Waidmannsheil: Die Lust am Jagen
Rund 380.000 Jäger gibt es in Deutschland und es werden immer mehr. Es gibt zahlreiche Rituale, die die Waidmänner- und frauen zusammenschweißen. Was ist so faszinierend an der Jagd? Ein Überblick.
Privileg des Adels
Jahrhundertelang jagten Menschen Tiere, um zu überleben. Ab dem Mittelalter beanspruchte dann zunehmend der Adel die wildreichsten Wälder und belegte sie mit einem Jagdverbot, dem sogenannten Bannforsten. Die höfische Jagd war ein beliebter Freizeitsport; wer genug Geld hatte, leistete sich sein eigenes Jagdschloss. Zahlreiche Maler, wie hier Jan Wilders, bannten Jagdszenen auf die Leinwand.
Todesstrafe für Wilderei
Dem einfachen Volk war es verboten, für den eigenen Bedarf zu jagen; Bauern mussten auch die Verwüstung ihrer Felder durch die Jagdpartien der Feudalherren klaglos hinnehmen. Selbst wenn Wildtiere die Saat auffraßen, durften sie sie nicht vertreiben, geschweige denn erschießen. Zuwiderhandlungen galten als Wilderei und wurden schwer bestraft - nicht selten sogar mit dem Tod.
Jagdliches Begrüßungsritual und Halali
Die bürgerliche Revolution von 1848 beendete die Vorrechte des Adels, Wilderei gilt aber bis heute als Straftat. Und Jagen darf man natürlich nur mit einem gültigen Jagdschein. Damm wird sowohl beim "Aufbruch zur Jagd" ins Horn geblasen als auch zum "Halali" zum Ende der Jagd. Früher verständigte man sich über weite Strecken mit Hornsignalen, heute greifen auch die Jäger lieber zum Smartphone.
Erfolgreiche Treibjagd
Jäger gehen nicht immer allein auf die Pirsch. Oft werden Hunde eingesetzt, die das Wild aufspüren, sogenannte Treiber scheuchen sie dann vor die Flinte der wartenden Jäger. Bei Waidmännern ist die Treibjagd sehr beliebt, Tierschützer hingegen prangern sie als Tierquälerei an. Das Argument der Jäger, sie würden nur den Wildbestand regulieren, halten viele für vorgeschoben.
"Der letzte Bissen"
Wenn der Jäger ein Wild erlegt hat, schmückt er es mit einem "Bruch", einem abgebrochenen Zweig. Dieser Brauch geht auf Rituale von Jägern der Vorzeit zurück. Der letzte Bissen soll Demut vor der Natur, Achtung vor dem erlegten Lebewesen und einen Dank fürs Jägerglück symbolisieren.
Kulinarische Spezialität
Bei aller Kritik an der Jagd, Wild essen die meisten Deutschen trotzdem gern. Ob Hirsch, Wildschwein, Reh, Fasan oder Feldhase: Die Tiere sind in einer natürlichen Umgebung aufgewachsen, und so landet bestes Bio-Fleisch auf dem Teller.
Es röhrt an der Wand
Mitte des 20. Jahrhunderts waren kitschige Landschaftsgemälde über dem Sofa äußerst beliebt, allen voran mit einem röhrenden Hirsch als Motiv. In rustikalen Gasthöfen konnte man sich außerdem überall an Hirschgeweihen erfreuen, die die Holzwände zierten.
Hirsch à la 2018
Hirsch- oder besser gesagt Hirschköpfe sind auch im 21. Jahrhundert eine beliebte Deko. Allerdings sind diese Jagdtrophäen meist nicht echt, sondern aus Plüsch oder Plastik. Auch als Kerzenhalter, als Motiv auf der Umhängetasche oder als Bambifigur auf der Fensterbank finden sie reißenden Absatz.
Platzhirsch Klaus-Henry
Dieser Hirsch hat es gut: Klaus-Henry lebt in einem Wildpark in Schleswig-Holstein und muss daher nicht befürchten, von einem Jäger erschossen zu werden. Seine größte Sorge während der Brunftzeit ist es, die Rivalen auszustechen und in der Rolle des Platzhirsches die Damen des Rudels zu beglücken.