Watten: die weltweit besten Küstenschützer | Global Ideas | DW | 17.01.2020

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Global Ideas

Watten: die weltweit besten Küstenschützer

Der steigende Meeresspiegel ist eine ernsthafte Gefahr für tief liegende Küstenregionen. Die Natur selbst könnte eine Lösung liefern.

Zugegeben, so schlammig grau und flach wie eine Flunder, versprühen Watten nicht gerade den Zauber weißer Sandstrände oder Steilküsten. Sie zeichnet etwas ganz anderes aus: sie bieten den Küstenregionen weltweit Schutz. Und das ist nicht nur in Zeiten des Klimawandels eine ganze Menge.

Wegen der geografischen Lage Deutschlands auf der Nordhalbkugel könnte man meinen, das Land sei von der globalen Erwärmung noch weitgehend unbeeinflusst. Aber vor der Nordwestküste Deutschlands gibt es ein paar kleine Marschinseln mit nur wenigen Menschen, die darauf leben, an deren Tür der Klimawandel bereits klopft.

Diese Halligen sind einzigartig, denn sie sind bewohnt, obwohl sie regelmäßig von der wilden Nordsee um sie herum überflutet werden. Seit Jahrhunderten leben die Halligbewohner mit dem salzigen Wasser, vor dem sie keine oder nur wenige Deiche schützen. Aber da der globale Meeresspiegel ansteigt, beginnen manche Bewohner der Hallig Hooge sich zu fragen, wie realistisch es ist, dass sie auch in Zukunft dort leben können.

Zwei Hügel, auf denen mehrere Häuser stehen, dazwischen Wasser

Die Häuser auf den Halligen stehen auf künstlich angelegten Hügeln, den sogenannten Warften

Abdrücke von Vogelfüßen im Watt

Würde das Wattenmeer verschwinden, würden auch die Vögel keine Nahrung mehr finden

Hallig Hooge liegt im Nationalpark Wattenmeer, das das größte Watt der Welt und zugleich UNESCO-Weltnaturerbe  ist. Gegenüber von Hooge liegt die grüne Insel Pellworm. Einst gehörte Pellworm zu einem viel größeren Küstengebiet, das aber von einer mächtigen Sturmflut vor einigen Jahrhunderten verschluckt wurde. Heute ist Pellworm vollständig von großen Deichen umgeben, die die Insel vor der Nordsee schützen. 

Reichen Deiche angesichts des steigenden Meeresspiegels?

Das Wattenmeer — Lebensraum zwischen Land und Wasser

Die Einheimischen wollen, dass das so bleibt. Wenn man die Deiche entfernen würde, wäre das das Ende von Pellworm, sagt Knud Knudsen. Er hat hier sein ganzes Leben verbracht und läuft regelmäßig von Pellworm aus durchs Watt zur Hallig Süderoog, um dort die Post auszuliefern.

Ein Austernfischer - ein Vogel mit schwarzen und weißen Federn und einem langen Schnabel - steht im Wasser

Austernfischer sind im Wattenmeer fast überall zu finden. Mit ihren langen Schnäbeln gelangen sie tief in das Watt und somit an Futter

Ein Mann geht durch knöcheltiefes Wasser. Auf seinem Rücken trägt er einen gelben Rucksack der Deutschen Post

Knud Knudsen kennt das Wattenmeer um seine Insel wie kein Zweiter

Aber es sind nicht nur die Inseln in dieser Ecke Deutschlands, die durch den Meeresspiegelanstieg bedroht sind. Das sie umgebende Watt, wo die Ebbe zweimal am Tag den Meeresboden freilegt, droht dauerhaft unter Wasser zu stehen und regelrecht zu ertrinken.

Stirbt der Wattwurm? – Das Wattenmeer im Klimawandel

Und das hätte zur Folge, dass Millionen von Zugvögeln, die hierher kommen, um im Watt und in den Salzwiesen zu rasten und zu nisten, hier nicht mehr leben könnten. Das einzigartige Ökosystem, das es in ähnlicher Form überall auf der Welt gibt, wäre mit seinem Seegras, Sandwürmern, Schnecken, Krebsen, Fischen, Robben und Delfinen nachhaltig gestört.

Eine Robbe nimmt ein Sonnenbad auf dem Watt

Robben kommen bei Ebbe auf das Watt

Ein Haus steht auf einem kleinen grünen Hügel, der ringsum von Wasser umgeben ist

Während sich viele von Deichen geschützt fühlen, sprechen sich andere dafür aus, dem Meer etwas Land zu überlassen

Auch der Tourismus und die Lebensweise der Menschen würden darunter leiden. Deshalb versuchen einige Naturschützer, einen anderen Weg einzuschlagen: Sie wollen nicht gegen das Meer arbeiten, sondern mit ihm. In niedrig gelegenen Regionen überall auf der Welt wollen sie Teile des Landes ans Meer zurückgeben, durch einen sogenannten geordneten Rückzug oder "Managed Retreat". Dieser Prozess ist umstritten. Die Naturschützer sehen darin aber eine Chance, dass Menschen, Tiere und das Meer auch zukünftig gut miteinander leben können.