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Wasserstofftechnologie

24. Februar 2010

Elektromotoren sind für die Autohersteller zu einem Muss geworden. Die Motoren können mit vorgeladenen Batterien betrieben werden, aber auch mit Strom, der im Auto mit Brennstoffzellen durch Wasserstoff erzeugt wird.

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Wasserstoffbusse in Hamburg (Foto: dpa)
Wasserstoffbusse in Hamburg - sie werden von Brennstoffzellen betrieben und fahren 100 Prozent schadstofffreiBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Sie fahren in Berlin, in Hamburg, in den Niederlanden und in Australien: Busse im öffentlichen Nahverkehr, die mit Wasserstoff angetrieben werden. Die Technik funktioniert, und das schon seit ein paar Jahren, wie Klaus Bonhoff von der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie erklärt: "In den 90er Jahren konnte man sehr schön sehen, wie von Fahrzeuggeneration zu Fahrzeuggeneration, von Prototyp zu Prototyp, von Jahr zu Jahr die Technik kleiner wurde. Seit dem Jahr 2002/2003 haben alle Hersteller Systeme, die ins Auto reinpassen."

Technonogische Fortschritte

Serienreif sind die Fahrzeuge aber bis heute nicht. Stattdessen gab der Automobilbauer BMW Ende letzten Jahres bekannt, dass man die Wasserstoff-Testflotte auslaufen lassen, und sich bei diesem Antrieb nur noch auf Grundlagenforschung beschränken will. Das Echo war groß. Ist die Wasserstofftechnologie doch nicht massentauglich, ist sie etwa ein Auslaufmodell? Nein, sagen Experten und verweisen auf den anderen großen deutschen Automobilbauer Daimler. Im Gegensatz zu BMW, bei deren Fahrzeugen Wasserstoff direkt im Motor verbrannt wird, setzt Daimler auf Brennstoffzellen, in denen mit Wasserstoff Strom erzeugt wird.

Eine Technologie, bei der es im vergangenen Jahr erhebliche Fortschritte gegeben habe, wie Johannes Töpler vom Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV) sagt: "Als nur ein Beispiel für den technischen Fortschritt sei der neue Brennstoffzellen-Nahverkehrsbus von Daimler erwähnt, der mit neuer Technik, inklusive Hybridisierung die Reichweite verdoppelt."

Tankstellen entscheidend

Wasserstoffbus und Wasserstofftankstelle der BVG in Berlin (Foto: BVG Berlin)
Wasserstoffbus und Wasserstofftankstelle in BerlinBild: bvg

Die Reichweite und in Verbindung damit die Ladezeiten der Batterien sind die kritischen Punkte beim batterieelektrischen Antrieb. Wasserstoff hingegen kann innerhalb weniger Minuten getankt werden, man braucht allerdings entsprechende Tankstellen. Kürzlich haben acht Automobilfirmen, darunter neben Daimler auch General Motors/Opel und Ford, ihre Absicht bekräftigt, bis zum Jahr 2015 100.000 Autos mit Brennstoffzellenantrieb auf die Straße zu bringen. Gleichzeitig wurde allerdings auch, wie Johannes Töpler berichtet, die noch fehlende Infrastruktur auf den Weg gebracht: "Die Realisierung der dafür notwenigen Infrastruktur in Deutschland wurde im September mit Gasversorgern und Tankstellenbetreibern vereinbart."

Eine Vereinbarung, an der neben der Automobilindustrie, Energieversorgern und den Herstellern der entsprechenden Anlagen auch die Bundesregierung beteiligt ist. Für die Politik ist die Wasserstofftechnologie im Rahmen der Klimaziele sehr interessant. Denn Wasserstoff, das häufigste chemische Element des Universums, entsteht durch Elektrolyse, also die Aufspaltung mit Hilfe von Strom. Einfach gesagt kann man zwei Drähte ins Wasser halten und dann kommt auf der einen Seite Wasserstoff und auf der anderen Seite Sauerstoff heraus. Energetisch und damit auch politisch interessant wird Wasserstoff, wenn er mit nachhaltigem Strom erzeugt wird. Beispielsweise durch Energieüberschüsse aus Windparks oder Wasserkraftwerken, wie DWV-Mitglied Ulrich Schmidtchen sagt: "Die Kopplung Wind - Wasserstoff ist der Vorreiter dessen, was wir für die Zukunft erwarten, nämlich den allgemeinen Kurzschluss zwischen den erneuerbaren Energien und dem Wasserstoff."

Platz im Energiemix

Die Nutzung von Wasserstoff in Deutschland wird seit zwei Jahren durch ein nationales Innovationsprogramm gefördert. Die Bundesregierung und die Industrie sind mit jeweils 700 Millionen Euro beteiligt, 69 Projekte laufen bereits. Dabei geht es nicht nur darum, die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie zur Marktreife zu bringen, sondern auch darum, der Technologie den passenden Platz im Energiemix der Zukunft zuzuweisen. Denn sie wird nur Teil eines komplexen Systems sein, wie Klaus Bonhoff betont: "Wir haben Anfang 2000 intensiv über Wasserstoff und Brennstoffzellen geredet. Wir haben ein paar Jahre später intensiv über Biokraftstoffe geredet. Wir reden heute intensiv über Batterien. Alle diese Technologien sind essentieller und notwendiger Bestandteil zukünftiger Energiesysteme."

Bonhoff ist sich sicher, dass die meisten Deutschen eine Wasserstofftankstelle in zehn Jahren als völlig normalen Anblick empfinden werden und sich nach einem Wasserstoffauto auf der Strasse niemand mehr umdrehen wird. Allerdings sieht man den Unterschied von außen auch gar nicht. Man riecht ihn nur, denn aus dem Auspuff kommt nur noch Wasserdampf.

Autorin: Sabine Kinkartz
Redaktion: Zhang Danhong