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Emoji-Dolmetscher gesucht

15. Dezember 2016

Sie sind die Hieroglyphen von heute: kleine bunte Symbole, die als Bildersprache kulturübergreifend funktionieren. Aber offenbar nicht überall. Seit neustem gibt’s den Beruf des Emoji-Dolmetschers.

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Bild: DW/A. Dluzak

Sie kommen ursprünglich aus Japan. Die kleinen bunten Emojis haben die Textwelt von Internet und Smartphones grundlegend verändert. Universell und leicht verständlich erzählen sie kleine Bildergeschichten, senden Gefühlsregungen via Bildchen oder Liebeserklärungen. Oder quittieren schlechte Twitter-Nachrichten mit Tränen, Enttäuschung oder Ärgergesicht. Neuerdings gibt es auch ein Symbol für Ratlosigkeit, eine Figur mit hochgezogenen Schultern, Handflächen nach vorn. Man kennt diese Geste von den Profifußballern nach einem Foul: Was, ich weiß gar nicht, warum der Schiedsrichter das jetzt gepfiffen hat? Apple hat dieses neue Emoji aktuell in seinen Kanon der Zeichensprache mit aufgenommen.

Emojis
Auch Hautfarben können unterschiedlich ausgewählt werdenBild: picture-alliance/AP Photo

Da aber diese comicähnliche Bildersprache offenbar nicht in allen Kultursprachen und von jedem auf Anhieb verstanden werden, hat ein Londoner Übersetzungsbüro jetzt eine Stelle als "Emoji-Dolmetscher" ausgeschrieben. Das Berufsbild ist völlig neu, wird aber offenbar gebraucht. Laut Stellenausschreibung soll der künftige Stelleninhaber monatliche Berichte über die aktuellen Trends in der Emoji-Nutzung erstellen, die Entwicklung auf dem Emojimarkt beobachten und jeweils geeignete Übersetzungen für die Symbole entwickeln und anbieten.

Interkulturelle Mißverständnisse

Vor allem in Chatprogrammen und beim millionenfach genutzten Messengerdienst WhatsApp werden Emojis weltweit als Symbolsprache immer intensiver eingesetzt. Besonders bei jüngeren Nutzern unter 20 ist diese Sprache ohne Worte sehr beliebt, ganze Unterhaltungen sind mittlerweile mit Emojis möglich.

Finnland Emojis Sauna Mann Frau Handy Nokia Heavy Metal Headbanging
Bild: picture-alliance/dpa/Finnish Foreign Ministry

Wobei sich die kulturellen Unterschiede bei der Nutzung und im Verständnis der Emojis ständig verschieben: ein Regenschirm, ein Zelt, ein Stück Torte können höchst unterschiedlich interpretiert werden. Jedes Land hat auch spezielle nationale Symbole, was zu Missverständnissen in der interkulturellen Kommunikation führen kann. In Finnland beispielsweise gehört das Symbol für Sauna (s. Foto: einmal Männer, einmal Frauen) zur Alltagskultur, in arabischen Ländern kann dieses Emoji hingegen sehr falsch verstanden werden. 

Die Emojis jeweils landesspezifisch zu übersetzen sei die Aufgabe der Emoji-Dolmetscher, erklärte Jurga Zilienskiene, die Geschäftsführerin des Londoner Büros von "Today Translations". "Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns, um die Emoji-Kultur rund um den Globus zu verstehen", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. "Da es dafür keine Muttersprachler gibt, sollte der Job-Bewerber seine Leidenschaft für Emojis demonstrieren und zudem ein Bewusstsein für Missverständnisse und kulturelle Unterschiede zeigen." 

Warum Emojis immer wieder anders aussehen?

Most used emoji (Screenshot)
Die beliebtesten Liebesbekundungen über Smartphone & Co.Bild: Curulate Blog

Damit Computer, Tablets und Smartphones die kleinen bunten Symbole richtig darstellen können, werden sie in Zahlencodes übertragen, den weltweit gültigen Unicode. Ein lachendes Gesicht hat zum Beispiel den Code U+1F603. Allerdings fällt die Darstellung auf unterschiedlichen Betriebssystem auch unterschiedlich aus. Der Unicode-Standard legt nicht genau fest, wie das Emoji aussehen soll.

Bis neue Zeichen in diese Weltsprache aufgenommen werden, können Jahre vergehen. Über die Aufnahme aktueller Symbole wacht ein internationales Unicode-Konsortium. Im Juni 2016 sind gerade 72 neue Emoji-Symbole zugelassen worden: die Avocado, der Döner und ein Selfie-Symbol. Die Übersetzung der internationalen Emojis sei deshalb "noch komplexer als das gesprochene Wort", erläutert Zilinskiene. Ob sich das in der Dotierung der Stelle niederschlage, wurde nicht gesagt.