Was Alchemisten und Künstler gemeinsam haben
Alchemisten wollten Gold erschaffen. Das ist ihnen bis heute nicht gelungen. Dennoch beeinflussten sie Generationen von Künstlern, die wiederum unser Bild von der Alchemie prägten.
Geträumte Mondreise
Den Auftakt macht Joe Ramirez. Der in Berlin lebende US-Künstler verbindet kongenial Kunst mit Alchemie. Inspiriert von der Sixtinischen Kapelle entwickelte er eine Technik, um abgefilmte Gemälde auf vergoldete Holztafeln zu projizieren. Im Zentrum steht "Somnium" - die 200 Kilogramm schwere Goldscheibe ist nach einem Text von Johannes Kepler benannt, in dem es um eine erträumte Mondreise geht.
Allheilmittel Panazee
Alchemisten suchten universelle Lösungen, wie zum Beispiel das sagenumwobene Panazee. Das mystische Universal-Heilmittel sollte alle möglichen Krankheiten heilen. Die Bezeichnung geht auf eine Tochter des Asklepios zurück, des griechischen Gottes der Heilkunst. Ob in dieser Deckelflasche aus Rubinglas im 17. Jahrhundert Panazee aufbewahrt wurde, ist nicht bekannt.
Magische Schriften
Diese Silberarbeit - etwa 6. Jahrhundert - zeigt Hermes Trismegistos. In diesem Gott verschmelzen zwei Götter: der griechische Hermes und der ägyptische Thot. Dabei wurde bis in die Neuzeit angenommen, Hermes Trismegistos habe tatsächlich existiert und sei Verfasser der hermetischen Schriften. Die Traktate handeln von der Entstehung der Welt, der Gestalt des Kosmos und von göttlichen Weisheiten.
Erste Chemiker
Manche Alchemisten hantierten tatsächlich mit Zauberformeln, verbanden Naturwissenschaften mit Okkultismus. Viele frühe Alchemisten arbeiteten jedoch eher wie Pharmazeuten oder Chemiker, wie dieses Aquarell zeigt, das wohl im 17. Jahrhundert entstanden ist. Im Zentrum stand die Metallgewinnung, insbesondere von Gold.
Sprudelnde Quecksilberquelle
Alchemisten verwendeten Quecksilber, um Metalle zu veredeln. So sollte durch Quecksilberzusatz aus Kupfer Silber entstehen. Gemeinsam mit Schwefel und Salz zählte Quecksilber zu den drei grundlegenden Elementen der mittelalterlichen Alchemie. In diesem Kunstwerk, das um 1770 gemalt wurde, fließt das begehrte Element Quecksilber dank des Samens Shivas in Strömen aus einer Quelle.
"Der Alchemist" in der Kunst
Während die Alchemie die Kunst inspirierte, prägte diese wiederum mit ihrer Bildsprache unsere Vorstellung von der Alchemie. Carl Spitzweg schuf 1860 sein Gemälde "Der Alchemist", ein humorvolles Porträt im Biedermeier-Stil. Mit Fläschchen und Wunderwassern kannte sich Spitzweg aus, denn er war gelernter Apotheker. Schon während seiner Ausbildung malte er wirkliche und eingebildete Kranke.
Doktor Faustus
"Gelehrter in seinem Studierzimmer" heißt Rembrandts Radierung von 1652. In einer späteren Werkliste ist aber von "Doktor Faustus" die Rede. Womöglich hatte Goethe die Radierung im Sinn, als er seinen "Faust" schrieb. Denn auch sein literarisches Meisterwerk lässt den alchemistischen Mythos aufleben, den gottähnlichen Schöpfer, der eine Welt nach seinen Vorstellungen schafft.
Lehre der Farben
Der französische Chemiker Michel Eugène Chevreul interessierte sich nicht nur für die Elemente. Farben hatten es ihm besonders angetan. Sein Werk "De la Loi du Contraste Simultané des Couleurs" gilt als eines der wichtigsten zur Farbenlehre. Chevreul entwickelte aus den drei Grundfarben Rot, Gelb, Blau einen Farbkreis mit 23 Mischfarben für jede Grundfarbe.
Natur neu abbilden
Der deutsche Fotograf Heinz Hajek-Halke (1898-1983) interessierte sich für die Tier- und Pflanzenwelt. Seinen kunstvollen Fotografien näherte er sich mit wissenschaftlicher Neugier. Hajek-Halke nutzte Mehrfachbelichtung und Montage, Fragmentierung und Collage. So entstanden teils verstörende Bilder, die mit der Wirklichkeit spielen.
Bildliche Materie
Alchemistische Kunst nennt Natascha Sonnenschein ihre Scanographien. Sie verbindet analoge und digitale Techniken, um die nicht-sichtbare Welt sichtbar zu machen. "Paradies der Künstlichkeit" heißt dieser Pigmentdruck von 2001. Die Künstlerin gibt zudem Workshops in alchemistischer Kommunikation, in denen sie den Teilnehmern hilft, ihre eigenen Energiequellen zu finden und zu aktivieren.
Urin hinter Glas
Die Künstlerin Sarah Schönfeld präsentiert kunstvoll, was nach einer langen Nacht im legendären Berliner Club "Berghain" übrig bleibt: Urin. Über Wochen bat sie Partygänger um Spenden, behandelte das gelbe Nass mit Chemikalien, um es dann in einer Vitrine auszustellen. "Hero's Journey (Lamp)" heißt das Werk, das ebenfalls im Rahmen der großen Alchemie-Schau vom 6. April bis 23. Juli zu sehen ist.