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Jochen Faget8. Juli 2008

In Portugal wird Urlaub zum Luxus. Nicht unbedingt für jene Touristen, die Jahr für Jahr Portugals Strände bevölkern. Wohl aber für die Einheimischen, die besonders unter höheren Energie- und Lebensmittelpreisen leiden.

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Ein traurig schönes Bild: verwaiste Strände an Portugals Küste.
Ein traurig schönes Bild: verwaiste Strände an Portugals Küste.Bild: picture-alliance / Bildagentur H

Ein Leuchturm auf schroffen Klippen. Darunter feiner, grauer Sandstrand, der sich um eine langezogene Bucht schmiegt. Im kristall-klaren Wasser stehen vereinzelt Felsen, dahinter ein endloser blauer Horizont. Keine Frage, der portugiesische Küstenort São Pedro de Muel hat für jeden verträumten Sommer-Spaziergänger viel zu bieten. Und bis vor kurzem wussten das eine Hand voll ausländische Touristen und besonders viele einheimische Urlauber zu schätzen. In São Pedro de Muel feierten Portugiesen aus allen Landesteilen den Sommer im eigenen Land, sagt Natália Loureiro, eine stattliche Frau, die mit ihrer weißen Schürze hinter ihrer Strandbar ‚Velho Marinheiro‘ lehnt. Heute bleiben die Einheimischen einfach weg, und damit auch Natálias Einnahmen. Nur drei Gläser Bier hat sie an diesem Tag schon gezapft – und das in fünf Stunden: "Die Portugiesen sind doch alle pleite", sagt Natália, "es kommen nur noch Leute, die in der Nähe wohnen. Das Leben ist einfach so teuer geworden, und die Löhne, die steigen einfach nicht."

Ein gespenstisch leerer Traumstrand

Romantische Sonnenuntergänge gibt es gratis. Übernachtungen und Restaurants dagegen sind teuer geworden.
Romantische Sonnenuntergänge gibt es gratis. Übernachtungen und Restaurants dagegen sind teuer geworden.Bild: picture-alliance / Lou Avers

Das bekommen auch malerische Küstenorte wie São Pedro de Muel zu spüren. Der mittelportugiesische Badeort ist fast menschenleer. Normalerweise würden hier im Sommer Touristen Handtuch an Handtuch liegen, meist braungebrannte Portugiesen. Und davon lebten die vom Tourismus abhängigen Menschen in Sao Pedro de Muel bis vor kurzem gut. Auch im Supermarkt, der vier Fußminuten von Natálias Strandbar entfernt, vergeblich auf Kunden wartet. Nur eine Frau steht an der Kasse, wo normalerweise die Sonnenhungrigen bis auf die Straße Schlange stehen um noch Proviant für den Stand zu erstehen. "Die verbliebenen Touristen kaufen nur das Billigste", klagt der Ladenbesitzer Mário Santos. "Drei, höchstens vier Scheiben Schinken, eine Flasche Wasser, ein Saft."

Es wird schwer für Santos, in diesem Jahr Geld zu verdienen. Seit die Lebenshaltungs- und Benzinpreise auch in Portugal explosionsartig gestiegen sind, ist die Dauerkrise im westlichsten Land Europas auch zur Ferienkrise geworden. Urlaub können sich nur noch wenige Portugiesen wirklich leisten. Am Sandstrand vor dem kleinen Supermarkt liegen Guilherme Emílio und seine Frau Maria João unter einem rot-gelben Sonnenschirm. Sie sind seit drei Tagen in São Pedro de Muel, und auch ihnen ist die merkwürdige Stimmung im Ort nicht verborgen geblieben: "Die Familienfinanzen sind wirklich sehr angespannt", sagt Guilherme Emílio, "an Fernreisen denkt schon lange keiner mehr. Und auch innerhalb Portugals bleiben die meisten in der Nähe ihres Wohnorts."

Das alte Lied vom unbeschwerten Sommerurlaub

Ein Highlight für jeden Urlaub - Portugals schroffe Küsten. Viele sehen das jetzt nicht mehr.
Ein Highlight für jeden Urlaub - Portugals schroffe Küsten. Viele sehen das jetzt nicht mehr.Bild: AP

Aus den ächzenden Lautsprechern von Natália Loureiros Strandbar tönt leise ein melancholischer portugiesischer Schlager herüber. "Dreht doch die Zeit zurück", heißt es darin immer wieder. Und viele in São Pedro de Muel würden sich genau das wünschen: ein Ende der Urlaubskrise, um wieder an die großen Zeiten des mondänen Badeortes anzuknüpfen. Und das sei keinesfalls unmöglich, sagt Strandbar-Besitzerin Natália Loureiro optimistisch, obwohl sie noch immer etwas verloren hinter ihrem Tresen steht: "Die Portugiesen, die hier in São Pedro de Muel ein Haus haben, wenigstens die bleiben diesen Sommer hier." Und wenn die Benzinpreise wieder etwas sinken, dann kommen vielleicht auch wieder die Großstädter aus Lissabon. Das ist Natálias großes Traum für den nächsten Sommer.