1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Luftwaffenchef im Cockpit

25. Mai 2010

Luftwaffenchef Andrej Blazik war während des Absturzes der Präsidentenmaschine bei Smolensk im Cockpit, so der Ermittler Edmund Klich. Dieser habe den Piloten aber nicht zu einer Landung gedrängt.

https://p.dw.com/p/NWLN
Trümmer der polnischen Präsidentenmaschine nach dem Absturz von Smolensk (Foto: AP)
Bild: AP

Der polnische Luftwaffenchef sei wenige Minuten vor der geplanten Landung im Cockpit erschienen und habe sich während des Absturzes der Tupolev TU-154 "bis zur letzten Minute" im Cockpit aufgehalten, erklärte Klich am Dienstag (25.05.2010) im Fernsehsender TVN.

Bei dem Absturz waren Präsident Lech Kaczynski und 95 weitere Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern waren die gesamte Armeeführung, zehn Minister, zahlreiche Parlamentarier und Persönlichkeiten aus Kultur und öffentlichem Leben, die an einer Gedenkfeier für die Opfer von Katyn teilnehmen wollten.

Trauernde zünden vor dem Präsidentenpalast in Warschau Kerzen für die Opfer des Absturzes an (Foto: AP)
Polen im SchockzustandBild: AP

Die Flugsicherung von Smolensk hatte wegen dichten Nebels mehrmals von der Landung abgeraten und als Ausweichflughafen Minsk in Belarus vorgeschlagen. Noch kurz vor dem Absturz der Präsidentenmaschine hatte ein anderes, aus Moskau kommendes Flugzeug, einen Landeversuch abgebrochen und war umgekehrt.

Unbekannter Besucher im Cockpit

Klich betonte jedoch, dass der Stimmenrekorder keine Hinweise darauf geliefert habe, dass der Luftwaffenchef den Piloten zu einem Landeversuch genötigt habe. "Es gibt keinen Satz, die einen direkten Druck nahelegt, wie zum Beispiel: 'Wir müssen landen'. Ich kann mich an einen derartigen Satz nicht erinnern."

Allerdings fügte er hinzu, eine zweite, nicht-identifizierte, Person habe etwa zehn Minuten vor dem Absturz das Cockpit betreten, um sich über mögliche Verspätungen zu erkundigen. Diese habe das Cockpit daraufhin wieder verlassen.

In den polnischen Medien war zuvor spekuliert worden, der Pilot sei möglicherweise von seinem Vorgesetzten oder sogar dem Präsidenten selbst, zu einer Landung trotz schlechter Sicht genötigt worden. In diesem Zusammenhang verwiesen die Medien auch auf einen früheren Fall, in dem Lech Kaczynski 2008 einem erfahrenen Piloten nach einem Staatsbesuch in Georgien "Befehlsverweigerung" vorgeworfen hatte, weil sich dieser geweigert hatte, am Flughafen von Tiblisi zu landen. Dieser Flug war aufgrund schlechten Wetters umgeleitet worden. Medien zufolge war der Pilot der Unglücksmaschine von Smolensk damals als Co-Pilot an Bord gewesen.

Autor: Fabian Schmidt (afp, dpa)
Redaktion: Sabine Faber