nachfolge spekuliert.
Merkels Favoritin: Annegret Kramp-Karrenbauer
Müsste Angela Merkel ihr Erbe selber regeln, fiele die Wahl wohl auf Annegret Kramp-Karrenbauer. "AKK" genießt als CDU-Generalsekretärin hohe Sympathiewerte und hat als Ministerpräsidentin im Saarland schon Wahlen gewonnen. Sie plädiert wie Merkel für eine europäische Lösung beim Thema Migration und sieht als EU-Befürworterin angesichts nationaler Alleingänge "das gemeinsame Europa auf der Kippe".
Der Übergangskandidat: Wolfgang Schäuble
Der Bundestagspräsident hat als dienstältester Abgeordneter in der Geschichte des Bundestages eine Autorität über alle Parteigrenzen hinweg. Obwohl er Merkels Migrationspolitik kritisch gegenübersteht, sprang Schäuble der Kanzlerin im Asylstreit mit der CSU zur Seite. Der 76-Jährige hat die EU-Verträge mitverhandelt, galt aber wegen seiner harten Haltung zu Griechenland als "Zuchtmeister Europas".
Die Ungeliebte: Ursula von der Leyen
Die 59-Jährige galt lange Zeit als die aussichtsreichste Kandidatin für Merkels Nachfolge. Das Problem der Verteidigungsministerin: In ihrer Partei ist sie unbeliebt und genießt wenig Rückhalt. Von der Leyen will eine europäische Armee, die "mehr Gewicht in die Waagschale werden kann", und hat sich dafür stark gemacht, dass Flüchtlinge bei der Bundeswehr ausgebildet werden.
Die Kompromisslösung: Julia Klöckner
Die Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin versteht es bislang sehr gut, sich zwischen den Lagern der Merkel-Anhänger und -kritiker zu positionieren. Eine Strategie, die die 45-Jährige ins Kanzleramt spülen könnte. Bei der Wahl zur Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz war dieses Konzept nicht aufgegangen: Klöckner wechselte zwischen Lob und Kritik in der Flüchtlingsfrage und verlor.
Der Konservative: Jens Spahn
Der Gesundheitsminister hat sich in letzter Zeit mit Kritik an der Kanzlerin merklich zurückgehalten. Trotzdem gilt er wie kein anderer als Gegner Merkels und steht für die konservative Erneuerung der Partei. Der 38-Jährige will die Flüchtlingszahlen begrenzen, fordert ein Burka-Verbot und lehnt die doppelte Staatsbürgerschaft ab - ebenso wie einen europäischen Finanzminister.
Die Zukunftshoffnung: Daniel Günther
Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein führt im hohen Norden ein Bündnis an, das in Berlin nicht zustande kam und trotzdem als Zusammenschluss der Zukunft gilt: Schwarz-Gelb-Grün. Der 45-Jährige war im Streit zwischen CDU und CSU der lauteste Unterstützer der Kanzlerin und will mit einem Einwanderungsgesetz auch abgelehnten Asylbewerbern einen Weg auf den deutschen Arbeitsmarkt eröffnen.
Der Strippenzieher: Peter Altmaier
Der Wirtschafts- und Energieminister gilt als rechte Hand Merkels und ihr Mann für alle Fälle. Bestes Beispiel: Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise entmachtete Merkel Innenminister de Maizière und ernannte Altmaier zum Koordinator der Flüchtlingspolitik. Im Handelsstreit mit den USA will der 60-Jährige mehr Europa und weniger Trump: "Die Wertegemeinschaft ist stärker als einzelne Politiker!"
Der Unterschätzte: Armin Laschet
Als Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen ist man automatisch auch ein Kandidat für das Kanzleramt, obwohl der Name des 57-Jährigen selten bei den Spekulationen fällt. Doch das muss nichts heißen: Laschet gewann vor einem Jahr auch völlig überraschend mit der CDU die Landtagswahlen. In der Flüchtlingspolitik verteidigt er immer wieder den Kurs der Kanzlerin.